Von Madeleine Siegl-Mickisch
Per Internet einkaufen, Reisen buchen, Rechnungen begleichen, Filme anschauen – für viele ist das heutzutage selbstverständlich. Für Loreen Locke aus Doberschau nicht. Seit November bemüht sie sich um einen DSL-Anschluss. Sie hat es bei mehreren Anbietern versucht. Doch stets hieß es, dass keine Leitung mehr frei ist. Schließlich erkundigte sich Loreen Locke im Bautzener Telekom-Shop. Sofort Auskunft geben konnte man ihr dort nicht, aber drei Tage später kam ein Anruf vom Kundenservice: Es sei tatsächlich kein Port mehr frei und auch über Funk leider nichts zu machen. Ob sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert, konnte ihr niemand sagen, erzählt sie kopfschüttelnd.
Falsches Versprechen der Telekom
Dabei hatte sie Hoffnung, als ihr Nachbar auszog. Doch den frei gewordenen Anschluss hat offensichtlich jemand anderes bekommen. Unterdessen steht auch ihr Ex-Nachbar Daniel Kupler, der seit Februar am anderen Ende von Doberschau wohnt, ohne Anschluss da. „Dabei wird auf der Internetseite der Telekom damit geworben, dass hier DSL verfügbar ist“, ärgert sich Kupler. Zunächst sei ihm sogar ein Anschluss mit einer Verbindungsgeschwindigkeit von bis zu 16 Mbit pro Sekunde in Aussicht gestellt worden. Doch nun bekomme er nicht mal einen weniger leistungsfähigen.
Das ärgert ihn besonders vor dem Hintergrund, da der Landkreis Bautzen vorigen Sommer den erfolgreichen Abschluss seiner Breitbandinitiative vermeldete. Mehrere Millionen Euro Fördermittel flossen in das Projekt zur Verbesserung der Internetversorgung auf dem Land. „Aber die Telekom vergisst, bereits erschlossene Orte auszubauen“, klagt Kupler. Zwar galt Doberschau vor zwei, drei Jahren als ausreichend versorgt und wurde deshalb nicht in das Förderprojekt einbezogen. Doch die damals als Untergrenze angesetzten zwei Mbit sind heute überholt.
So ärgert sich auch in Gaußig mancher über zu langsames Internet, unter anderem das Evangelische Schulzentrum. Will man dort Fotos von Veranstaltungen in den Bilderblog der Schule hochladen, braucht es viel Geduld. Und bei der Wiedergabe von Filmen lässt die Qualität oft zu wünschen übrig. „Bei uns liegen drei bis sechs Mbit an“, sagt EDV-Verantwortlicher Ralf Krumbiegel. „Wir bräuchten aber mindestens 16 Mbit.“ Schließlich wollen an der Schule oft 50 bis 100 Nutzer gleichzeitig ins Internet.
Doch beim geförderten Ausbau vor zwei Jahren wurde das Glasfaserkabel am Verteiler, der an der Kreuzung vor der Schule steht, vorbeigezogen, weiß Bürgermeister Michael Schulze (CDU). Nun ist im Ort die Rede davon, dass es 30 000 bis 50 000 Euro kosten würde, diesen Verteiler aufzurüsten, und dass die Gemeinde sich daran beteiligen soll. Doch Telekom-Sprecher Georg von Wagner sagt: „Wir haben der Gemeinde kein Angebot gemacht.“ Er preist dagegen die Funklösung LTE mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit an. Auch Landkreis-Sprecher Gernot Schweitzer verweist auf LTE als Alternative für unzureichend versorgte Orte. Eine erneute Initiative des Landkreises zur Verbesserung der Internetversorgung sei nicht geplant.
Freistaat fördert Ausbau
Dass der aktuelle Ausbaugrad vielerorts nicht ausreicht, hat inzwischen auch der Freistaat erkannt und ein Förderprogramm namens „Digitale Offensive“ aufgelegt. In den nächsten Jahren sollen 160 Millionen Euro fließen, um das Netz fit zu machen für Übertragungsraten von mehr als 50 Mbit. Etwas von dem Geld abzubekommen, hofft Wilthens Bürgermeister Michael Herfort (CDU). Auch in seiner Stadt sind bisher nur maximal sechs Mbit möglich. „Einige Unternehmen haben sich schon teure Standleitungen gemietet“, sagt Herfort, „aber für private Nutzer ist das natürlich keine Lösung.“ Deshalb soll der Kabelfernsehanbieter sein Wilthener Netz fürs Internet aufrüsten. Das würde zumindest einem Teil der Einwohner helfen. Klappt es mit der Förderung, könnten sie schon im Laufe des nächsten Jahres schneller im Internet surfen. Und vielleicht gelingt es ja über die Digitale Offensive, dass auch Loreen Locke und Daniel Kupler in nicht allzu ferner Zeit per DSL-Anschluss ins Netz kommen. Auf ein Wort