Von Jan Lange
Während sich andere junge Männer in seinem Alter lieber ein Formel-1-Rennen anschauen, schenkt Stefan Heidrich jede freie Minute seinen Tauben und Hühnern. „Wenn man sieht, was aus einem kleinen Küken oder einer Jungtaube für ein prächtiges Tier werden kann, wenn man sich richtig um sie kümmert, dies hat mich schon immer fasziniert“, schwärmt der 28-jährige Geflügelzüchter.
Der Mittelherwigsdorfer hat die Liebe zum Federvieh in die Wiege gelegt bekommen. Schon sein Großvater war Züchter, ebenso wie sein Vater. „Ich bin mit der Geflügelzucht aufgewachsen“, sagt Stefan Heidrich. Und dadurch schon früh im Geflügelverein gelandet. Vor acht Jahren trat er in die Fußstapfen seines Vaters, der lange den Mittelherwigsdorfer Ortsverein geleitet hatte. Mit 20 Jahren schon Vereinschef – dies war etwas Besonderes. Schnell war er auch auf Kreisebene sehr aktiv.
Und nun ist Stefan Heidrich mit gerade mal 28 Jahren der neue Vorsitzende des Bundes Zittauer Rassegeflügelzüchter. Gunter Kögler aus Olbersdorf hatte nach gut 30 Jahren aus Altersgründen den Vorsitz abgegeben. Auch beruflich ist der gelernte Baufacharbeiter ein Durchstarter. Trotz seines noch jungen Alters ist er schon Vorarbeiter. „Ich bin froh, dass ich einen sehr toleranten Chef habe, der mir im Herbst mal einen Tag Urlaub mehr gibt, wenn eine Geflügelausstellung ansteht“, sagt Heidrich.
Als neuer Chef des Züchterverbandes will er vor allem die Außenwirkung verstärken, um so mehr Mitglieder zu gewinnen. „Wir müssen uns nicht verstecken“, meint Heidrich. Für den Mittelherwigsdorfer Ortsverein konnte er bereits viele junge Mitglieder gewinnen. Heute hat der Verein im Schnitt die jüngsten Mitglieder aller zwölf Geflügelzuchtvereine in der Region Zittau. „Unser jüngstes Mitglied ist 20“, erzählt Heidrich.
Die Mitgliederstärke früherer Zeiten hat der Verein aber noch lange nicht erreicht, in den 1970er und -80er Jahren waren hier bis zu 60 Züchter Mitglied, heute sind gerade noch 14. Anderen Vereinen geht es aber nicht viel besser.
Mit seinem Vater hatte er bereits als kleiner Junge große Geflügelausstellungen besucht und fast immer Preise mit nach Hause gebracht. Diese Erfolge setzen sich bis heute fort. In Leipzig wurde er im vergangenen Jahr Europameister und Europachampion. Und bei den deutschen Meisterschaften holte er gleich drei Titel in drei verschiedenen Kategorien. In Ulm war er mit seinen großen Hühnern wie auch den Zwerghühnern erfolgreich, in Nürnberg wurde er Deutscher Meister mit seinen Sächsischen Farbentauben.
Diese Taubenart hatten schon sein Großvater und auch sein Vater gezüchtet. „So eine Tradition lässt man nicht einfach fallen“, findet der 28-Jährige. Deshalb hält er nun in dritter Generation Sächsische Farbentauben. Vor allem auf seltene Arten hat er sich spezialisiert. „Ich mag es, Tauben zu haben, von denen es nur wenige gibt“, erklärt er.
Rund 150 Tauben hat er derzeit im Stall, dazu kommen etwa 30 Hühner und noch einmal 100 Küken. Derzeit ist wieder Brutsaison, was für Stefan Heidrich jede Menge Arbeit bedeutet. In seinen Brutschränken brütet er auch die Küken für andere Züchter aus. Im Sommer wird es dann etwas ruhiger, bevor im Herbst und Winter eine Ausstellung nach der anderen ansteht. Der 28-jährige Mittelherwigsdorfer hat dabei wieder einen Titel bei der Deutschen Meisterschaft im Blick, die im Dezember in Leipzig stattfindet. „Der erste Höhepunkt ist aber die rassebezogene Europaschau der Hühner in Hoya bei Hannover“, erklärt der erfolgreiche Geflügelzüchter.
Lokal ist besonders die Kreisschau eine wichtige Veranstaltung. Sie findet seit 1994 regelmäßig in Mittelherwigsdorf statt, 2012 war es das 20. Mal. Angesichts dieser Tradition war für die Kreisgeflügelzüchter schon lange klar, dass ihr neuer Vorsitzender auch aus Mittelherwigsdorf kommen sollte.