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Kein Urwald an der Malter

Ein Dippoldiswalder Gymnasiast untersucht den Einfluss der Vegetation in den Uferbereichen auf die Wasserqualitätder Talsperre.

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Von Karin Grießbach

Rüben und Tomaten zwischen Pflanzen, die vom Aussterben bedroht sind und deshalb auf der Roten Liste stehen – der Dippoldiswalder Gymnasiast Carsten Böhme untersuchte zwei Jahre lang den Pflanzenbestand rund um die Talsperre Malter.

Mit Kamera, Sichel und Botanikfibel erfasste der 18-Jährige akribisch den Bewuchs auf Flächen, die durch eine staatlich verordnete Absenkung des Staupegels nach dem Hochwasser 2002 entstanden sind. Die neue Uferzone wurde je nach Geländeprofil in vier verschiedene Kategorien eingeteilt, aus denen sich der Schüler jeweils ein Quadratmeter große Versuchsflächen auswählte. Mit Sichel und Kamera bewaffnet, besuchte der junge Forscher über einen Zeitraum von zwei Jahren in regelmäßigen Zeitabständen die Malter, fotografierte den Bewuchs, bestimmte Pflanzen, mähte die Testquadrate und brachte die getrocknete Pflanzenmasse ins Labor der Landestalsperrenverwaltung, wo das Material untersucht wurde. Ziel der Arbeit des Gymnasiasten war die Klärung der Frage, wie viele und welche Pflanzen sich auf den nun trocken liegenden Flächen angesiedelt haben und was mit ihnen passiert, wenn sie im Falle des Hochwasserschutzes wieder für eine gewisse Zeit unter Wasser stehen.

Schon nach zehn Tagen kommt es nach Auskunft von Laborleiter Ingo Werner durch die Zersetzung der Pflanzen zu einer Beeinträchtigung der Wasserqualität. Anhand von Sauerstoffzehrung und Nährstoffrücklösung konnte Carsten Böhme in seiner Forschungsarbeit über die Testflächen hochrechnen, wie groß diese Beeinträchtigung je nach Jahreszeit wäre. Auch Lösungsvorschläge, wie eine regelmäßige Bewirtschaftung der Flächen, konnte der Gymnasiast unterbreiten. „Die Ergebnisse der Arbeit sind nicht nur für die Malter sondern auch für andere Talsperren interessant“, sagt Laborleiter Böhme. Besonders bei den Trinkwasserspeichern sei die Wasserbelastung durch abgestorbenes Pflanzenmaterial noch brisanter. Unterstützung bei der Bestimmung der Pflanzen erhielt der Abiturient durch zwei Biologiestudenten und Hobbybotanikerin Brigitte Böhme, die nicht mit ihm verwandt ist, aus Dippoldiswalde.

Kulturpflanzen, wie Rüben und Tomaten wurden vermutlich während der Flut über Samen aus überschwemmten Gärten eingeschleppt. Aber auch bedrohte Pflanzen, wie Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria) oder Steifes Barbarakraut (Barbarea stricta) fanden eine neue Heimat auf den entstandenen Flächen. Mit seinem Projekt gewann Carsten Böhme den diesjährigen Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ in Radeberg in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften und darf seine Ergebnisse nun am 8./9. April in Dresden beim Landesausscheid präsentieren.

Schulbetreuer, Informatiklehrer Gerd Bobe, ist besonders stolz, dass die Jury den Messestand, die Dokumentation und die Präsentation von Carsten Böhme sehr lobte und anderen Wettbewerbsteilnehmer als Vorbild empfahl.

Die Arbeit entstand im Rahmen einer besonderen Lernleistung. Ihre Bewertung geht zusammen mit einem Kolloquium in der Prüfungszeit in das Abiturergebnis ein. Im Kurs „Methoden wissenschaftlichen Arbeitens“, den es in Sachsen nur am Glückauf Gymnasium in Dippoldiswalde gibt, erhielt der Schüler das notwendige handwerkliche Rüstzeug. Er lernte, wie man an so komplexe Aufgaben richtig herangeht und welchen Aufbau die Dokumentation am Ende haben muss. Die intensive Beschäftigung mit der Botanik in den letzten zwei Jahren, hat den Abiturienten zu der Erkenntnis gebracht, dass er nicht unbedingt reine Biologie studieren sollte. Im Moment steht Medizin ganz oben auf seiner Hitliste. Hier hängt allerdings die Latte für den Numerus clausus hoch, und der 18-Jährige hofft auf eine hohe Punktzahl für seine Arbeit.

Carsten Böhme schultert neben der Schultasche auch manchmal eine Gitarre. Der Ruppendorfer erhält seit drei Jahren an der Dippoldiswalder Kunst- und Musikschule Gitarrenunterricht und spielt in der Cunnersdorfer Band „Jukebox“. Auch bei Musicalaufführungen im Dippoldiswalder Gymnasium wirkt er schon seit einigen Jahren als Gitarrist mit.