Von Manuela Reuß
„Es ist schon erstaunlich für die Organisatoren des Ausbildungsmarktes, dass das hiesige Arbeitsamt nicht gewillt war, präsent zu sein“, erklärt Jürgen Jehnichen, Chef der IHK Kamenz. Ohne Begründung habe die Behörde abgesagt. „Das kann nicht wahr sein, sie müssten eigentlich als erste antreten“, ärgert sich auch Andreas Heinrich, Wirtschaftsförderer im Landratsamt.
Nichtsdestotrotz strömten jene, für die dieser Ausbildungsmarkt organisiert wurde in den Saal des Hotels Stadt Dresden: Jugendliche. Teils allein, teils mit Mama oder Papa. Knapp 400 Leute nutzten das Angebot von Landratsamt und IHK. An 20 Ständen konnten sich die jugendlichen Besucher Entscheidungshilfe für ihre Berufswahl holen. Im Vorjahr seien es noch 26 oder 27 gewesen, erinnert sich der Wirtschaftsförderer. Polizei, die Hochschule Zittau und Görlitz, Krankenkassen, die Fachhochschule Lausitz, das Statistische Landesamt Sachsen und die Berufsakademie Sachsen waren nur einige der Unternehmen, die sich den Ausbildungssuchenden vorstellten. Schade sei, so Heinrich, dass mittelständische Unternehmen komplett fehlten. Etwa 60 habe man im Vorfeld angeschrieben, zwei hatten ihr Kommen zugesagt, doch die fehlten auch. „Das ist der allgemeine Spiegel der Wirtschaft.“ Aber es sei sehr schade, denn die Organisatoren hätten den Ausbildungssuchenden gern auch den gewerblich-technischen Bereich vorgestellt.
Kerstin Herrmann (18) und ihr Vater Andreas kamen sogar aus Dresden in die Lessingstadt. Aus der Zeitung hätten sie vom Ausbildungsmarkt erfahren. „Wir sind auf gut Glück losgefahren“, erzählt der Dresdner. Tochter Kerstin schloss die Schule schon 2002 ab und absolviert zurzeit ein berufsvorbereitendes Jahr. Sie entschied sich für den Bereich Büro und Verkauf. Doch das ist ihr zu eintönig. Sie will einen vielseitigeren Beruf. Kinderpfleger schwebt ihr vor. Und wie es der Zufall will, in Kamenz trifft sie auf Dr. Katja Zschocke, Schulleiterin des Institutes für berufsbildende Fachschulen und Lehrgänge (ibfl). Genau jener Schule, bei der sie sich beworben hat. Die Schulleiterin rät ihr sich als Alternative auch die neue Ausbildung zum Staatlich geprüften Sozialassistent anzuschauen. Denn Bewerbungen seien schon zahlreich eingegangen. Seit Oktober führe man Vorstellungsgespräche. Zu einem solchen werde auch Kerstin eingeladen. Beworben, so erzählt die 18-Jährige, habe sie sich auch in Nürnberg und Bielefeld, wo sie sich nächste Woche vorstellt. „In welcher Stadt ich lerne ist mir relativ egal, Hauptsache es klappt.“
Dieser Ausbildungsmarkt sei für Jugendliche eine gute Hilfe, schätzt eine Mutti aus Bautzen ein. „Wo sonst hat man die Möglichkeit zwanglos mit Firmen ins Gespräch zu kommen. Ohne eine Hemmschwelle.“ Das wissen auch die Organisatoren und versprechen: Es wird 2004 auch einen 4. Ausbildungsmarkt geben!