Von Frank Oehl
In der radiologischen Gemeinschaftspraxis von Dr. Undine Apolle-Kaufmann und Dr. Beata Frackowiak in Kamenz wächst die Anspannung. Kein Wunder, schließlich stellt man sich auf deutlich mehr Zulauf ein. Nicht von „Patienten“, die den Lessingplatz 5 schon jetzt stark frequentieren, sondern von „Klientinnen“. „Die Unterscheidung ist wichtig“, erläutert Undine Apolle-Kaufmann. „Wir beginnen noch im Oktober mit dem Mammografie-Screening, der Brustkrebsvorsorge für 50 bis 69-jährige Frauen.“ Diese würden zentral eingeladen, natürlich nicht als Patienten, sondern halt als Kundschaft im vorbeugenden Sinne. „Wir waren aufgefordert, die strikte Trennung vom Krankenbetrieb vorzunehmen“, sagt die Radiologin. Dies werde durch einen separaten Eingang und die gesonderte Betreuung durch eine Röntgenassistentin auch abgesichert. „Wir rechnen mit 40 Klientinnen pro Tag.“ Das ist kein Pappenstiel.
Der Zulauf könnte theoretisch sogar noch viel größer sein. Neben Pirna, wo das neue Screeningprogramm für Ostsachsen geleitet wird, ist Kamenz zweiter Schwerpunkt geworden. „Wir decken von hier aus auch den Bereich Hoyerswerda und Bischofswerda mit ab“, sagt Dr. Apolle-Kaufmann.
Alle zwei Jahre möglich
Die kostenlose Vorsorgeuntersuchung gegen Brustkrebs betrifft in diesem Bereich genau 27063 Klientinnen, die nun einmal in zwei Jahren eingeladen werden. Wobei man zunächst mit einer deutlich geringeren Beteiligung rechnet. „Im Westen wurde das Programm gut angenommen, in Brandenburg zum Beispiel eher schlecht.“ Was nicht leicht zu interpretieren ist. Immerhin ist das Mamma-Karzinom die häufigste Krebsart bei der Frau. Fast jede Neunte wird im Laufe ihres Lebens damit konfrontiert – vor allem im Risikoalter, das jetzt durch das Vorsorge-Projekt abgeklopft wird. Dabei verspricht man sich auch wissenschaftliche Erfolge gegen den Krebs. „Allerdings müssten wenigstens 70 Prozent aller zur freiwilligen Untersuchung gebetenen Frauen auch teilnehmen, damit statistisch zuverlässige Werte herauskommen können.“
Dazu soll auch die Doppelbefundung der Röntgenbilder beitragen. „Es sind immer zwei Ärzte mit der Auswertung des Screenings beschäftigt.“ Sollte es keine einheitliche Auffassung geben, würde in Pirna eine „Konsensuskonferenz“ das letzte Wort haben. Alles sehr zeitnah, versteht sich. „Innerhalb von sieben Werktagen steht allen Klientinnen ein Ergebnis zu“, sagt Dr. Apolle-Kaufmann. Gegebenenfalls müssten sie auch zur Abklärungsdiagnostik gerufen werden. Dann folgen Spezialaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder auch Gewebeentnahmen mit Hilfe der Stanzbiopsie.
Hoher Zuspruch erwünscht
Die Palette der Mammografie-Diagnostik wird jetzt auch schon angewandt – aber erst nach ärztlicher Untersuchung, also in begründeten Verdachtsfällen. Jetzt sind alle Frauen zwischen 50 und 69 aufgerufen, in das Vorsorgeprogramm einzusteigen. „Wir wünschen uns trotz der zusätzlichen Belastung für unsere Praxis einen möglichst hohen Zuspruch“, so Dr. Apolle-Kaufmann. Nach wie vor gelte, dass der Brustkrebs gute Heilungschancen hat – wenn er rechtzeitig entdeckt wird. In Sachsen sterben in jedem Jahr etwa 800 Frauen am Mamma-Karzinom. Diese Zahl zu senken, ist das eigentliche Ziel der Aktion. Auch deshalb ist die Anspannung am Lessingplatz verständlich ...