Von Matthias Klaus
Gunnar Buchwald kann sich über seine Internetverbindung nicht beschweren. Er schaut auf den Monitor seines Laptops, dort wird ihm prompt angezeigt, was er über seine bevorzugte Suchmaschine gerade eingetippt hat. „Wir haben hier in der Nikolaivorstadt eigentlich keine Probleme mit dem Internetzugang“, sagt der Chef des Hotels Zum Hotherthor an der Großen Wallstraße in Görlitz.
Internet, drahtloses lokales Netzwerk – für immer mehr Besucher ist das ein Grund, ein bestimmtes Hotel, eine Pension, Unterkunft auszuwählen. Und das Ganze natürlich möglichst auch noch kostenfrei. Anfang des Jahres hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit einer Änderung innerhalb seiner Kriterien für große Aufregung im Gastgewerbe gesorgt. Wer als Hotelier drei Sterne, das heißt Komfort, oder mehr neben seiner Eingangstür haben möchte, muss allen Gästen einen W-Lan-Internetzugang auf den Zimmern bieten. Für zwei Sterne reicht ein Zugang im öffentlichen Bereich, beispielsweise in der Lobby oder der Bar. Eine Umfrage vom März dieses Jahres zeigt: 65 Prozent der Befragten fanden kostenloses W-Lan wichtig. Ein kostenloses Frühstück war dagegen nur für 33 Prozent ein ausschlaggebendes Argument für die Buchung einer bestimmten Unterkunft. Damit scheint die Dehoga auf dem richtigen Weg. Gerade Hotels in ruhigen Lagen, fernab der Großstädte, stellt diese Vorgabe vor allerdings große Herausforderungen: Sie verfügen oft aufgrund der Lage selbst nur über einen schwachen Zugang zum World Wide Web. Wenn dann die vor Ort aktiven Internetbetreiber auch nicht in der Lage sind, das Hotel mit einem angemessenen Internetanschluss zu versorgen, muss der um seine Sterne bangende Wirt selbst die Initiative ergreifen und auf alternative Technologien ausweichen.
Gunnar Buchwald hat in dieser Hinsicht allerdings nichts zu meckern. Mit seinem Unternehmen ist er zwar Mitglied bei der Dehoga, aber sein Haus nicht Sterne-zertifiziert. Trotzdem bietet er gratis W-Lan in den Zimmern an. „Das ist doch heute eine Selbstverständlichkeit“, findet der Unternehmer. In den Zimmern gebe es schließlich auch Fernseher. „Ich denke, Internet ist etwa auf einer Stufe damit zu sehen“, sagt Gunnar Buchwald. Eine kleine SZ-Umfrage unter Görlitzer Unterkunft-Anbietern ergab, das viele dies ähnlich sehen. Derzeit arbeitet die Telekom zwar in der Innenstadt immer noch an dem Ausbau des schnellen Internets. Aber es gibt derweil auch Alternativen. Das Unternehmen Filiago etwa bietet den Internet-Zugang über Astra-Satelliten an. Dies lohne sich vor allem in Regionen ohne terrestrischen Breitbandanschluss, so Sprecher Lutz Neugebauer.
Gunnar Buchwald setzt derweil auf die Telekom. Vor acht Jahren, als das Hotel Zum Hotherthor eröffnet wurde, hatte sie einen eigenen Hotspot eingerichtet. „Das war natürlich bequem für uns. Wir mussten uns keine Gedanken um Zugänge und Ähnliches machen“, sagt Gunnar Buchwald. Inzwischen hat sein Hotel ein eigenes W-Lan. „Unsere Gäste bekommen die Zugangsdaten, können sich dann mit ihren Geräten ganz bequem einloggen“, schildert der Unternehmer. Wer sich und wann mit dem Internet verbunden hat – darüber wird Buch geführt. „Das ist so vorgeschrieben“, schildert Gunnar Buchwald.
Sein Hotel ist unter anderem auch bei Fahrradtouristen bekannt und beliebt. Deshalb bietet es als Service einen Computer mit Internetanschluss in der Lobby an. „Touristen auf dem Fahrrad reisen ja oft mit leichtem Gepäck ohne viel Technik. Wenn sie ihre Mails checken wollen, können sie das an dem Computer tun“, sagt Gunnar Buchwald. Das Ganze kostet die Gäste nichts. Klar, sagt der Chef, bedeutet ein gratis W-Lan zusätzliche Ausgaben für das Haus. „Aber zu einem Hotel gehört eben auch ein Fernseher und ein Bad ins Zimmer. Internet ist doch heute genau so selbstverständlich“, sagt Gunnar Buchwald.