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Kamera ab!

Die Achtklässler der Oberschule drehen eigenhändig Filme. Nebenbei lernen sie etwas über verschiedene Berufsfelder.

Von Frank Korn
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Während Nick Wagner mit der Kamera filmt, führt Fabian-Steve Neumann ein Interview. Gesprächspartner ist Uwe Schmidt, der als Lehrausbilder in der Harthaer Firma MBW Metallveredlung arbeitet.
Während Nick Wagner mit der Kamera filmt, führt Fabian-Steve Neumann ein Interview. Gesprächspartner ist Uwe Schmidt, der als Lehrausbilder in der Harthaer Firma MBW Metallveredlung arbeitet. © Dietmar Thomas

Hartha. Wie hält man eine Kamera, warum braucht man bei Filmaufnahmen auch ein Mikrofon und was muss getan werden, bis ein Film gesendet werden kann? Und was passiert eigentlich in den Betrieben, die es in Hartha gibt? Antworten auf diese Fragen bekamen die Achtklässler der Pestalozzi-Oberschule Hartha bei ihrem Filmprojekt.

Eine der vier Schülergruppen lernte die Firma MBW Metallveredlung kennen. Uwe Schmidt, der im Unternehmen für die Lehrausbildung zuständig ist, stand den Jugendlichen Rede und Antwort. Er hat einst den Beruf eines Galvaniseurs gelernt. „Heute heißt es Oberflächenbeschichter. Die Ausbildung dauert drei Jahre“, sagte Uwe Schmidt. Die Firma MBW sei ein Dienstleister und keine Betriebsgalvanik, wie das früher der Fall war. „Wir bedienen vor allem Kunden aus der Autoindustrie“, so Schmidt.

Entstanden ist das Unternehmen aus der ehemaligen Spindelfabrik. „Wir waren damals das Werk 5.“ In diesem Betriebsteil, das 1985 errichtet wurde, seien sogenannte Geräteteile gefertigt worden. „Es durfte damals keiner wissen, was es ist, aber es waren Läufe für das Maschinengewehr Kalaschnikow“, sagte Schmidt. Die seien im Werk 5 verchromt, gerichtet und poliert worden. Auch ein Probebeschuss sei ausgeführt worden. „Deshalb sind auch Gitter an den Fenstern und das Gebäude war damals verriegelt und verrammelt“, so Schmidt. Allerdings sei die Produktion der Gewehrläufe noch vor der Wende eingestellt worden.

Zur Wendezeit wurde der Betrieb von Unternehmern aus Wuppertal übernommen, die Pflückspindeln für Baumwolle verchromen ließen. Dafür wurde extra eine neue Verchromungsanlage eingebaut, die auch heute noch genutzt wird. Zu den Anlagen gehöre immer eine Abwasseranlage. „Bevor das Wasser wieder in den Kreislauf abgegeben wird, muss es gereinigt und entgiftet werden“, so Schmidt.

Die Produktion der Pflückspindeln ist eines Tages eingestellt worden und der Betrieb hing erneut in der Luft. 1997 übernahm mbw die Firma. „Seitdem läuft es“, so Schmidt. Es wurde eine gebrauchte Anlage aus Dresden als Zink-Nickel-Anlage aufgebaut. In der Firma werden zwei Verfahren angewendet. Beim Hartchromverfahren wird Chrom auf Stahl aufgebracht. Das sei nicht zu verwechseln mit einer Kupfer-Nickel-Chrom-Beschichtung, die auch als Dekorativchrom bezeichnet wird. Außerdem arbeitet die Firma mit dem Zink-Nickel-Verfahren. „Früher hat man nur verzinkt. Mit der Legierung wird die Haltbarkeit der Teile verlängert. Das ist besonders in der Fahrzeugindustrie wichtig“, erklärte Uwe Schmidt. Im Harthaer Werk gibt es knapp 30 Mitarbeiter, darunter einen Azubi. Insgesamt besteht MBW aus sieben Betriebsteilen.

Bei der Umsetzung des Filmprojekts halfen der Bildungsträger BSW sowie der Sächsische Ausbildungs- und Erprobekanal mobil (SAEK), der auch die erforderliche Technik bereitstellte. „Die Schüler sollen Filme über Berufsfelder drehen“, sagte Praxisberaterin Marlen Junghanns. Bei mbw Metallveredlung und in drei weiteren Firmen, der Stemke GmbH Kunststoff und Form, Pflege mit Herz und Spat Spezialantriebstechnik, drehten die Schüler kurze Interviews mit Firmenvertretern und Auszubildenden.

 „Bei diesem Projekt werden Berufsorientierung und Medienbildung kombiniert“, sagte Johannes Gersten vom SAEK. Bei dem Filmdreh gehe es um den richtigen Einsatz der Technik, die Gestaltungsmöglichkeiten und um die Kunst des Weglassens, so Gersten. Mit der Ausbeute war der Fachmann zufrieden. „Es sind noch kleine Nacharbeiten erforderlich. Danach sind die Filme auf dem Youtubekanal von SAEK mobil zu sehen“, so Gersten.