Von Christoph Scharf
Napoleon beobachtet mit einem Fernrohr aus einem Giebelfenster die Schlacht bei Bautzen – diese Szene wird nun doch nicht an eine Fassade der Reichenstraße gemalt. Der Oberlausitzer Tourismusförderverein „Napoleonzeit 1813“ teilte gestern mit, dass er von dem Projekt zurückgetreten ist. Grund dafür sei teils heftige Kritik, die es in der Öffentlichkeit gegeben habe. „Wer Napoleon mit Hitler gleichstellt, der beleidigt nicht nur das französische Volk, der schadet auch dem Tourismus“, sagt Vereins-Chef Bernd Engelmann unter Verweis auf einen Leserbrief in der SZ.
Anlass für das Projekt war der Besuch des Prinzen Charles Napoleon Bonaparte, der im Mai zur Wiedereröffnung des Stadtmuseums nach Bautzen kommt. Bei dem Besuch soll es um die Vorbereitung des 200.Jahrestags der Schlacht bei Bautzen 2013 gehen. Auch eine Mitgliedschaft Bautzens im Europäischen Verbund der Napoleonstädte soll dort diskutiert werden.
Historischer Beweis gefordert
„Es wird zu Gesprächen kommen, in denen Möglichkeiten des weiteren Umgangs miteinander besprochen werden“, sagt Bautzens Pressesprecher André Wucht. Bei der Frage nach einem Napoleon-Bild an der Reichenstraße war die Stadt von Anfang an skeptisch. „Die Initiatoren konnten bislang keinen schlüssigen historischen Beleg dafür erbringen, dass Napoleon vom Giebel des Hauses Nummer5 die Schlacht beobachtet hat“, sagt André Wucht.
Bernd Engelmann vom Verein „Napoleonzeit 1813“ verwies dagegen auf einen Beitrag von Dr. Hans Mirtschin in der „Bautzener Kulturschau“ von 1996: Dort heißt es, dass der Kaiser zwar nicht während der Schlacht im Mai 1813 dort aus dem Fenster schaute, sondern erst im September – um von dort die Gegend zwischen Steindörfel und Hochkirch nach der Armee des Marschalls Blücher abzusuchen. Damals kam es jedoch zu keiner weiteren Schlacht bei Bautzen.
Während die Pläne für das Aufmalen des Fensters nun wohl Geschichte sind, laufen die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2013: In der nächsten Sitzung des Ältestenrates wird der OB dazu Vorschläge unterbreiten, sagt André Wucht.