Von Maik Brückner
Der Lauenstein Museums chef Jürgen Albertus kann es immer noch nicht fassen: Egal unter welchem Stichwort er ins Telefonbuch schaut: Das Osterzgebirgsmuseum findet er weder unter dessen Namen noch unter Museum oder Schlossmuseum. „Wie sollen uns Busunternehmen finden?“, fragt sich der Museumschef. Ortsvorsteher Siegfried Rinke (Wählervereinigung) schüttelt nur den Kopf. Auch er blätterte erfolglos im „Örtlichen“. Dabei entdeckte der Lauensteiner noch eine ganze Reihe anderer Merkwürdigkeiten.
Mehr als zehn falsche Adressen
Bei insgesamt 14 Telefonnummern in seinem Ort war zwar der richtige Straßenname vermerkt. Doch das Örtliche verlegte den Wohnsitz der Telefonkunden von Lauenstein nach Geising. Leider kein Einzelfall. Seit Jahren haben die Erzgebirgler im Stadtgebiet von Geising Huddelei mit dem Örtlichen. So kann sich Bürgermeister Frank Gössel (CDU) noch gut an die Ausgabe des Örtlichen erinnern, in der er laut Buch in der Hauptstraße wohnen sollte, seine Mutter in der oberen Dorfstraße. „Dabei wohnten wir nebeneinander“, sagt der Rathauschef. Auch bei Liebenauer Adressen geriet vieles durcheinander. Um es ins Lot zu bekommen, setzte sich Ortsvorsteher Mathias Wolf (Wählervereinigung) hin und stellte alle falsche Adressen zusammen. Mit der Bitte, dass die Stadt für eine Änderung sorgen soll, übergab der Liebenauer eine Liste ans Rathaus. Bürgermeister Gössel reichte sie mit einem Schreiben weiter. Mit Erfolg. In Liebenau ist Ruhe eingekehrt, und der Rathauschef wohnt jetzt auch laut Telefonbuch wieder neben seiner Mutter.
Doch zu seinem Ärger hat das Örtliche nun sein Rathaus auf die Hauptstraße nach Liebenau versetzt. Dabei sitzt die Verwaltung nach wie vor in Geising. Für Gössel ist das ein Rätsel, wie so etwas passieren kann. Auch die Telefonnummer des Schlossmuseums Lauenstein gibt es im Örtlichen. Zugegeben, sie ist nicht leicht zu finden. Denn aufgelistet ist sie unter Lauenstein bei „Stadtverwaltung Geising Schloss(straße) 5“.
Der Grund für das ganze Kuddelmuddel sind „meistens Anbieterwechsel“, sagt Cornelia Görtz vom Sachsenverlag, der die Telefonbücher druckt. Firmen wie die Telekom, Arcor oder Tele 2 stellen dem Verlag die Daten zur Verfügung und dieser verarbeitet sie. Doch nicht nur beim Anbieterwechsel kommt es zu Komplikationen, wie die Beispiel Schlossmuseum und Stadtverwaltung zeigen. Diesen Fall konnte Rüdiger Gräve, Sprecher der Telekom-Tochter T-Com, lösen.
Straßennamen irritieren
Nach seinen Unterlagen hat die Stadt am 11. Juli 2005 zu T-System-Business gewechselt. Obwohl dieser Anbieter auch zur Deutschen Telekom gehört, muss sich bei der Änderung der Daten der Fehler eingeschlichen haben. Um ihn zu tilgen, müsse sich die Stadt persönlich an die Telekom wenden. „Dieser Service ist kostenlos“, sagt Gräve. Auch andere, die mit dem Eintrag nicht zufrieden sind, müssen das individuell und mit ihrem jeweiligen Anbieter klären. Das habe datenschutzrechtliche Gründe, sagt Gräve. Worin die grundsätzliche Ursache für das Hickhack mit den Telefonnummern liegt, können Cornelia Görtz und Rüdiger Gräve nur darin vermuten, dass es im Stadtgebiet mit der gleichen Postleitzahl mehrere doppelte Straßennamen gibt. Das könnte der Grund für die falschen Ortsangaben sein.