Von Gunter Niehus
Damit das Riesaer Stahlwerk Feralpi expandieren kann, soll die Gröbaer Straße im kommenden Jahr eingezogen werden. Dies hatte dem dort ansässigen Geschäftsmann Christian Selle schlaflose Nächte beschert, da er als Miteigentümer der Gastro-Service Ch. Selle & Co GbR, sein Lebenswerk bedroht sah (SZ berichtete).
Der Gastronom war vor allem sauer gewesen, weil die schlechten Neuigkeiten über die Gerüchteküche bei im gelandet waren. Die Stadtverwaltung hatte nie mit ihm darüber gesprochen. Das hat sie nun nachgeholt. Baubürgermeister Werner Nüse hatte den Betrieb an der Gröbaer Straße besucht und sich mit Selle auf eine Lösung des Problems geeinigt. Demnach soll die Gröbaer Straße bis zur Einfahrt von Selles Unternehmen öffentliche Straße bleiben. Außerdem – und dies war dem Gastronomen besonders wichtig – werden dort noch eine Wendeschleife und Parkplätze für Brummis gebaut.
Damit kann Selle leben. Und findet den Kompromiss nur recht und billig. Immerhin habe er sich vor knapp zehn Jahren, als der Betrieb gegründet wurde, auf den Bebauungsplan für dieses Gebiet verlassen, der damals nagelneu war. Außerdem hat Selle rund 42 000 DM Erschließungskosten für die Gröbaer Straße bezahlt und rund 2,2 Millionen DM in den Betrieb gesteckt. Die Firma ist sein Lebenswerk. „Wir sind nicht gerade der unbedeutendste Arbeitgeber in Riesa“, betont Selle. „Wir beschäftigen immerhin 28 Festangestellte und jede Menge Teilzeitkräfte.
Baubürgermeister Werner Nüse hat inzwischen ein schriftliches Protokoll über die Einigung an den Gastronomiebetrieb geschickt. Dies ist Grundlage des Widerspruchs, den Selle gegen die komplette Einziehung der Gröbaer Straße einlegen wird. Dann ist der Stadtrat am Zuge.
Aber vielleicht kommt alles doch noch ganz anders. Denn eigentlich wollte Feralpi Selles Grund und Boden kaufen, um flexibler bei der Ausweitung des Betriebsgeländes zu sein. Die Verhandlungen darüber kommen nicht recht voran, von einem Scheitern spricht aber auch noch niemand. Kartografen, die den nächsten Riesaer Stadtplan entwerfen, müssen sich also in Geduld fassen. Ob es künftig eine Gröbaer Straße gibt, steht noch nicht fest.