Von P. Noack und G. Niehus
Ein Streit um den Neubau der B 169 ist offenbar beigelegt worden, bevor er richtig entbrannt ist. Auslöser war die Forderung des Stauchitzer Bürgermeisters Peter Geißler (parteilos) den Terminplan zu ändern. Zuerst, so Geißler, solle der dritte Bauabschnitt, also die Strecke zwischen B 6 und Salbitz in Angriff genommen werden, und dann erst das Stück zwischen Riesa und B 6. Aus Geißlers Sicht durchaus verständlich: Die Gemeinde Stauchitz leidet am meisten unter der enormen Verkehrsbelastung.
„Als die neue Streckenführung der B 169 vor etwa zehn Jahren bestimmt wurde, gab es die Idee, bei einer Realisierung den dritten Bauabschnitt vorzuziehen, um schnell positive Effekte zu erzielen“, erinnert sich der Stauchitzer Bürgermeister. „Gerade dieser Abschnitt bringt die meisten Vorteile des Ausbaues.“ Die komplizierten Ortsdurchfahrten durch Seerhausen, Plotitz und Stauchitz, so Peter Geißler, können erst mit dem 3. Bauabschnitt beseitigt werden.
Alarmsirenen in Riesa
Geißlers Vorpreschen ließ andernorts die Alarmsirenen klingeln. So zum Beispiel bei Riesas Justiziar Marcus Gierth: „Mit dem Problem dritten oder zweiten Abschnitt zuerst wird Uneinigkeit innerhalb der Region über die Reihenfolge der Realisierung von zwei Bauabschnitten in die Öffentlichkeit getragen“, befürchtet der Justiziar. „Dadurch besteht die Gefahr, dass die Entscheidungsträger den Baubeginn insgesamt in Frage stellen, bis sich die Region einigt.“
Aus diesem Grund habe sich das Wirtschaftsforum immer für eine zügige Realisierung beider Bauabschnitte eingesetzt.
Das Argument leuchtete Geißler ein. Er ruderte zurück und kündigte an, sich nach wie vor für einen zügigen Baubeginn der gesamten Strecke zwischen Riesa und Salbitz einzusetzen. Dies dürfte ihm umso leichter gefallen sein, da die Planung für den Abschnitt 2 soweit vorangeschritten sind, dass ab Ende 2005 oder Anfang 2006 gebaut werden kann. Vorausgesetzt natürlich, die nötigen Mittel dafür werden freigegeben. Das Straßenbauamt Döbeln-Torgau plant mit etwa drei Monaten Zeitversetzung am dritten Abschnitt, dessen Bau sich unmittelbar an den zweiten anschließen kann. Eine höhere Verkehrsbelastung für die Stauchitzer würde deshalb nur sehr kurz eintreten.
Dass nur die Strecke zwischen Riesa und B 6 gebaut wird, kann sich Riesas Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer (CDU) nicht vorstellen. „Das wäre ja ein Schildbürgerstreich“, sagte Töpfer gestern der SZ.
Marcus Gierth ist mit der Entwicklung zufrieden: „Alle Beteiligten aus regionaler Wirtschaft und Politik stehen geschlossen hinter dem Projekt vierspuriger Ausbau der B 169. Für die betreffenden Bauabschnitte ist das Geld vom Bund bewilligt. Jetzt liegt es an der Landesregierung, wie schnell das durchgezogen wird.“
Der Ball liegt beim Freistaat
Denn der Freistaat hat nun die Verantwortung für die Verteilung der Mittel in Sachsen. Deshalb ist es wichtig, die Priorität besonders auf die B 169 zu lenken. Deshalb müsse dieser Abschnitt auch in den vordringlichen Bedarf des Freistaates Sachsen aufgenommen werden“, betonte die Bundestagsabgeordnete Barbara Wittig (SPD). Dies sei leider nicht Gegenstand der Koalitionsgespräche gewesen.