Kaum leere Wohnungen bei der Genossenschaft

Königswartha . Königswartha ist ein Standort, der vieles zu bieten hat. Ärzte, Schulen, Handel, Vereinsleben, Natur. Deshalb sei Königswartha auch ein lohnenswerter Wohnort. Der das sagt, ist Frank Woithe. Woithe ist seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Königswartha. Diese hat zwar nur zwei Wohnblöcke am Kastanienring mit 175 Wohnungen. Aber diese Wohnungen sind fast alle belegt. Die Nachfrage ist groß. Und weil das so ist, möchte Frank Woithe auch für diesen Standort werben. Auch wenn das angesichts der Schwierigkeiten des zweiten Vermieters im Gebiet, der Wohnbaugesellschaft, derzeit schwierig ist.
Königswartha liegt mit seinen Angeboten genau zwischen Bautzen und Hoyerswerda. Auch dort gibt es Wohnblöcke, die Ende der 80er-Jahre gebaut wurden. „Unser größtes Plus ist die niedrige Miete“, sagt Frank Woithe. Seit der ersten Sanierung nach der Wende ist der Preis von 3,08 Euro stabil. Eine 70 Quadratmeter große Drei-Raum-Wohnung kostet 360 Euro Warmmiete. Gerade konnte die Genossenschaft mit der Enso einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag mit niedrigeren Kosten aushandeln. „Das hat auch mit unserem genossenschaftlichen Denken zu tun“, sagt Woithe. Das bedeutet, dass die Genossenschaft den Zweck erfüllt, dass die Mitglieder ein Leben lang mit einer guten Miete hier wohnen können. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass jeder Mieter in die Genossenschaft eintreten und einzahlen muss. „Da viele Mitglieder im Vorstand und im Aufsichtsrat in unseren Wohnungen leben, kennen sie oft auch die Bewerber auf neue Wohnungen“, sagt Frank Woithe. Vielleicht ist das ja der große Vorteil, warum es kaum Schwierigkeiten bei den Mietzahlungen gibt. Nur einmal in den vergangenen drei Jahren musste Woithe eine Räumungsklage anstreben. Doch die nahm letztlich ein gutes Ende. „Der Mieter hat eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat. Er zahlte alle Kosten und bekam von uns die Chance, in eine neue Wohnung zu ziehen“, erzählt der 56-Jährige, der in Löbau wohnt.
Einige Häuser bekommen Fahrstühle
Weil in der Wohnungsgenossenschaft, die als Arbeiterwohngenossenschaft (AWG) „Neues Leben“ Ende 1987 gegründet wurde, freie Wohnungen höchstens in der vierten oder fünften Etage zu finden sind, hat sich der Vorstand jetzt dazu entschlossen, an einigen Hauseingängen Fahrstühle anzubringen. „Ich habe mir die Varianten in verschiedenen anderen Orten angesehen“, sagt Frank Woithe. In diesem Jahr soll die Planung für sechs Außenfahrstühle beauftragt werden. „Ich glaube, dann sind später die oberen Etagen am gefragtesten“, schmunzelt Woithe. Schließlich haben die Mieter von dort einen tollen Blick ins Grüne. „Und es stinkt auch nicht mehr, seitdem die Schweinemast zugemacht hat“, sagt Frank Woithe. Für den Bau von sechs Fahrstühlen rechnet der Vorstand mit Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Die Kosten werden dann zu einem bestimmten Teil auf die Miete umgelegt.
In der Wohnungsgenossenschaft gibt es Ein-, Anderthalb-, Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen. Das Manko, so Woithe, sei, dass sie keine Vier-Raum-Wohnungen anbieten können. Das sei gerade bei jungen Familien ein Grund, irgendwann wieder auszuziehen. „Dann gebe ich schon den Ratschlag, sich mal bei der Wohnbaugesellschaft zu erkundigen, wenn man gern im Wohngebiet bleiben will“, sagt Frank Woithe. Denn eine Zusammenlegung von zwei Wohnungen könne nur funktionieren, wenn auch zwei nebeneinanderliegende Wohnungen leer sind. „Wir haben dieses Beispiel schon ausprobieren können und somit auch tolle Wohnungszuschnitte mit zwei Bädern und einer großen Wohnküche erhalten“, sagt der Vater dreier Kinder. Doch die Nachfrage nach den Wohnungen ist so groß, dass man eben nicht eine der Wohnungen so lange leer stehen lassen kann, bis auch die andere frei wird.
Balkon-Wünsche werden auf Machbarkeit geprüft
Neben dem Fahrstuhl-Projekt stehen weitere Vorhaben an. So gab es schon mehrere Mieter in Ein-Raum-Wohnungen, die gern einen Balkon hätten. Die Grundvoraussetzungen in der ersten Etage bestehen schon. Derzeit ist ein Statiker am Rechnen, ob es realisierbar ist. Es würde aus dem Küchenfenster eine Balkontür, am Treppenaufgang wird ein Sichtschutz angebracht. Großes Interesse der Mieter besteht auch an Badsanierungen. Bei Neuvermietungen saniert die Genossenschaft das Bad in Absprache mit den neuen Mietern. Teilweise wurden Bäder schon behindertengerecht umgebaut, der Wunsch nach einer Dusche anstelle einer Wanne respektiert. „Die Sanierung im Bestand ist allerdings etwas schwieriger. Aber bisher hat sich immer eine Lösung gefunden“, sagt Woithe, der bei den Mietern auch um Verständnis bittet, dass nicht alles auf einmal passieren kann. „Für 2019 sind wir eigentlich schon ausgebucht“, sagt er.
Frank Woithe, der vor drei Jahren auf die Stellenausschreibung in der SZ aufmerksam wurde, ist es wichtig, miteinander zu reden – auch über Probleme. „Bei uns haben die Mieter Namen und keine Nummern“, sagt Frank Woithe, der in Königswartha drei Tage im Einsatz ist und die andere Zeit in der Immobilienverwaltung für das ehemalige Robotron-Gebäude in Dresden arbeitet.