Hannover. Der Finanzdienstleister AWD hat in den ersten drei Monaten deutliche Zuwächse bei Umsatz und Kundenzahl verzeichnet und liegt nach Gewinnrückgängen im vergangenen Geschäftsjahr auf Wachstumskurs. Der Umsatz im ersten Quartal stieg um 15 Prozent auf 122 Millionen Euro, der Ertrag habe noch deutlicher angezogen, sagte der Vorstandsvorsitzende der AWD Holding AG, Carsten Maschmeyer, am Freitag in Hannover. 45 000 neue Kunden seien gewonnen worden. 2003 strebt AWD ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von bis zu 51 Millionen Euro an und damit eine Ebit-Marge von bis zu 9,2 Prozent. Der Umsatz soll um bis zu 20 Prozent auf 555 Millionen Euro wachsen.
Gelassen reagierte Finanzvorstand Ralf Brammer auf die Ankündigung des Anwalts und Ex-Bundesinnenministers Gerhart Baum, wegen angeblich falscher Beratung zum Drei-Länder-Fonds (DLF 94/17) mindestens 200 Klagen gegen den AWD einzureichen. Das Unternehmen werde keine zusätzliche Rückstellung bilden und rechne nicht mit einer Belastung für das Ergebnis. DLF 94/17 ist ein geschlossener Immobilienfonds. AWD hatte nach der Insolvenz des Stuttgarter Veranstalters Stella AG Gewinne nicht wie geplant zahlen können, Anleger waren geschädigt worden. Kläger hatten argumentiert, nicht ausreichend über mögliche Risiken des Fonds aufgeklärt worden zu sein.
In den vergangenen drei Jahren habe es 50 Klagen gegen AWD wegen des Drei-Länder-Fonds gegeben, der rund 14 000 Mal verkauft worden sei. Die Forderungssumme bezifferte Brammer auf derzeit 2,9 Millionen Euro. Sollte es tatsächlich zu Urteilen gegen AWD kommen, würden die Leistungen deutlich geringer sein. Bislang gebe es zwölf Urteile. Auf Landgerichtsebene seien acht gegen AWD entschieden worden. Das Unternehmen sei aber in die Revision gegangen, die Urteile seien demnach noch nicht rechtskräftig. Rechtskräftig hingegen seien vier Urteile zu Gunsten von AWD.
2002 war der Überschuss des im M-Dax notierten Unternehmens um 61 Prozent auf 16,9 Millionen Euro gefallen. Die 14,5 Millionen Euro für Übernahmen in Deutschland, Großbritannien und der Ausbau des Geschäfts etwa in Italien für vier Millionen Euro sei nicht mit Aktien, sondern bar gezahlt worden, sagte Vorstand Brammer. Damit sollten spätere Ergebnisbelastungen vermieden werden. Neue Übernahmen sind zurzeit nicht geplant. Maschmeyer: „Wir sind nicht auf Brautschau.“ (dpa/vwd)
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