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Kein Anschluss an der Tolkewitzer

Lothar Gruhner muss nach einem Schlaganfall betreut wohnen. Und unfreiwillig auf Internet und TV verzichten.

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Von Marcus Herrmann

Gut zwei Monate konnte Lothar Gruhner weder Fernsehen gucken noch das Internet nutzen. Nach langem Hin und Her und der Hilfe einer Betreuerin ist das jetzt anders. „Ich habe jetzt einen Vertrag mit Vodafone und Kabel Deutschland. Der ist zwar deutlich teurer als mein vorhergehender, aber ich brauche doch ein bisschen Kontakt zur Außenwelt“, sagt Gruhner mit trauriger Stimme.

Im Dezember 2014 hatte er mehrere Schlaganfälle erlitten und kann seitdem nicht mehr alleine für sich sorgen. Deshalb musste er von Gruna ins betreute Wohnen in der Tolkewitzer Straße 22 umziehen. Seit Anfang Mai hatte sich Gruhner soweit eingerichtet, dass nur noch ein DSL-Anschluss für die Internet- und TV-Nutzung fehlte. „Ich hatte einen Vertrag mit 1&1, den ich gerne weiterführen wollte. Also beantragte ich einen DSL-Umzug zu meiner neuen Adresse“, so Gruhner. Aber die Techniker von 1&1 mussten ihn immer wieder vertrösten und konnten ihrem Kunden über Wochen hinweg nicht helfen. Gruhner hatte davon irgendwann genug und sah keinen anderen Weg, als den Vertrag mit dem Anbieter zu kündigen. „Wir bedauern das sehr. Aber ein DSL-Umzug ist ein komplexer Vorgang“, teilt 1&1-Sprecher Alexander Thieme mit. Er verweist darauf, dass die Techniker die DSL-Verfügbarkeit am gewünschten neuen Standort überprüft hätten. Im vorliegenden Fall sei festgestellt worden, dass an dem Anschlussort ein Leitungsmangel besteht und keine sogenannten freien Kabeladern zur Verfügung standen.

„Darum haben wir im Einvernehmen mit unserem Kunden den Vertrag beendet und als kleine Wiedergutmachung eine Auszahlung in Höhe von 100 Euro an Herrn Gruhner veranlasst“, sagt der Sprecher. Das entspricht zwar ungefähr der Summe, die Gruhner gezahlt hatte, ohne eine Dienstleistung zu erhalten. „Trotzdem ist das nicht die Lösung des Problems“, sagt Gruhner. „Es wird doch sicher auch anderen Mietern so gehen wie mir.“

Der Telekom, die die freien Kabeladern vergibt, sind allerdings keine Engpässe bekannt. „Für das Gebiet um die Tolkewitzer Straße liegen uns keine Beschwerden vor“, sagt Telekom-Sprecher André Hoffmann. Das Problem sei, dass die derzeit verfügbaren Steckerleisten der Telekom zum Teil auch von anderen Anbietern mitgenutzt werden. So auch 1&1. „Sie nutzen unser Kontingent mit“, so Hoffmann. Das ist aber im konkreten Fall unmöglich, da in dem sogenannten Multifunktionsgehäuse (MFG) keine Kabelanschlüsse mehr verfügbar sind.

„In einem MFG sind Kabel mehrerer Komponenten untergebracht. Das ermöglicht etwa die Signalumsetzung durch einen elektrischen Wandler“, so der Sprecher. Derzeit sind in dem MFG aber keine Anschlüsse mehr frei und 1&1 konnte nichts machen. Die Telekom könnte das schon. „Da eine Kapazitätenerweiterung mit dem Bau neuer Steckerleisten verbunden wäre und deutlich mehr als 10 000 Euro kostet, würden wir das wirklich nur für Telekom-Kunden in Betracht ziehen“, sagt Hoffmann. Da es in Blasewitz aber keine Anfragen gegeben habe, sei diese Investition nicht vorgesehen.

Wohnen auch Sie im Stadtteil Blasewitz und haben Probleme, nach einem Umzug einen DSL-Anschuss zu bekommen? Dann rufen Sie uns unter 4864 2210 an.