Von Frank Sühnel
Großröhrsdorf. Den Pokal hat sie in einer Schreibtischschublade. Sie muss ihn für das Foto erst heraussuchen. Die Wirkung in der Öffentlichkeit, sei es in den Medien oder auch bei der Verleihung selbst, ist der zurückhaltenden jungen Frau ein wenig erstaunlich. Katja Kosel hat den Preis dafür bekommen, dass sie in ihrem Ausbildungsberuf die Beste in diesem Jahr war, bundesweit. Gelernt hat sie den Beruf „Produktgestalterin-Textil“. Ende Juli 2016 hatte sie ausgelernt, ihr Ergebnis bei den Abschlussprüfungen waren 95 von 100 möglichen Punkten. Damit gehört sie zu den Ausgezeichneten im Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden.
Acht Ausgezeichnete aus Sachsen
Wer über 91 Punkte erreicht hat, bekommt eine Ehrung. Die Besten des Bereichs der IHK Dresden erhalten von der IHK Sachsen eine weitere Auszeichnung und die sachsenweit Besten kommen zum Bundesausscheid. Insgesamt gab es dieses Jahr 219 bundesbeste Auszubildende in 211 Berufen. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig überreichten den Preisträgern Urkunden und Pokale. Aus Sachsen kamen acht der Ausgezeichneten. Insgesamt nahmen rund 300 000 Azubis teil.
„In Berlin gab es eine große Festveranstaltung, sogar das Fernsehen war da. Das war schon komisch. Aber ich habe es auch genossen“, sagt Katja Kosel. Nun arbeitet die Großröhrsdorferin in ihren Ausbildungsbetrieb, der Franz Schäfer Etiketten GmbH in Bretnig-Hauswalde. „Wir haben Katja natürlich übernommen, sie ist sehr talentiert. Es ist auch für uns das erste Mal, dass es solch eine Ehrung gibt“, freut sich Marlis Born. Sie ist in der Firma für Personal und Ausbildung verantwortlich.
Ein Glücksfall für die Firma
Dass es zu solchen Ergebnissen kommt, wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Es ist einerseits die persönliche Befähigung für den Beruf, das Talent, wie Marlis Born sagt. Andererseits natürlich auch die Betreuung in der Ausbildung. Am Anfang stand da schon ein Zufall. Katja Kosel hatte sich eigentlich als Druckerin beworben. Bei den Probetagen in der Firma zeigte sich aber bereits ihr Talent – und sie wurde gefragt, ob sie nicht lieber die Lehrstelle zur Produktgestalterin Textil antreten wolle. Und da die nun 26-Jährige schon eine Ausbildung im gestalterischen Bereich absolviert hatte, sagte sie zu. Ein Glücksfall für sie und die Firma.
Die Aufgabe eines Produktgestalters Textil ist es, die Kundenwünsche für Etiketten, Logos oder anderes vom Entwurf in ein „webbares Programm“ der inzwischen computergesteuerten Webmaschinen zu verwandeln. Das reicht von einfachen kleinen Bändchen mit der Größenangabe oder den Waschinformationen bis hin zu bunten großflächigen Bildern, die später zum Beispiel auf fertige Bekleidungstücke aufgenäht oder geklebt werden. „Es ist vielseitig und abwechslungsreich, es macht großen Spaß“, sagt Katja Kosel über ihre Arbeit. Hauptstandbein von Franz Schäfer-Etiketten sind diese textilen Produkte. „Seit 1928 fertigen wir solche gewebten textilen Etiketten und Bänder. Es ist noch ein weiterer Zweig dazugekommen, wir produzieren auch Haftetiketten aus Papier und anderen Materialien, etwa für die Lebensmittelindustrie“, erläutert Marlis Born das umfangreiche Tätigkeitsfeld.
Gegen den Fachkräfte-Mangel
Es werden immer wieder Lehrlinge und Facharbeiter gesucht. Stichwort: Fachkräfte-Mangel. „Leider haben wir derzeit geburtenschwache Jahrgänge. Es ist wirklich schwer, Auszubildende für Maschinen und Anlagenführer Textil, so heißen jetzt die Weber, zu finden“, bedauert Marlis Born ausdrücklich. Zurzeit sind bei der Franz Schäfer-Etiketten GmbH etwa 135 Menschen in Arbeit und Ausbildung.