Von Constanze Sturm
„Guck mal, ein Hund“, schallt ein zartes Stimmchen durch die Christuskirche. Zwischen den Bänken jagt jaulend ein Vierbeiner auf die Bühne zu und hängt dabei den Jäger ab. Vertrieben und einsam beschließt der alte, träge Hund, gemeinsam mit dem Esel nach Bremen zu ziehen und Stadtmusikant zu werden. Mit diesem Märchen der Gebrüder Grimm eröffneten Mitglieder der Kirchgemeinde Mohorn das Brückenfest in Freital-Deuben.
Vor der Kirche sitzen schon die älteren Gäste bei Kaffee, Eierlikörtorte, Mandelkuchen und Schmand. Die Kinder dagegen tummeln sich um Valentina Pretnjow vom Regenbogenverein: Sie legt Eva-Maria Friedrich ein weißes Laken um, taucht dann einen kleinen Schwamm erst ins Wasser, dann in Farbe und malt der Dreijährigen eine rosa Stirn. Das kitzelt. Eva-Maria kneift die Augen zusammen. „Ich schminke die Kinder erst das zweite Mal“, sagt Pretnjow, „aber das ist nicht schwer. Ich muss nur öfter auf die Vorlage schauen.“ Farbe für Farbe, Muster für Muster trägt sie auf. So wird aus Eva-Maria ein bunter Schmetterling. Die neunjährige Ordtrud Vödisch malt lieber selbst und streicht vorsichtig mit dem Pinsel über die Ähren des Gipsreliefs.
Ursprünglich wollte der Pro Jugend e.V. eine Musikanlage aufbauen, an der die Jugendlichen sich selbst als DJ‘s probieren sollten. „Aber die Anlage ist abgesoffen“, sagt Streetworker Thomas Neumann von Pro Jugend. Ursprünglich sollte das bunte Treiben auch auf beide Uferseiten der Weißeritz verteilt werden – verbunden durch die Fröbelbrücke, dem Zentrum des Brückenfestes. Aber die hat die Flut mit sich gerissen.
Die Erlöse des Festes sollen nun helfen, eine neue Fußgängerbrücke über der Weißeritz zu errichten. „Nur leider sind nicht viele Leute gekommen“, sagt Andrea Schlenkrich vom Regenbogenverein. Das bedauert auch Thomas Neumann: „Es fehlt das Engagement der Unternehmen in diesem Viertel. Mit deren Hilfe könnte es mehr Angebote geben, die die Leute anlocken.“ Andrea Schlenkrich schaut betrübt in ihre Kasse: Auf diese Weise werden die Leute wohl auch nächstes Jahr das Brückenfest ohne Brücke feiern müssen...