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Kein Geld = kein Aufstieg

Die Gleichung ist simpel. Und sie gilt sportartenübergreifend, wie sowohl die Dynamo-Fußballer als auch die Handballerinnen des HC Rödertal feststellen müssen.

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Von Tino Meyer

Mit großen Projekten in Dresden und Umgebung ist es so eine Sache. Meist verzögern sich die Dinge, oft genug gehen sie schief. Auf jeden Fall ist es offenbar erst einmal grundsätzlich schwierig, Ideen und Visionen durchzusetzen. Dass der Sport da keine Ausnahme macht, müssen derzeit die Handballerinnen des HC Rödertal feststellen. Sportlich sind sie das Beste, was die 3. Liga deutschlandweit zu bieten hat, und ihr zweiter Aufstieg in Folge steht praktisch fest.

Drei Spieltage vorm Saisonende haben sie sechs Punkte Vorsprung und die deutlich bessere Tordifferenz als sämtliche Verfolger. Zudem spielt die Mannschaft von Trainerin Egle Kalinauskaite, die in Radeberg ihre Heimspiele austrägt und personell längst zweitligatauglich aufgestellt ist, schnell, attraktiv, vor allem torreich. Geschieht kein Wunder, und das ist im Handball ausgeschlossen, machen die selbst ernannten Rödertalbienen an diesem Sonntag vor eigenem Publikum den Aufstieg perfekt. Die Gegnerinnen vom SV Henstedt-Ulzburg kommen aus der Nähe von Hamburg, nennen sich wiederum die Frösche und wurden im Hinspiel mit 33:26 besiegt. Doch das ist alles nebensächlich, im Rödertal haben sie andere, größere Sorgen.

Sekt sei zwar genügend vorhanden, meint Manager Thomas Birnstein. Richtig gefeiert werden aber soll erst nach dem letzten Heimspiel in zwei Wochen – wenn überhaupt. Denn so gut es sportlich auch läuft, finanziell ist der Aufstieg noch nicht abgesichert. Zu den knapp 200 000 Euro, die ein ambitionierter Drittligist benötigt, kommen dann eine Klasse höher noch einmal rund 70 000 Euro dazu.

Schon vor dem Saisonstart signalisierte Birnstein, dass „der erste Platz gefährlich werden könnte, weil das Umfeld noch nicht so weit entwickelt ist“. Zu schnell hat der erst vor vier Jahren gegründete Verein also sein sportliches Ziel erreicht, nämlich ein Leistungszentrum im Osten Sachsens zu etablieren inklusive einer Frauenmannschaft in der Bundesliga. Ein finanzielles Wagnis wolle man jedoch auf keinen Fall eingehen und notfalls eben auf den Durchmarsch von der vierten in die zweite Liga verzichten, heißt es nun.

Bis zum Monatsende muss der Verein beim Deutschen Handball-Bund melden, ob im Rödertal in der nächsten Saison Zweitliga-Handball gespielt wird. Ähnlich große Pläne hatten auch schon die Handballer des HC Elbflorenz und von Lok Pirna, die sich inzwischen – zumindest vorerst – mit der 3. Liga zufriedengeben. Kein Geld, kein Aufstieg – so einfach ist die Gleichung, die sportartenübergreifend funktioniert. Auch die Volleyballer des VC Dresden zum Beispiel zögerten bis zuletzt, ob sie sich ein zweites Jahr das Abenteuer Bundesliga leisten wollen. Dabei betrug deren Budget bislang nur 150 000 Euro. Und sogar König Fußball hat es schwer, wie selbst der Regionalkrösus Dynamo Dresden erfahren muss. Dessen Etat von rund 6,4 Millionen Euro würde zwar für alle höherklassigen Handball- und Volleyballteams zusammen reichen, ist aber in der zweiten Fußball-Bundesliga inzwischen der kleinste.

Was die Vereine bei der Sponsorensuche verbindet: Die meisten großen Unternehmen, und mit der Radeberger Brauerei, Müllermilch sowie den Heinrichsthaler Milchwerken gibt es im Rödertal einige, haben ihren Hauptsitz in anderen Teilen des Landes. Und dort wird über die Verteilung von Sponsoringgeldern entschieden.

Beim HC Rödertal sind die Verantwortlichen trotzdem optimistisch – und halten an ihren Visionen fest. Auch wenn so ein Aufstieg manchmal schwierig ist.