Von Andreas Kirschke
Hunderttausende Pilger erwiesen Papst Johannes Paul II. die letzte Ehre. „Kein Drängeln. Kein böses Wort. Geduldiges Ausharren, Gesang, gegenseitige Hilfe, Aufmuntern“, berichtet der Crostwitzer Pfarrer Clemens Rehor. „Es war wie bei einem Wunder dabei gewesen zu sein.“ Tausende von Jugendlichen – zwölf Stunden lang geduldig so friedlich vereint? Das hat er noch nicht erlebt. „Ich bin sehr froh, dass ich diese Strapaze auf mich genommen habe“, erinnert er sich.
Karol Wojtyla selbst begegnet
1975, damals noch als Theologiestudent, erlebte er Karol Wojtyla bei einer Wallfahrt in Erfurt. Dieser war damals noch Kardinal von Krakau. 1987 erlebte Clemens Rehor eine Papst-Messe im Münchener Olympiastadion mit. Auf Umwegen – über den Besuch seiner Schwester in Stuttgart – kam er dorthin. „Für einen Pfarrer aus Ostdeutschland war das schon etwas ganz Besonderes.“ 1991 gab es ein unmittelbares Zusammentreffen mit dem Papst. Damals weilte der Pfarrer mit anderen Sorben zum Weltjugendtag in Czestochowa (Polen). „Ich durfte ihm persönlich die Hand geben und ein Geschenk überreichen.“ Erlebnisse, die bis heute tief nachwirken. Erlebnisse, an die gerade auch viele Sorben gern zurückdenken. Der Papst erwiderte ihre Gesten auf seine Weise. Und das sogar in sorbischer Sprache: „Ihr seid mir besonders nah, nicht nur durch Sprache und gemeinsame Geschichte, sondern vor allem, weil ihr euch durch Jahrhunderte hindurch den Glauben und die Treue zu unserer Mutter Kirche inmitten säkularisierter Umgebung eures Landes bewahrt habt“, wandte sich der Papst am 23. Juni 1996 in Berlin direkt an die Sorben. Damals erwog der Papst sogar, nach Rosenthal zu kommen. „Fast hätte es auch geklappt.“ Dann kamen aber andere Termine dazwischen.
Benedikt XVI. begrüßt
Starke Anteilnahme erfuhr das Re-quiem. Abend für Abend kurz nach dem Tod Johannes Pauls II. fanden sich unzählige Katholiken zum Rosenkranzgebet in der Kirche ein. Wird Karol Wojtyla weiter lebendig bleiben in ihrer Gemeinde? Der Pfarrer, der die Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum neuen Papst Benedikt XVI. begrüßt, lässt keinen Zweifel daran. „In Gedanken, in unserem Gebet.“ Zu tief wirken Wojtylas Worte, Gesten und pastorale Besuche nach. Clemens Rehor zeigt mir das letzte Schreiben des Papstes. Vom 13. März dieses Jahres stammt es. Ein Schreiben - verfasst vom Heiligen Vater aus der Gemelli-Klinik in Rom. Ein Schreiben zu Ostern - gerichtet an alle katholischen Priester in der Welt. Darin wünscht Karol Wojtyla lange währende und tiefe österliche Freude.