Von Heike Stumpf
Die Kameliensaison 2014 ist zu Ende, die letzte Blüte verwelkt. Und trotzdem sind die Chefin des Roßweiner Heimatvereins Martina Thiele und deren Mann Richard nun wieder häufiger im Kamelienhaus im Wolfstal anzutreffen. Die Vereinsmitglieder, die sich seit Jahren rührend um die alten Exemplare der sogenannten Teerose des Ostens kümmern, arbeiten inzwischen hinter den Kulissen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Heimatfreunde haben die für sie größte Baumaßnahme 2014 begonnen. Diese betrifft den Anbau ans Kamelienhaus.

Dort befindet sich einiges an Technik. Pumpen zum Beispiel. Sie pumpen das Regenwasser hinüber ins Gewächshaus. Das Wasser wird in insgesamt fünf Tanks, die jeweils 1 000 Liter fassen, gesammelt. Auch die werden erneuert. Die Neuen sind schon da. Voraussichtlich am Montag werden dann wieder Uwe Leeser, Inhaber der Zimmerei Kämpfer, und seine Gesellen Mike Roßberg und Klaus Damm gefragt sein. Sie haben zugesagt, mithilfe von Technik die Vorratsbehälter in den Anbau zu hieven. Allein mit Muskelkraft ist dies kaum zu bewältigen.
Schon gestern waren die beiden Handwerker im Wolfstal. Sie haben das alte Pappdach abgerissen. Der Dachstuhl darunter ist aus Holz und schon ziemlich morsch und verfallen. Deshalb wird ihn Uwe Leesers Team erneuern. Zwei Arbeitstage hat er dafür und die Vorarbeiten sowie das spätere Neueindecken des Daches mit Pappe kalkuliert. Dann müssen die Zimmerer und Dachdecker wieder auf Einfamilienhäuser und damit ihre eigentlichen Baustellen.
Die anfallenden Kosten für die Abriss- und Reparaturarbeiten am Dach des Kamelienhaus-Anbaus – geschätzte 1 500 Euro – zahlt der Chef der Zimmerei aus eigener Tasche. Ihn hatten die Thieles vor ein paar Wochen angesprochen und um Rat gefragt, wie sie die seit Langem geplanten Instandsetzungen angehen können. Daraufhin hat Leeser nicht lange überlegt und seine Hilfe angeboten.
„Die Leute von Heimatverein tun viel für Roßwein“, begründet Uwe Leeser seinen Einsatz. Den der Heimatfreunde verfolgt er auch als Stadtrat mit. Er weiß, ohne derartiges Ehrenamt würde in Roßwein weniger angeboten werden können. „Es ist durchaus bewundernswert, wie die Heimatfreunde während der Kamelienblüte jedes Wochenende im zehn Grad frischen Gewächshaus ausharren und die Besucher betreuen“, findet der Roßweiner Geschäftsmann. Tausende Gäste jede Saison sprächen für sich. Darüber hinaus liege ihm am Herzen, dass das Kamelienhaus im Wolfstal und damit einer der wenigen Besuchermagneten Roßweins erhalten bleibt.
Martina Thiele ist erleichtert, dass dieses Bauprojekt jetzt endlich abgehakt werden kann. Bezahlt hat der Verein die Tanks schon mit Geld, das die Gäste im Kamelienhaus für diesen Zweck gespendet haben. Der Ersatz der Wasserbehälter war genauso überfällig wie die Dachsinstandsetzung. Der Anbau, so schätzen die Thieles, ist bestimmt schon in den 1960er-Jahren entstanden. Über die Jahre hat sich bewährt, die Kamelien mit Regenwasser zu versorgen. „Das bekommt den Pflanzen gut“, bestätigt Martina Thiele.
Sie wünscht sich, dass der Heimatverein auch die nächste Baumaßnahme gut über die Bühne bringen kann. Die Mitglieder haben vor, das Heimatmuseum noch vorm Schulfest im kommenden Jahr zu renovieren. Das Museum ist im Rathausnebengebäude untergebracht. Die Räume erstrecken sich teilweise über zwei Etagen. Um die Wände und Decken zu malern, müssen wahrscheinlich Gerüste gestellt werden. Dort hinauf will der Vereinsvorstand seine überwiegend älteren Mitglieder nicht mehr jagen. Deshalb würde sich Martina Thiele freuen, wenn ihr nach dem Dach in absehbarer Zeit noch jemand aufs Malergerüst steigt.