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"Nicht auf den letzten Drücker einkaufen"

Im Kaufland Großenhain geht es fast beschaulich zu. Dank fleißiger Mitarbeiter und Kunden-Einsicht. Einen Wunsch hat das Unternehmen für die Vor-Osterzeit.

Von Thomas Riemer
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Kaufland-Warenbereichsleiterin Heidi Mittasch sorgt gemeinsam mit allen Mitarbeitern dafür, dass die Kunden den Markt zufrieden verlassen.
Kaufland-Warenbereichsleiterin Heidi Mittasch sorgt gemeinsam mit allen Mitarbeitern dafür, dass die Kunden den Markt zufrieden verlassen. © Anne Hübschmann

Großenhain. Parkplätze gibt es am Großenhainer Kaufland genug. In Corona-Zeiten besteht keine Not daran. Doch die Unterstände für Einkaufskörbe sind abgesperrt und verwaist. Wer in den Markt reinwill, muss am Bauzaun vorbei, der den Weg vorgibt. 100 Wagen stehen bereit für die Kunden. Schilder weisen den Weg, seit ein paar Tagen gibt es die Hinweise auch in englischer Sprache. 

Marktleiter Henrik Kiehl steht manchmal auch selbst an der Tür, um auf die Einhaltung der Ordnung zu achten - ausgestattet mit Desinfektionsspray für die Wagen. "Wir haben trotz der Wagenbegrenzung die Lage im Griff", sagt er. Und tatsächlich: Die meisten Kunden zeigten von Anfang an Verständnis, wenngleich beispielsweise am Donnerstag auch mal längere Wartezeiten entstanden. Zu anderen Zeiten dagegen kann man fast von Beschaulichkeit sprechen. "Vor allem abends", bestätigt Warenbereichsleiterin Heidi Mittasch, gleichzeitig zuständig für die freundlichen "Kaufländer" an den Kassen. "Die Leute sind entspannter, kaufen vorausschauend und bewusster ein", hat sie ausgemacht. 

Was ganz sicher auch daran liegt, dass die Kassiererinnen trotz erschwerter Bedingungen Ruhe ausstrahlen. Wenn doch einmal jemand die Abstandslinien aus Versehen übertritt, gibt's einen freundlichen Hinweis. "Für Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen generell geboten. Aufgrund der Corona-Pandemie sind unsere Mitarbeiter diesbezüglich besonders sensibilisiert, zudem haben wir unsere regulären Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen intensiviert", so Andrea Kübler von der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm. 

Das Kaufverhalten der Verbraucher habe sich mittlerweile weitgehend normalisiert. Mit Plakaten werden die Kunden zur Einhaltung der geforderten Abstände aufgefordert. Vor den Bedientheken und Kassen sind Bodenmarkierungen angebracht. "Zudem laufen bei uns regelmäßig Durchsagen, um unsere Kunden daran zu erinnern. Es klappt gut, die meisten Kunden haben es bereits verinnerlicht und halten Abstand. An den Kassen haben wir Plexiglasscheiben angebracht und bitten unsere Kunden, bargeldlos mit Karte oder kontaktlos zu bezahlen", so die Unternehmenssprecherin.

Größte Herausforderung aber zurzeit: Die Regale müssen ständig befüllt werden, sogenannte Engpässe sollen so gering wie möglich ausfallen. "Wir sichern die Grundversorgung der Verbraucher in Deutschland mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs", sagt Andrea Kübler. Zudem sei es das Gebot der Stunde, dass die Verbraucher so wenig wie möglich Kontaktpunkte haben. "Hierzu tragen wir als Vollsortimenter mit unserem umfassenden Angebot bei und ermöglichen unseren Kunden, mit einem Einkauf ihren Bedarf zu decken."

