Keine Angst vor kaltem Wasser

Großenhain. Wasser von unten und von oben. Petrus kümmert es wenig, dass viele Gäste zur Eröffnung des neuen Naturerlebnisbades gekommen sind – er schickt Regen. Sechs Grad Lufttemperatur zeigt das Thermometer – da ist das Wasser mit 14 Grad sogar noch wärmer. Mut verlangt es dem Stadtoberhaupt Sven Mißbach dennoch ab, bei dieser Kälte baden zu gehen. In nostalgisch-gestreiftem Schwimmdress steigt er Hand in Hand mit Stammbader Uwe Hanneck ins Wasser und schwimmt eine Bahn. Die Steppkes vom Kinderhaus Regenbogen, die gerade schon sangen und tanzten und grüne Luftballons in den Himmel schickten, werfen bunte Wasserbälle auf die ersten Badenden. Auch an Beifall wird nicht gespart.

Er ist tatsächlich nach 20 Monaten pünktlich fertig geworden, der fast 3,3 Millionen teure Umbau. In seiner Eröffnungsrede vor Baufirmen, Stadträten und weiteren Gästen lobt der Oberbürgermeister die neue Gestaltung, vor allem auch die große Breitwasserrutsche und die kleine, die für das Planschbecken noch angeliefert wird. Aber er verweist auch auf die beträchtliche Herausforderung, „dass wir mit dem Bau nicht baden gegangen sind, obwohl uns das Wasser bis zu Halse stand.“ Die Großenhainer mussten 2018 einen heißen Sommer lang auf ihr Freibad verzichten. Sven Mißbach bedankt sich für ihre Geduld und ihr Verständnis, dass die Wasserfläche nun kleiner, die Freiflächen allerdings größer geworden sind.

Die Großenhainer haben weiterhin ein Naturbad ohne Chlor, mit einer biologischen Selbstreinigung unter Sauerstoffeinfluss. Großenhain will sich damit bewusst von umliegenden Bädern abheben. Positive Erfahrungen mit dem Klientel für Naturbäder habe die Stadt in den letzten 15 Jahren gemacht, heißt es. Jetzt sind Schwimm- und Sprungbereich besser voneinander getrennt, das Kinderplanschbecken bekam eine Überdachung, auch auf den Liegewiesen stehen nun Sonnenschirme. Der Nichtschwimmerbereich ist mit rutschhemmender Folie ausgekleidet, den früheren Kies gibt es nicht mehr.

Das neue Technikgebäude in der Mitte hat eine Aussichtsplattform. Viele Einzelheiten zum Umbau sind in einer kleinen Ausstellung zusammengefasst. Freigeschaltet ist nun auch das kostenlose W-Lan im Badbereich. Einen besonderen Platz hat das Faundenkmal mit einem neuen Brunnen erhalten. Am Bürgerschwimmen im Sommer 2017 hatten sich 292 Menschen beteiligt und damit 4200 Euro für seine Rekonstruktion beigesteuert. „Den Flötenspieler können wir nun vor Freude über das neue Bad spielen hören“, sagt Sven Mißbach. Für die Töne springt der Zabeltitzer Spielmannszug ein.

Zu Wort kommt zur Eröffnung auch Hardy Gutmann, der Chefplaner für den Umbau. Er bedankt sich bei Stadtrat und Dr. Mißbach, aber ganz besonders beim ehemaligen Schwimmmeister Christian Thiel und dem neuen, Martin Lehmann. „Diese Männer sind ein Musterbeispiel an Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Einsatzbereitschaft, was sonst leider nicht bei allen der Fall war“, so Gutmann.

Uwe Hanneck vom 2010 gegründeten Badbeirat verweist darauf, dass dieser die Arbeiten sehr intensiv und gern begleitete. Er habe auf die Entscheidungsfindung im Stadtrat hineingewirkt. „Natürlich waren wir anfangs nicht begeistert, dass die Schwimmfläche verkleinert werden sollte, aber mit dem jetzigen Ergebnis sind wir zufrieden“, so Uwe Hanneck. Der Stammbader bekommt den Schirm zurück, den er OB Mißbach vorm Umbau für die Schirmherrschaft übergeben hat. Und Martin Lehmann stellt die neue Kollegin Annett Fischer vor, die sich schon kräftig einbrachte.
Was halten die Besucher vom modernisierten Großenhainer Naturerlebnisbad?

"Ich betreue für die Schützenhaus-Eventgroup das neugestaltete Badbistro. Hier gibt es auch das beliebte Würzfleisch, als Einzige in Deutschland haben wir Heineken-Fassbier im Angebot. Ich war schon vorher für die Schützenhaus-Eventgroup tätig. Das vorherige Bad kenne ich allerdings nicht. Das Jetzige finde ich schön, sehr modern. Ich hoffe, dass viele Großenhainer und auswärtige Gäste kommen."

"Das Bad ist optisch sehr schön, ich find´s gelungen. Auch die Angebote sind abwechslungsreich: Die neuen Rutschen, der Sprungfelsen, die Schwimmer werden sich über die separaten 25 Meter- und 50 Meter-Bahnen freuen. Es gibt die Sportbereiche und Spielmöglichkeiten für die Kleinsten. Also eine gute Sache für die Stadt. Hauptsache, wir bekommen auch bald richtig gutes Badewetter."

"Von der ganzen Technik her ist das Bad, was man so hört, eine tolle Sache. Und meiner Meinung nach reicht die Wassergröße vollkommen zu für Großenhain. So viele Badegäste gibt es ja doch nicht immer auf einmal. Auch von der Optik her ist es doch ein sehr modernes, attraktives Bad. Es macht einen sehr guten Eindruck und ich hoffe, dass es von allen Altersgruppen angenommen wird."

"Wir nutzen das Bad mit unseren Hortkindern vom Kinderhaus Regenbogen, sobald schönes Wetter ist. Wir haben es ja nicht weit, das ist ein Vorteil. Wie es nun mit der neuen Anlage wird, müssen wir auf uns zukommen lassen. Positiv ist, dass es nun Sonnenschirme gibt, da haben die Kinder auf der Wiese Schatten. Die hässlichen Steinchen sind weg. Die große Mehrheit wird das annehmen."