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Keine Epidemie in Sicht

Sieben Influenza-Fälle vermeldete der Chef des Gesundheitsamtes Görlitz, Dr. Bernhard Wachtarz, während der Kreistags-Sitzung am Dienstag für den NOL. Erste Anzeichen für eine Epidemie? Die SZ fragte beim Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises, Wolfgang Kirchner, nach.

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Von Katja Mielcarek

Die Zahlen, die Dr. Wachtarz in der Kreistags-Sitzung nannte, kann Wolfgang Kirchner nicht bestätigen. „Hier wurden nur zwei Fälle gemeldet.“ Allerdings weiß er auch, dass die tatsächliche Zahl der Grippe-Erkrankungen wahrscheinlich höher liegt. Denn seit dem vergangenen Jahr reicht der bisherige Schnelltest nicht mehr aus, um einen Grippefall tatsächlich auch in die Statistik eingehen zu lassen. Der Gesetzgeber verlangt dafür jetzt teuere zusätzliche Tests durch den Arzt. „Und bei der knappen Büdgetierung, leistet der sich das in der Regel nicht“, so Kirchner.

Für den Patienten habe das aber keine Konsequenzen, betont der Amtsarzt. „Die Behandlung ist die gleiche, auch wenn der Arzt darauf verzichtete, die Diagnose zu bestätigen.“

Gemeinsam mit der ganz gewöhnlichen Erkältung verursacht die Grippe die höchsten Kosten von allen Krankheiten, sagt Kirchner. Deshalb wird ihr auch im Gesundheitsamt besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Seit mehreren Jahren melden 27 Beobachtung-Praxen aus dem gesamten Landkreis wöchentlich alle diagnostizierte Erkältungs- und Grippefälle an das Gesundheitsamt. „Die Erfahrung zeigt, dass die Zahl der Erkältungen eng mit der der Grippe-Erkrankungen zusammenhängt“, erklärt Kirschner. Wenn die Erkältungen steigen, steigt in der Regel auch die Zahl der Grippe-Kranken.

Und derzeit ist durchaus ein Anstieg der Erkältungen zu konstatieren. In der neunten Kalenderwoche haben die 27 Beobachtungspraxen dem Gesundheitsamt 700 Erkältungsfälle gemeldet, 140 mehr als eine Woche zuvor. „Jetzt müssen wir abwarten, wie sich das weiterentwickelt“, meint Kirchner. Er sieht den kommenden Woche allerdings gelassen entgegen. „Das Wetter im Moment ist eigentlich ganz und gar kein Erkältungswetter. Im Gegenteil, der Sonnenschein stärkt das Immunsystem.“

Während in vielen Medien derzeit von einer Grippe-Epidemie in Deutschland die Rede ist, ist Kirchner vorsichtiger: „Ich halte nichts davon, die Situation zu dramatisieren. Derzeit sind alle Zahlen im NOL noch völlig im Rahmen, absolut vergleichbar mit den vergangenen Jahren.“

Das ändere aber nichts daran, dass viele Bürger noch dazu neigten, die Grippe zu unterschätzen, und auf eine Impfung leichtfertig verzichteten. Dabei sei dies vor allem für die Berufsgruppen wichtig, die viel Kontakt mit anderen Menschen haben. Insbesondere für die, die mit alten Menschen oder mit Kindern umgingen.

Davon sich jetzt noch impfen zu lassen, hält Kirschner wenig. „Die optimale Zeit ist zwischen September und November“, sagt er. „Nach der Impfung dauert es rund zwei Wochen, bis sich der Impfschutz aufgebaut hat. Und bis dahin ist die Grippe-Saison so gut wie vorbei.“