Den SZ-"Schorni" gibt es in diesen Tagen für besondere Leistungen und Ideen zur Bewältigung der Corona-Krise.
Den SZ-"Schorni" gibt es in diesen Tagen für besondere Leistungen und Ideen zur Bewältigung der Corona-Krise. © Thomas Riemer

Dennoch gab und gibt es zuweilen Engpässe. Hamsterkäufe der letzten Tage veranlassten auch das Großenhainer Kaufland, bei bestimmten Waren den Verkauf auf "den herkömmlichen Bedarf" zu beschränken. Kam dies zu spät, zum Beispiel beim Toilettenpapier? "Das war nicht abzusehen", sagt der Marktleiter. "Hätten die Leute normal weitergekauft, wäre überhaupt nichts passiert", ergänzt er. "Unsere Filialen werden täglich beliefert, sodass die Warenversorgung sichergestellt ist", lässt Unternehmenssprecherin Kübler wissen. Aufgrund der großen Sortimentsauswahl stünden den Kunden bei eventuellen Engpässen immer Alternativen zur Verfügung.

Alternativen - das heißt auch Improvisation. Bis auf Weiteres werden an den Frischetheken keine Mehrwegbehältnisse von Kunden mehr befüllt. In den Obst- und Gemüseabteilungen werden Kunden explizit gebeten, nur die Ware anzufassen, die sie kaufen möchten.  Weil der Selbstbedienungs-Backshop aus Hygienegründen nicht mehr betrieben werden darf, gibt es jetzt Brot und Brötchen an gleicher Stelle abgepackt - mit der Bitte, die Tüten erst zu Hause zu öffnen. Die Brotschneidemaschinen sind vorerst tabu.

Überall in der Großenhainer Niederlassung zu sehen sind fleißige „Kaufländer“. Hubwagen auf Hubwagen verlässt das Lager, um dort aufzustocken, wo Lücken entstanden sind. Freiwillig machen die Kunden den Weg frei. Die meisten sind solo. „Die Kinder haben aufgeschrieben, was sie in den nächsten Tagen essen möchten“, sagt eine junge Mutter. „Wir fahren jetzt nur noch einmal die Woche einkaufen. Entweder mein Freund oder ich“, fügt sie hinzu. Andere kommen drei- oder viermal pro Tag, sagt eine Kassiererin  hinter vorgehaltener Hand. „Ich verstehe diese Leute nicht“, ergänzt sie kopfschüttelnd. „Denken die, dass sie verhungern?“

Das ist ein Thema, das gesamte Unternehmen mit seinen 600 Filialen in Deutschland umtreibt. Ostern kommt. Und niemand kann so richtig einordnen, was da kommt. Der Kaufland-Wunsch ist eindeutig: Kunden sollen  möglichst die komplette Einkaufszeit zwischen 7 und 22 Uhr nutzen. Und: "Bitte nicht auf den letzten Drücker vor den Feiertagen kommen. Insbesondere gerne montags, dienstags und mittwochs einkaufen", so Andrea Kübler. "Unsere Filialen werden laufend und auch zu unterschiedlichen Uhrzeiten beliefert, sodass auch zu späteren Tageszeiten die Warenversorgung sichergestellt ist", fügt sie hinzu.

Visuell ist im Großenhainer Marktinneren vieles auf Ostern eingestellt. Auch der Eingangsbereich, vorbei am geschlossenen Blumenladen, ist ein bisschen österlich gestaltet worden. Der externe Geldautomat funktioniert momentan nicht. Doch dafür wird explizit darauf hingewiesen, dass an den Kaufland-Kassen ab einem Einkaufswert von zehn Euro 200 Euro Bargeld abgehoben werden können. 

Die Schlange an der Kasse ist lang. Scheinbar. Und nur, weil im Zwei-Meter-Abstand Linien auf dem Fußboden kennzeichnen, warum Einkaufen jetzt so anders ist. Die Damen an der Kasse bleiben ruhig und aufmerksam. Kartenzahlung wird bevorzugt, aber auch Bargeld akzeptiert. Nach jedem Kunden zischt das Fläschchen mit dem Desinfektionsspray. Zum Abschied gibt es nur selten ein Tschüss. Dafür aber: „Bleib gesund!“

"Seit Beginn der Corona-Pandemie leisten unsere Mitarbeiter in den Filialen jeden Tag aufs Neue eine überragende Arbeit. Sie tun alles dafür, um die Warenversorgung sicherzustellen und die Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen. Sodass alle unsere Kunden, auch in diesen Zeiten, gut und sicher bei uns einkaufen können. Ihnen gilt unser besonderer Dank" sagt Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler. Recht hat sie. Und deshalb gibt es den SZ-"Schorni" stellvertretend für alle, die in diesen Tagen die Versorgung in den Märkten sichern.