Von Holger Metzner
Eva Baling ist immer noch sauer. Die Tourismuschefin von Tharandt ärgert sich, dass sie immer wieder Touristen für Bankgeschäfte aus dem Ortsteil Hartha bis nach Tharandt schicken muss. „Seit auch noch die Postbank ausgezogen ist, können die Gäste nirgendwo mehr Geld besorgen.“ Auch die Sparkasse schickt nur noch zweimal in der Woche eine mobile Filiale in Hartha vorbei, jeweils für eine Stunde. „Das ist ein großes Problem für den Service im Ort“, sagt Eva Baling. Zum Glück sei eine eigene Filiale zwar kein einzelnes Kriterium für das Prädikat als Kurort, aber die Dienstleistungen müssten trotzdem stimmen.
Computer statt Filiale
Tatsächlich wird das Filialnetz im Landkreis immer dünner. Die Dresdner Bank etwa ist seit der Flut 2002 komplett abgewandert. Der Sprecher der Bank, Tobias Scharch, sieht darin aber kein großes Problem. „Wir bieten trotzdem einen guten Service. Doch die meisten Bankgeschäfte erledigen die Menschen heute am Computer.“ Für die verbleibenden Fragen würden dann kompetente Berater gebraucht, die in wenigen Filialen gebündelt werden sollen, etwa in Dresden. „Außerdem arbeiten wir mit der Allianz zusammen. Einige Geschäfte können die Kunden auch bei der Versicherungsagentur abschließen.“ Doch wer sich mit dem Online-Banking nicht anfreunden mag und vielleicht nicht gerade bei der Allianz versichert ist, hat das Nachsehen.
Auch andere Banken ziehen sich zurück. Sogar die Postbank, die laut Eigenwerbung stolz ist auf das dichteste Filialnetz überhaupt, baut weiter ab. Ab Januar wird auch die Postagentur in Geising keine Bankgeschäfte mehr anbieten. Die aufwendige Logistik und die speziellen Schulungen der Mitarbeiter lohnten sich nicht mehr, so Postbank-Sprecherin Uta Schaller.
Selbst Mitglieder der sogenannten Cash-Group, die ohne Gebühren Geld an Automaten von Postbank, Commerzbank, Deutscher Bank und Dresdner Bank abheben können, finden im gesamten Landkreis gerade mal zwei Automaten.
Ganz gegen den Trend verhält sich die Deutsche Bank. Seit Juli ist das Finanzinstitut wieder in Freital vertreten. Der verantwortliche Filialleiter aus Dresden, Frank Schwartländer, gibt zu, dass es ein Fehler gewesen sei, die Stadt zu verlassen. Jetzt versuche man mit besonders flexiblen Öffnungszeiten Kunden zurückzugewinnen und biete Beratungen sogar zu Hause und am Arbeitsplatz. So ganz mag die Deutsche Bank dem neuen Standbein aber noch nicht trauen. Bis jetzt gibt es nur zwei freie Mitarbeiter, die auf Provisionsbasis arbeiten. Sie bieten zwar alle Dienstleistungen einer Filiale an, Bargeld einzahlen oder abheben kann man aber nicht.
Sparkasse wird renoviert
Nur die Sparkasse hält unverdrossen die Stellung. Bei ihren Standorten sind keine Veränderungen geplant. Es sei denn, die Kunden „stimmen mit den Füßen ab“. „Wir sind dort vertreten, wo unsere Kunden uns brauchen“, sagt Carsten Weigl, Direktor für den Regionalmarkt Weißeritzkreis. Änderten sich die Kundenströme, würde die Sparkasse folgen. Und auch, wenn für Hartha keine Wiedereröffnung geplant ist, in Geising immerhin bleibt auch künftig eine Filiale bestehen. Die wird ab November sogar renoviert. Gerade wo sich andere zurückziehen, wolle die Sparkasse ausbauen, sagt Carsten Weigl. Ein Lichtblick, vor allem für ältere Menschen, die Telefon oder Computer bei Bankgeschäften nicht so recht trauen. Echter Wettbewerb entsteht so allerdings nicht.