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Jurij Brezan ist Publikumsmagnet

Mit großem Erfolg ist am Sonntag die diesjährige Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen. 88 000 Besucher zählten die Veranstalter. Selbstverständlich waren beide Bautzener Verlage - der Domowina- und der Lusatia Verlag - erneut auf dem großen Lesefest präsent. Aber auch viele Bücherfreunde aus dem Landkreis statteten der Buchmesse einen Besuch ab.

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Von Carmen Schumann

Natürlich konnte das Treffen der Büchermacher und -konsumenten von den aktuellen Ereignissen nicht unbeeinflusst bleiben. Doch die Stimmungslage wurde von den beiden Bautzener Verlagsleitern, mit denen SZ ins Gespräch kam, doch recht unterschiedlich interpretiert. Während Ludmilla Budar, die Chefin des Domowina-Verlages die Stimmung als „bedrückt“ empfand, wollte Lusatia-Verlagsleiter Dr. Frank Stübner eher ein trotziges „Jetzt erst recht!“ verspürt haben.

Äußerliche Zeichen des Protestes waren unübersehbar. Ein geschäftstüchtiger Händler verkaufte Regenbogenfahnen mit dem „Peace“-Aufdruck, mit denen zahlreiche Messestände dekoriert wurden.

Mehr Zuspruch als erwartet fand die Lesung von Jurij Brezan, der am Sonnabend in der Uni-Bibliothek seine im Domowina-Verlag neu erschienene Novelle „Die Einladung“ vorstellte. „90 Besucher quetschten sich in den überfüllten Raum“, berichtet Ludmilla Budar. „Weitere Besucher verfolgten die Lesung von draußen.“ Trotz seines hohen Alters las der 86-jährige Altmeister der sorbischen Literatur eine Stunde lang und diskutierte eine weitere halbe Stunde mit den Besuchern. Auch der Verkauf der Neuerscheinung sei sehr gut angelaufen, berichtet die Verlagsleiterin.

Die Leipziger Buchmesse erweist sich für die heimatlichen Verlage immer wieder als Drehscheibe zur Weiterverbreitung von Informationen über die Sorben und die Lausitz. „Die Besucher an unserem Stand wissen immer sehr genau, was sie wollen und fragen ganz gezielt“, hat Ludmilla Budar beobachtet. „Wir haben eine Brückenfunktion wahrzunehmen“, sagt die Fachfrau. Deswegen orientiere sich ihr Verlag auch ganz bewusst nach dem Osten. „Wir nehmen in den kommenden Monaten an den Buchmessen in Prag und Warschau teil und verzichten dafür auf Frankfurt am Main“, so Ludmilla Budar.

Kontakte zu Verlagen in der Tschechei und der Slowakei, die seit Jahren und Jahrzehnten bestehen, werden gepflegt und ausgebaut. So waren natürlich neue Buchprojekte im Gespräch und auch eine Ausstellungsbeteiligung für Buchillustrationen in Bratislava wurde angebahnt.

Dass die Leipziger Buchmesse auf dem aufsteigenden Ast ist, kann Verlagsleiter Dr. Frank Stübner nur bestätigen. „In vielen meiner Gespräche kam zum Ausdruck, dass etliche Verlage sich mehr auf Leipzig orientieren, weil man hier auf Vielfalt setzt.“ Und natürlich spielten auch die hohen Standgebühren in Frankfurt eine große Rolle.

Die oben angesprochene Drehscheibenfunktion beobachtet der Lusatia-Chef ebenso. „Wir nutzen Synergie-Effekte bewusst aus“, unterstreicht er. Während ihm die Bautzener Theaterleute Requisiten zur Dekoration seines Messestandes zur Verfügung stellten, machte er seinerseits offensiv Werbung für den Bautzener Theatersommer. „Wir haben die Flyer beim Stand des Verlages „Junge Welt“ ausgelegt, wo die Digedag-Bücher erscheinen“, berichtet er.

Dort seien sie weggegangen, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. „Viele der Besucher sehen uns als Ansprechpartner für die Region“, so Frank Stübner. Seine Gesprächspartner hätten ihm nicht nur Tipps für die Bücher geben können, die er gegenwärtig in Arbeit hat, sondern man habe auch verschiedene Veranstaltungsprojekte besprochen, so beispielsweise eine Filmvorführung im Jugendhaus Steinhaus in Bautzen aus Anlass des fünften Todestag des bekannten Liedermachers Gerhard Gundermann.