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Kaum Duschen und Bockwurst auf die Hand

Der Harthaer Andreas Knorr fährt trotz Corona durch ganz Deutschland. Auf Tour erlebte er das Gegenteil von Sauberkeit und Hygiene.

Von Maria Fricke
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Fährt meist Getränke mit seinem Laster aus: Andreas Knorr.
Fährt meist Getränke mit seinem Laster aus: Andreas Knorr. © privat/Bildstelle

Region Döbeln. Zu Hause bleiben, das kann Andreas Knorr nicht. Der 49-Jährige ist Berufskraftfahrer. Seit 2000 sitzt er hinterm Steuer und fährt Ware quer durch Deutschland. Auch in Zeiten von Corona sorgt er mit seinem Einsatz für volle Regale in den Supermärkten. Doch während sich das ganz Land um Klopapier und Desinfektionsmittel reißt, erlebt Knorr entlang der Autobahn das Gegenteil von Hygiene und Sauberkeit.

„Die Versorgung an der Autobahn ist total schlecht“, sagte der Vater von zwei Söhnen, der in Neudörfchen bei Hartha zu Hause ist, in der vergangenen Woche. Knorr habe kaum mehr eine Chance gehabt, an den Autohöfen etwas zu essen, weil oftmals ab 18 Uhr schon geschlossen war. „Meist gab es dann nur Bockwurst auf die Hand“, berichtete Knorr. 

Doch das war noch nicht einmal das Schlimmste. Auch im sanitären Bereich gab es zeitweise erhebliche Einschränkungen. „Die Toiletten sind teilweise zu. Wir dürfen nicht mehr überall duschen. Und manchmal werden die Toiletten auch nicht mehr gereinigt“, schilderte er die Zustände. 

Auf Truckerforen im Internet liefen dazu die Diskussionen heiß. Auch die Ministerien haben das Thema aufgegriffen und zu einer Besserung der Situation für die Brummi-Fahrer aufgefordert. Inzwischen habe sich die Lage etwas entspannt. „Einige Raststätten haben bereits wieder geöffnet und duschen kann man auch wieder“, berichtete Knorr am Montag.

In der Krise wächst die Solidarität mit den Truckern. Über das soziale Netzwerk Facebook würden auch einige Hotels und Gaststätten den Fahrern die Nutzung von Toiletten und Duschen anbieten. Auch Bauunternehmen ziehen mit. Die Tillmann Bau GmbH, die ihren Sitz bei Hamburg hat, lässt die Berufskraftfahrer ebenfalls duschen und die Toiletten benutzen. „Wir möchten uns für eure Leistung bedanken“, heißt es in deren Facebook-Eintrag.

Die Tank und Rast Gruppe, die in Deutschland mit Franchisepartnern rund 360 Tankstellen und 400 Raststätten betreibt, hat auf die Kritik reagiert. So soll laut einer Pressemitteilung des Unternehmens das Angebot an Mitnahmegerichten in den Tankstellen ausgeweitet haben. 

Die Toiletten und Duschen von Sanifair sollen nun zudem kostenfrei zugänglich sein. Angekündigt wurde auch, mehr auf die Sauberkeit der sanitären Anlagen zu achten, teilweise mit eigenen Mitarbeitern, teilweise mit zusätzlichen Reinigungskräften.

>>>Über die Ausbreitung des Coronavirus und über die Folgen in der Region Döbeln berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog.<<<

Doch nicht überall wurde reagiert. An den Rasthöfen, an denen nur Toilettenhäuser stehen, sei weiterhin abgeschlossen, berichtete Knorr. Und selbst an den Be- und Entladestellen ist der Gang auf die Toilette nicht mehr so ohne weiteres möglich. Teilweise dürften die WCs vor Ort nicht mehr genutzt werden. Stattdessen seien für die Trucker Dixi-Häuser aufgestellt worden.

Knorr fährt für die Spedition Helo aus Weißenfels bei Leipzig. Meist transportiert er Getränke und leere PET-Flaschen, unter anderem für und von Lidl. Er holt Ware in den Zentrallagern ab und liefert sie aus oder er bringt leere Flaschen von den Märkten ins Recycling-Werk. „Aber zurzeit fahren wir eigentlich alles“, sagt Knorr.

Um sich selbst zu schützen, hat sich der Berufskraftfahrer mit Desinfektionsmittel und Gummihandschuhen ausgestattet. Auch trägt er immer seinen eigenen Kugelschreiber bei sich, mit dem er an den Be- und Entladenstellen unterschreibt. „Viel mehr kann ich nicht machen“, sagt Knorr. 

Er wundert sich darüber, dass er in dieser Zeit in den Zentrallagern selbst Be- und Entladen soll. „Da kann doch jeder Fahrer was mit reinbringen“, meint Knorr. Und auch die Zeiten vor Ort hätten sich geändert. In der vergangenen Woche habe er vier Stunden an einem Discount-Zentrallager gewartet. Deutlich länger als sonst.

Doch Corona hat im Fall von Andreas Knorr auch eine gute Seite. Der Verkehr auf den Autobahnen hat aufgrund der Ausgangsbeschränkungen immens nachgelassen. „Ich bin selten so gut durch Berlin durchgekommen“, sagt der 49-Jährige.

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