Von Susanne Sodan
Sie sind kreativ, selbstbewusst, Jugendliche, frech, Freunde, dynamisch, Improvisationskünstler, zielstrebig, liebenswerte Plaudertaschen und – Schauspieler. Einmal in der Woche treffen sich die Mitglieder der Theatergruppe „Smile if you like“ im Hanno Pirna, um ihre Stücke zu entwickeln und zu proben. Jetzt geht es in die heiße Phase. Die Premiere von „Bis zur letzten Seite. Clara erinnert sich“ steht an. Ein Episodenstück, das sich um ein Leben voller Schicksalsschläge dreht. Um Claras Leben. Sie selbst liegt im Koma, ihre Schwester liest aus ihrem Tagebuch. Und was es da zu lesen gibt, wird von den Jungschauspielern dargestellt. Die öffentliche Generalprobe findet am 7. Juni, um 18 Uhr, im Hanno statt, die Premiere am 21. Juni, 18 Uhr, im Pesthaus.
Elf Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren spielen bei „Smile if you like“, eine Gruppe des Vereins Theatermacher Pirna, mit. „Bis zur letzten Seite. Clara erinnert sich“ ist bereits ihr viertes Stück. Zu Beginn hielten sie sich noch an Vorlagen, spielten „Romeo und Julia“ und den „Sommernachtstraum“. Ihr neues Stück haben sich die Jugendlichen selbst erdacht. „Wir arbeiten mit dem Konzept der Stückentwicklung“, erklärt Theaterpädagoge Christian Schmidt. Zu Beginn wird improvisiert, verschiedene kleine Geschichten entstehen. Die werden weiterentwickelt – bis sich übergeordnete Erzählstränge und schließlich eine Geschichte herausbilden. Jeder ist Hauptdarsteller, jeder bringt ein, was ihn bewegt. „So war es eigentlich auch schon bei ,Romeo und Julia‘. Auch da haben sich die Jugendlichen in die Rollen versetzt und konnten aktuelle Motive entdecken“, erklärt Projektkoordinatorin Imke Günther.
Und wie läuft so eine Probe ab? „Also erstmal wird eine halbe Stunde gequatscht“, erzählt Nadine Heide. „Wir sehen uns schließlich die ganze Woche über nicht“, ergänzt Tom Mitzscherling. Fast alle Mitglieder der Theatergruppe besuchen unterschiedliche Schulen: Mittelschule, Gymnasium und Berufsschule. Das ist auch das Konzept der Theatermacher. Sie wollen Kinder und Jugendliche aller sozialer Schichten ansprechen. Mittlerweile sind aus den Mitgliedern der Truppe Freunde geworden. Diskutiert wird dennoch viel. „Wahrscheinlich bringen wir unsere Theaterpädagogen regelmäßig zur Verzweiflung. Wir pubertieren halt“, bringt es Nadine auf den Punkt. Ihre Schwierigkeiten kennen die jungen Schauspieler ganz genau. Auch wenn manchmal die Konzentration fehlt – wenn es darauf ankommt, können sie sich zusammenreißen.
Die Freude am Theatermachen, das Miteinander und die Reaktionen des Publikums geben ihnen Motivation. Sie wünschen sich noch mehr Publikum und mehr Mitglieder. Und mehr Akzeptanz für das Schauspielern, vor allem in Pirna und vor allem bei Gleichaltrigen. Durch ihr Hobby erlangen die Jugendlichen wichtige Kompetenzen. „Man wird selbstbewusster. Wenn ich überlege, wie wir vor unserem ersten Auftritt Panik geschoben haben …“, sagt Tom. „Die Kommunikationsfähigkeit wird gefördert und auch Zielstrebigkeit. Was kann ich? Was will ich?“, erklärt Christian Schmidt. Es ist vor allem auch die Auseinandersetzung mit sich selbst und der eigenen Umgebung, die die Jugendlichen weiterbringt und in die Stücke einfließt. In „Bis zur letzten Seite. Clara erinnert sich“ wird der Frage nachgegangen, was im Leben alles passieren kann. Liebe, Unfälle, Verlust. „Das sind große Themen und ganz klassische Theatermotive. Auch schwierige Motive, an die sich die Jugendlichen herantrauen“, sagt Annette Jahns.
Die Opernsängerin und Regisseurin unterstützt die Jugendlichen bei ihren Proben, erarbeitet mit ihnen mögliche Spielformen, gibt Erfahrungen weiter. Sie sieht Potenzial in den Mitgliedern von „Smile if you like“. „Da sieht man in den Proben dann Momente aufblitzen, die auch das Publikum fesseln.“
„Bis zur letzten Seite. Clara erinnert sich“, 21. Juni, 18 Uhr, Pesthaus Pirna, Eintritt frei, Spenden erbeten