Von Ina Förster
Kamenz hat einen echten Lebensretter: Thomas Ebnet, 42 Jahre alt, bescheiden und fast unangenehm berührt durch den Rummel, der derzeit um ihn veranstaltet wird. Vor genau einem Jahr rettete er durch beherzten Einsatz zwei Frauen in Oberbayern das Leben. „Das war selbstverständlich für mich. Ich finde, dass einem dafür nicht unbedingt eine Medaille um den Hals gehangen werden muss“, meint er. Bedenkt man, dass Feuerwehr und Rettungswesen fast täglich wahre Wunder im Alltag vollbringen, kann man ihn verstehen. Doch es ist und bleibt eine besondere Tat, die er am 6. August 2009 vollbrachte. Was geschah?
Umsichtig und besonnen
Thomas Ebnet arbeitet seit zweieinhalb Jahren die Woche über in Bayern. Die Kamenzer Firma P.E.P. Kreativ Bau GmbH betreut in Gaudingen bei München eine riesige Wohnanlage mit 1500 Mieteinheiten. Sanieren, Instandhalten – das ist ihr Metier. Der Kamenzer ist Projektleiter vor Ort. Zusammen mit bis zu 15 Kollegen ist er an die Montagearbeit fern der Heimat gewöhnt. Nur am Wochenende geht es zu den Familien zurück.
Frauen waren gekentert
„Ich war an dem Augusttag gerade mit einem Hausmeister der Anlage auf einem Rundgang, als plötzlich zwei Mieterinnen riefen, dass im nahe liegenden Wehr ein Schlauchboot mit Frauen gekentert war und diese im Wasser trieben“, erinnert er sich. Der Fluss Würm fließt direkt an der Wohnanlage vorbei, er ist ein Abfluss vom Starnberger See. Die Strömung kurz vor dem Wehr ist gefürchtet. Vor allem für ungeübte Paddler oder Bootsfahrer birgt sie Gefahren.
„Wir sahen gleich, was passiert war. Das Schlauchboot war abgeknickt und hing vornüber. Alle drei Frauen hatte es aus dem Boot geschleudert.“ Aus der Tiefgarage wurde eine lange Leiter besorgt, und sofort gingen die beiden Männer an die Bergung der Frauen. Die waren zwischen 55 und 65 Jahre alt, hatten also nicht die nötige Kraft, sich lange zu halten. „Eine haben wir gleich an der Mauer mit den Händen herausgezogen, bei der anderen mussten wir uns vorsichtig mit der Leiter heranarbeiten. Die dritte war schon abgetrieben.“ Auch die Erste-Hilfe-Maßnahmen begleiteten die Männer mit, lotsten Einsatzkräfte vor Ort. „Erst später erfuhren wir, dass die dritte Frau es nicht geschafft hatte.“
Eine Insassin schaffte es nicht
Ernst blickt Thomas Ebnet drein, wenn er davon erzählt. Der Unfall an der Würm war tagelang in den Schlagzeilen. „So etwas muss man verarbeiten. Für uns selbst war es zu keiner Zeit gefährlich, wir waren besonnen. Man reagiert automatisch.“ Dass er ein Jahr später dafür geehrt wurde, machte ihn verlegen. Zuerst meldete sich schon der Landkreis Starnberg, später auch die Opfer. Und die Regierung Oberbayerns lud die Lebensretter zum Empfang nach München. Doch im Juli war der Kamenzer im Urlaub.
Kurzerhand übernahm der OB Roland Dantz gestern vor der Stadtratssitzung die Aufgabe und überreichte ihm die Lebensretter-Medaille in der Heimat.Auf ein Wort