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Keine schwierige Kiste

Worin werden Cola-Flaschen künftig transportiert? Ein Bielataler kennt die Antwort. Die Sache hat nur einen Haken.

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Von Johannes Pöhlandt

Tom Jäger ist ein herzlicher Mensch. Er lächelt viel. Besonders oft lächelt er, wenn er am Computer sitzt und Kommentare liest. Kommentare von Menschen aus der ganzen Welt, die sich seine Konzepte für die Cola-Kiste der Zukunft anschauen. „Stylishe Formen und eine fantastische Funktionalität“, lobt Xavier aus Ecuador. Jäger bedankt sich artig.

Coca-Cola hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, die Getränkekiste der Zukunft zu gestalten. Die Vorgaben sind komplex: Funktional soll sie sein, also stapelbar, leicht zu tragen und gut zu reinigen. Umweltfreundlichkeit ist ein weiteres Kriterium. Und nicht zuletzt soll sie einfach schön aussehen. „Man will sich die Kisten ja in die Wohnung stellen“, sagt Jäger.

Der 33-jährige Bielataler ist einer der eifrigsten Teilnehmer des Wettbewerbs. Schon vier Konzepte hat er entworfen. Auf der Kreativplattform jovoto.com werden die Vorschläge von Nutzern und einer Jury kommentiert und bewertet. Jägers erfolgreichster Entwurf liegt momentan auf Rang 23 von 225 Wettbewerbern. Findet er noch mehr Unterstützer, winkt ihm sogar ein Preisgeld, das für die ersten 20 Plätze – gestaffelt von 250 bis 3000 Euro – ausgeschüttet wird.

Ein Novum wäre das für Jäger indes nicht. Er nimmt regelmäßig an Designwettbewerben teil und wurde bereits für eine innovative After-Eight-Verpackung prämiert. Sie war geschwungen, hatte kaum Kanten – genau wie seine Entwürfe für die Cola-Kisten. „Ich mag die runden, organischen Formen“, sagt Jäger.

Durch sein Maschinenbau-Studium bringt er Voraussetzungen wie technisches Wissen und räumliches Vorstellungsvermögen mit. Doch Kreativität ist in seinem aktuellen Job als Produktionsleiter eines Heiztechnik-Unternehmens in Pirna kaum gefragt. Umso mehr lebt er seinen Einfallsreichtum in seinem Hobby aus; als „geistigen Sport“ bezeichnet er das Designen. „Die besten Ideen kommen mir beim Autofahren“, sagt Jäger und lächelt. Ganz schnell habe er dann den kompletten Entwurf im Kopf und müsse ihn nur noch umsetzen – für Jäger also keine schwierige Kiste. Während des Zeichnens am Computer sitzt er auf einem Schaukelstuhl, den er ebenfalls selbst gestaltet hat.

Für den Cola-Wettbewerb hatte Jäger von Beginn an konkrete Vorstellungen. „Eine Kiste soll nicht zu schwer sein, daher habe ich mich auf maximal sechs Flaschen beschränkt.“ Gerne hätte er Behältnisse aus Holz oder Pappe konstruiert, doch seien diese Materialien nicht langlebig genug. Daher wählte er Procyclen, einen Kunststoff, der aus gebrauchten Verpackungen hergestellt wird.

Noch bis zum 8. März können Entwürfe eingereicht werden, zwei Wochen später endet die Bewertungsphase. Jäger hat allerdings nicht vor, auf Kritik der Jury und anderer Designer einzugehen, um seine Platzierung weiter zu verbessern: „Dafür bin ich wohl zu eitel.“

Laut Coca-Cola würde sich weiteres Engagement durchaus lohnen. „Das Konzept des Erstplatzierten wird zusammen mit uns weiterentwickelt“, sagt Sprecherin Stefanie Effner. Das gelte auch für die Gewinner der Sonderpreise in den Kategorien Design, Nutzerfreundlichkeit und Umwelt. Seien die Entwürfe umsetzbar, könnten Prototypen produziert werden. Effner stellt jedoch klar: „Der Wettbewerb ist nicht Grundlage für eine Neuauflage der Coca-Cola-Getränkekiste im Markt.“ Jägers schicke Entwürfe werden also nicht in die Serienfertigung gehen. Der Hobbydesigner bedauert, dass er „seine“ Kisten nicht kaufen können wird – aber nur ein bisschen. „Ich mag gar keine Cola“, sagt er und lächelt.