Von Bettina Klemm
Das wissen nur wenige: Die Puppentheatersammlung in Dresden gilt als eine der bedeutendsten auf der Welt. Sie umfasst mehr als 12 000 Puppen aus der Zeit des 18. Jahrhunderts bis heute sowie Bühnenbilder und Requisiten. Doch die Sammlung mit Kasperle und Co. lagert im Depot in der Garnisonkirche. Konservator Lars Rebehn hofft, dass seine Schätze bald einem großen Publikum im Kraftwerk Mitte zugänglich sein werden. „Wir wollen das Museum ganz neu erfinden und setzen dabei auch auf die Kreativität der Besucher“, sagt er. Die Sammlung gegenüber vom künftigen Puppentheater in der Maschinenhalle zu zeigen, wäre ideal. Das letzte Wort hat der Finanzminister. Freistaat und Drewag führen bereits Gespräche darüber.
Einen entscheidenden Schritt in diese Richtung machen heute die Stadträte im Bauausschuss. Stimmen sie zu, kann die Drewag mit der Sanierung des einstigen Umspannwerks beginnen. Die aktuellen Bau- und Planungskosten werden mit 10,3 Millionen Euro angegeben. Danach müssten die Kaltmieten bei 11,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Das ist für die meisten kreativen Unternehmen unerschwinglich. Um die durchschnittliche Miete auf 8,50 Euro zu senken, sollen drei Millionen Euro Fördermittel eingesetzt werden. Zwei Drittel kämen von Bund und Land, das fehlende Drittel von der Stadt.
Ursprünglich sollte der Gebäudekomplex am künftigen Theaterboulevard zum Theaterprojekt gehören. Darin waren Werkstätten für die Staatsoperette Dresden und das Theater Junge Generation geplant. Aus Kostengründen wurde das Projekt verworfen. Die Werkstätten entstehen jetzt in Cotta. Somit blieb der Gebäudekomplex mit der Bezeichnung 2.1 bis 2.4 im Besitz der Drewag. Diese wiederum ist für die Strom- und Wasserversorgung zuständig und kann nicht dauerhaft die Kultur- und Kreativwirtschaft unterstützen.
Sie saniert deshalb nur, wenn es künftige Mieter für die einstigen Kraftwerksgebäude gibt. Seit längerer Zeit führt die Drewag Gespräche mit Interessenten für die 5 400 Quadratmeter große Fläche. Fast die Hälfte davon könnte die Puppentheatersammlung einnehmen. In der Vorlage für den Stadtrat wird zudem das Heinrich-Schütz-Konservatorium genannt, das dort hauptsächlich die Tanzausbildung konzentrieren will und bereits Ende April einen Vertrag mit der Drewag geschlossen hat. Der Umbau erfolgt bereits. Das Herzstück der künftigen Räume des Konservatoriums wird ein 140 Quadratmeter großer Tanzsaal sein. Die Zimmer darüber sollen vor allem für den Einzel- und Gruppenunterricht zum Erlernen eines Instruments genutzt werden. Auch an die musikalische Früherziehung wird gedacht. Insgesamt gibt es auf sechs Etagen 19 Unterrichts- und zwei Umkleideräume.
Weitere Nutzer könnten ein Musikklub und ein privates Theater sowie eine Theaterklause sein. Im Gespräch ist auch der Jazzclub Tonne. Doch ob das etwas wird, ist inzwischen fraglich. Der Klub musste wegen technischer Probleme seine Spielstätte im Kulturrathaus aufgeben und sucht nach einer schnellen Lösung. Relativ flink soll nach der Zustimmung der Stadträte die Sanierung im Kraftwerk beginnen. Nur so könnte sie abgeschlossen sein, wenn Ende nächsten Jahres die Staatsoperette und das Theater Junge Generation zu ihren Premieren in die neuen Spielstätten einladen.
Morgen Mittag feiern beide Theater und der Bauherr Kommunale Immobilien Dresden (KID) sowie die Baufirma Ed. Züblin AG Richtfest. Ganz ungetrübt wird für KID-Chef Axel Walther die Stimmung nicht sein. Bei dem 97 Millionen Euro teuren Theaterprojekt waren Fördermittel eingeplant. Allerdings wurden davon 3,2 Millionen Euro nicht bewilligt. Nun suchen Freistaat, Stadt und KID seit Monaten nach einem Ausgleich. Walther hofft, dass im September die Entscheidung fallen könnte.
Die Differenz bei den Fördermitteln für das Theaterprojekt habe aber mit dem aktuellen Vorschlag zur Förderung der Drewag-Sanierung nichts zu tun. Walther begrüßt es, wenn die Gebäude gegenüber der Maschinenhalle und damit dem Foyer der beiden Theater saniert werden. „Wir haben immer gesagt, dass die Theater eine Initialzündung für das gesamte Kraftwerksprojekt sein werden“, sagt er.
Die rot-grün-rote Stadtratsmehrheit hat zudem einen Antrag gestellt, dass die Stadtverwaltung bis Ende September ein Konzept vorlegen solle, wie weitere Gebäude im Kraftwerk für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft ausgebaut werden können.