SZ +
Merken

Kanuten trocknen ihr Bootshaus

Coswigs Kanu-Verein wurde im letzten Juni erneut Opfer der Elbeflut. Jetzt wird das Gelände hochwassertauglich hergerichtet.

Teilen
Folgen

Von Philipp Siebert

Der Putz ist ab, nur nackte Ziegel sind noch zu sehen. Es riecht ein wenig muffig. Immer noch. Vor knapp einem Jahr hatte die Elbe auf dem Gelände des Coswiger Kanuvereins gewütet. Mark Pickhardt steht am Bootshaus, legt die Hände auf die kahle Wand. „Die Ziegel sind noch nass“, sagt er. Er klopft die letzten Styroporplatten unter dem Putz über der Eingangstür ab. Wochenlang hatten sie versucht, das Haus von innen mit riesigen Lüftern zu trocken. Vergebens. „Deswegen haben wir jetzt den Putz und die Dämmung runtergeholt.“

Mark Pickhardt ist der Jugendwart des Kanuvereins. Er hofft, dass die Ziegel bis zum Herbst von selbst an der Luft trocknen. Das Hochwasser im letzten Juni hatte die untere Etage des Bootshauses komplett unter Wasser gesetzt. Schon wieder. Nach 2002 und 2006 das dritte Mal in elf Jahren. Die mobilen Spundwände, die der Verein nach der Jahrhundertflut von 2002 angeschafft hatte, schützen das Haus gegenüber der Gauernitzer Elbinsel nur bis zu einem Pegel von acht Metern. Der war nach drei Tagen Dauerregen erreicht.

„Kurz nach 22 Uhr schwappte das erste Wasser über die Wand“, erinnert sich Mark Pickhardt. Eine halbe Stunde später gab es keinen Unterschied mehr zwischen vor und hinter der Sperre aus Metall: Überall stand die braune Brühe gleich hoch – nur 42 Zentimeter unter der Rekordmarke von vor elf Jahren. Dann konnten die Sportler nur noch warten, bis die Elbe sich langsam wieder zurückzog.

Seitdem das Wasser weg ist, richten die Kanuten ihr Bootshaus wieder her. „Innen ist schon alles fertig“, sagt Pickhardt. Im Fitnessraum wird wieder trainiert. Die Duschen, Toiletten und die Sauna funktionieren auch. Jetzt bereiten sich die Sportler auf die nächste Flut vor. „Dass die Elbe irgendwann wieder kommt, wissen wir“, sagt Pickhardt nüchtern. Das Bootshaus wird deswegen fluttauglich hergerichtet. Die gesamte Elektronik wurde bereits ins Obergeschoss verlegt. Über zehn Meter müsste die Elbe das nächste Mal steigen, bevor der Strom abgestellt werden muss. Die Innenwände im Erdgeschoss des Bootshauses wurden mit wasserdichtem Putz gestrichen. „Die kann man mit einem Hochdruckreiniger absprühen“, sagt der Jugendwart.

Was noch fehlt, ist die Fassade. Sind die Ziegel trocken, kommt eine neue Dämmung drauf. „Davor hängen wir Fassadenplatten, die im Ernstfall abmontiert werden können“, sagt Pickhardt. Droht die Elbe das Bootshaus erneut zu überfluten, können die Kanuten die Platten abschrauben und retten. „In Zukunft wollen wir den Schaden so gering wie möglich halten“, sagt Pickhardt. Die rund 90 000 Euro, die jetzt für die Renovierung gebraucht und nur durch Spenden und die Flutopferhilfe des Freistaates aufgebracht werden können, will der Verein nicht noch einmal in das Gelände investieren müssen.

Trotz der ganzen Arbeit nach dem Hochwasser ist im Sportbetrieb wieder Normalität eingekehrt. Gut 30 Kinder und Jugendliche trainieren zweimal in der Woche. Einige sind sogar recht erfolgreich. In einer Woche nehmen sie an den Ostdeutschen Meisterschaften in Spremberg teil.

Dass der Kanuverein weiter macht, wollen die rund 100 Mitglieder nun auch der Öffentlichkeit beweisen. Deswegen organisieren die Sportler jetzt den ersten Schnuppertag. Am Sonnabend öffnen sie die Tore des Trainingsgeländes. „Wir wollen zeigen, dass wir noch da sind“, sagt Pickhardt.

Vor allem für Kinder und Jugendliche richten die Kanuten diesen Tag aus. „Die Kleinen können sich mit unseren Trainern auf dem Wasser ausprobieren“, sagt der Jugendwart. Und die Eltern haben die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Vereins zu schauen – oder sie steigen gemeinsam mit ihren Kindern ins Kanu und testen ihr eigenes Paddel-Geschick auf der Elbe.

Der Schnuppertag beim Coswiger Kanuverein findet am 10. Mai von 10 bis 15 Uhr auf dem Vereinsgelände am Feldweg 15 in Coswig statt.