„Kannst du mehr Hitzefrei machen?“

Von Silke Richter
Bernsdorf. Am Dienstag wurde das Projekt „Klassentreff“ der Grundschule Bernsdorf für dieses Schuljahr beendet. Der Klassentreff ist die Schülervertretung der Schule und besteht aus vierzehn Klassensprechern der Klassenstufen zwei bis vier. Durch den Klassentreff lernen die Kinder demokratische Prozesse innerhalb der Schule kennen und Beteiligungsstrukturen werden gefördert. Wir sprachen mit Werkstattleiterin Anika Noack vom RAA(*)-Trägerprojekt „Ein Quadratkilometer Bildung“.
Rückblickend auf die ersten Klassentreffs: Wie hat alles angefangen und was wurde bisher erreicht?
Gelingende Schulentwicklung kann nicht ohne die Beteiligung der Hauptzielgruppe funktionieren. Mit Unterstützung von „Ein Quadratkilometer Bildung“ wird deshalb seit dem Schuljahr 2014 der Klassentreff in der Grundschule Bernsdorf umgesetzt und den Kindern Gehör geschenkt. Zu jedem Schuljahresbeginn finden die Wahlen der Klassensprecher und ihrer Vertreter in den Klassenstufen zwei bis vier statt. Die gewählten Vertreter haben ganz eigene, kreative Ideen, die den Schulalltag bereichern und das Klassenklima verbessern. Der Klassentreff war beispielsweise maßgeblich an der Neu- und Umgestaltung des Schulhofs der Grundschule beteiligt. Skizzen wurden gezeichnet, Ideen gesammelt und dem Bürgermeister persönlich bei einer Schulhofbegehung vorgestellt. Die Klassensprecher, die als Sprachrohr zwischen den Lehrern und Mitschülern fungieren, übernehmen aber auch viele kleine Aufgaben und sind inzwischen als festes Partizipationsorgan an der Grundschule anerkannt.
Auf dieses Schuljahr bezogen: In welcher Form und mit welchen konkreten Aktionen wurden die demokratischen Prozesse innerhalb der Schule und Beteiligungsstrukturen bei den Schülern gefördert und umgesetzt?
Der Klassentreff findet aller zwei Wochen unter Leitung der Pädagogischen Werkstatt statt und wird genutzt, um über aktuelle Probleme zu sprechen, Ideen und Projekte zu entwickeln und sie in Abstimmung mit Lehrkräften und Eltern durchzuführen. Die Klassensprecher entwickelten gemeinsam mit der Schulleitung ein Klassenbarometer, einen „Stimmungsmesser“. Probleme, Schwierigkeiten und Redebedarfe werden von den beteiligten Schülern im Klassenbarometer vermerkt und im Anschluss gemeinsam mit der Klassenlehrerin und dem Klassensprecher aufgearbeitet und ausdiskutiert. Das Klassenbarometer entspannt den Schulalltag und ermöglicht ein schnelles Reagieren auf dringende Probleme innerhalb der Klassen.
Dazu gehörte auch ein Eichhörnchen.
Ja. Die Suche nach einem Namen für das Schulmaskottchen, ein Eichhörnchen, war ein zweiter großer Arbeitsinhalt des Klassentreffs in diesem Schuljahr. Die Klassenvertreter sammelten zunächst Namensvorschläge in allen Klassen und bezogen auch die Lehrkräfte und die Elternvertretung mit ein. Zu Beginn des neuen Schuljahres soll das Geheimnis um den demokratisch gewählten Namen des Eichhörnchens gelüftet werden.
Gab es bislang Aktionen, die besonders gut angekommen sind?
Ich möchte hier gar keine einzelne Aktion herausheben. Die Klassensprecher leisten neben ihrem normalen Schulalltag sehr viel, bringen sich für ihre Mitschüler ein, sind einfach in einem hohen Maß engagiert und aktiv. Sie gestalten durch ihr Wirken den Schulalltag maßgeblich mit und lernen nebenbei die Grundstrukturen demokratischen Handelns kennen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren sprechen, die sich bereits eigene Gedanken zu Problemlagen in der Schule und im Schulumfeld machen und sich für andere einsetzen. Ein Glanzlicht ist natürlich jedes Jahr der Besuch im Rathaus und die Zertifikat-Übergabe durch Bürgermeister Harry Habel. Die Arbeit der Kinder wird durch diesen Jahresabschluss wertgeschätzt und abgerundet.
Welche Fragen waren an Harry Habel am lustigsten, am interessantesten oder am klügsten?
Kinder nehmen ja nicht immer ein Blatt vor den Mund und bei mancher Frage muss man als Erwachsener wirklich schmunzeln (siehe dazu den Kasten links unten mit einigen solcher Fragen, d. Red.). Herr Habel beantwortete natürlich alle Fragen souverän, ohne bei der einen oder anderen Frage zu viel zu verraten.
Wird es eine Fortsetzung der Klassentreffs geben?
Ja, definitiv. Der Klassentreff ist weiterhin ein fester Bestandteil innerhalb der Grundschule Bernsdorf und wird auch im neuen Schuljahr fortgeführt. In den ersten Schulwochen finden die Wahlen der neuen Schülervertretung statt und dann soll auch schnellstmöglich die erste gemeinsame Sitzung des neugewählten Gremiums stattfinden, um die Arbeit aufzunehmen.
* = RAA: Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven Hoyerswerda/Ostsachsen
Schüler-Fragen an Bürgermeister Harry Habel zum Klassentreff
Was für ein Auto hast du?
Einen schwarzen Audi.
Warum wolltest du noch mal gewählt werden?
Weil ich die Leute noch mal richtig ärgern wollte.
Ist natürlich ein Scherz. Bürgermeister zu sein macht mir sehr viel Spaß.
Hast du Haustiere?
Eine Katze.
Welcher ist dein Lieblingsfußballverein?
Keiner so richtig. Ich freue mich, wenn Wiednitz und Straßgräbchen gewinnen.
Wie alt bist du?“
Nächste Frage bitte ... (lacht). Ich hatte vor Kurzem 60. Geburtstag.
Warum hat unsere Schule so wenig Bäume?
Bäume müssen gepflegt werden, denn sie können sonst auch zu einer Gefahr werden.
Es sollen aber demnächst neue Bäume gepflanzt werden.
Was hast du für Hobbys?
Meine Kinder besuchen.
Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast, denn wir haben dadurch schulfrei ... Kannst du nicht mehr Hitzefrei machen?
Nein, leider nicht (lacht).