Von Jürgen Müller
32 Bewerbungen hat der Abiturient Christoph Meisel aus Meißen bisher geschrieben. Wenn er überhaupt Antworten bekam, waren das Absagen. Der Schüler würde auch eine überbetriebliche Ausbildung beginnen. Deshalb hat er sich Anfang März an der Berufsfachschule in Großenhain um eine Lehrstelle als Assistent für Umweltschutz beworben. Auch von dort kam jetzt die Absage. Doch nicht zu viele, sondern zu wenige Bewerber wurden als Begründung angegeben. Nur sieben Interessenten hätten sich gemeldet. Viel zu wenig, um eine Klasse aufzumachen.
„Es ist tatsächlich verwunderlich, dass sich nur sieben Schüler für die Ausbildungsrichtung beworben haben“, sagt Michael Hampsch, der Schulleiter. Doch es gibt noch einen anderen Grund dafür, dass diese schulische Ausbildung nicht zu Stande kam. Denn das „öffentliche Bedürfnis“ für diese Ausbildungsrichtung muss zuvor nachgewiesen werden. Das heißt konkret, Betriebe müssen nachweisen, dass sie Umweltschutzassistenten benötigen und später auch einstellen. „Aus der Wirtschaft gab es kein einziges derartiges Signal. Die Ausbildung erhielt deshalb keine Genehmigung vom Kultusministerium“, so der Schulleiter.
Vorwürfe, der Ausbildungsgang sei nicht genügend beworben worden, weist er zurück. „Wir haben diese Richtung beim Tag der offenen Tür popularisiert, aber auch bei Ausbildungsmessen“, sagt Hampsch. Dies sei ein Entwicklungsprozess, diese neue Ausbildungsrichtung müsse sich erst herumsprechen. Der Schulleiter sieht aber noch andere Ursachen für die Misere auf dem Ausbildungsstellenmarkt. „Es fehlt einfach an genügend dualen Ausbildungsplätzen aus der Wirtschaft. Von Jahr zu Jahr haben wir uns von Sonderprogramm zu Sonderprogramm gehangelt. Jetzt stehen alle Jugendlichen auf der Matte, die in den Jahren zuvor keine Lehrstelle gefunden haben und in Überbrückungsmaßnahmen geschickt wurden.“
Um die fehlenden dualen Ausbildungsplätze zu kompensieren, wäre die Berufsfachschule eine Alternative. Die Wirtschaft akzeptiere diese Ausbildungsform aber zu wenig.
„Die Absicht der Berufsfachschule, eine solche Ausbildung anzubieten, wurden dem Berufsberatungsteam des Arbeitsamtes Riesa mitgeteilt. Wir haben diese Plätze zielgerichtet angeboten, konnten nicht ahnen, dass das Kultusministerium die Genehmigung nicht erteilt“, sagt Marlies Schneider vom Arbeitsamt Riesa. Mit ein paar Knopfdrücken könne sich jeder informieren, wo eine derartige Ausbildung stattfindet. So gebe es zwei Schulen in Chemnitz und je eine in Grimma, Dippoldiswalde und Leipzig.
Dem Meißner Christoph Meisel, der eigentlich Zweiradmechaniker werden wollte, nützt der wenig. Er schreibt weiter Bewerbungen, sucht auch im Internet. Fand dort eine Ausbildungsstätte in Halle, die Umweltschutzassistenten ausbildet. Auch von dort kam eine Absage. Mit Abitur sei er überqualifiziert, teilte man ihm mit.