Kettenrasseln am Spreeradweg
Von Kerstin Fiedler
Da hat der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) nicht schlecht gestaunt, als ihm eine Anzeige wegen Diebstahls ins Haus flatterte. Hintergrund war, dass er die Kette und die beiden Poller, an der diese befestigt ist, entfernen ließ. Nicht ohne vorher den Eigentümer Gerd Heutelbeck zu bitten, es selbst zu tun. Doch Heutelbeck ließ sich das nicht gefallen und zeigte den Bürgermeister an. Wegen Diebstahls und Sachbeschädigung. Dass er damit ein Verfahren ins Rollen brachte, das sogar die Staatsanwaltschaft beschäftigte, hat er wohl damals selbst nicht gedacht.
Das Problem ist eigentlich viel größer, als dass es nur um eine Absperrkette geht. Denn der gesamte Spreeradweg liegt auf privatem Grund und Boden. Und selbst, wenn die Gemeinde als oberste Polizeibehörde hier eingreifen wollte, um den Weg wieder unkompliziert für alle zugängig zu machen, war dies doch offensichtlich falsch. So erklärte es zumindest das Gericht. Matthias Seidel ist seit 2008 Bürgermeister in Malschwitz. Ihm war nicht bekannt, dass es 2002 eine Aufforderung des Landes gab, die Flurstücke, über die öffentliche Wege wie der Spreeradweg gehen, als Gemeinde zu erwerben. „Warum das damals nicht geschehen ist, weiß ich nicht“, sagt Matthias Seidel. Allerdings gibt es auch ein Urteil, wonach alles, was 1990 zur öffentlichen Hand gehörte, weiter öffentlich bleibt. „Der Vorteil des Gerichtsverfahrens wäre wahrscheinlich gewesen, dass man hier mal Ordnung rein bekommen könnte“, sagt Seidel etwas enttäuscht. Denn das Verfahren wurde jetzt eingestellt. Gegen die Zahlung von 500 Euro an die Verkehrswacht Dresden. Die Begründung lautet unter anderem, um den Bürgermeister nicht vorzuführen. Außerdem würde es sehr lange dauern, ehe die juristische Prüfung abgeschlossen wäre. Weil der Gemeinderat Malschwitz zugestimmt hat, dass die Rechtsschutzversicherung der Gemeinde für die entstehenden Kosten aufkommt, hat Matthias Seidel letztlich zugestimmt.
Flächentausch angestrebt
Doch die ganze Sache ist noch nicht beendet. Matthias Seidel ist im Gespräch mit Gerd Heutelbeck. Das bestätigte der Besitzer von Teichen und Flurstücken nahe Doberschütz. „Wir müssen doch zu einer gemeinsamen Lösung kommen“, sagt der Mann aus Iserlohn, der sich dort in einem Familienunternehmen mit Modehandel beschäftigt. Die Fläche in der Gemeinde Malschwitz ist nicht seine erste, die er gekauft hat. Seit 1998 hat er zum Beispiel einen Forst im Erzgebirge, auch in Sachsen-Anhalt ist er präsent. „Ich war schon oft vor Ort und habe nette Menschen kennengelernt. Vor allem auch durch mein Hobby, die Jagd“, sagt Gerd Heutelbeck.Mittlerweile kann er über die Geschichte mit der Kette schon schmunzeln. „Ich denke, der emotionale Teil der Geschichte ist abgeschlossen“, sagt er. Das hofft auch Matthias Seidel. Der hat in einem Brief vorgeschlagen, Flächen zu tauschen, damit der Spreeradweg dort wieder durchgängig ist. Das Problem, warum Heutelbeck überhaupt die Sperre aufgebaut hat, liegt länger zurück. Als nämlich nach dem Bau der Niederguriger Straße die Brücke Richtung Niedergurig gesperrt wurde, kamen diejenigen, die die Strecke trotz Verbots als Abkürzung nehmen wollten, genau über den Damm zwischen zwei Teichen. „Das war nicht nur gefährlich, sondern machte mir den ganzen Weg kaputt. Schließlich habe ich die Teiche verpachtet“, sagt Gerd Heutelbeck. Heute können nur Fußgänger und Radfahrer die Poller umgehen. Und der Pächter hat natürlich einen Schlüssel für die Kette. Ein Flächentausch wäre für Heutelbeck nichts Neues. „Ich bin ja schon eine Weile hier in der Gegend. Und da haben wir schon öfter etwas getauscht, was zu jedermanns Vorteil ist“, so der Eigentümer.
Um eine weiterführende Lösung ist derweil Matthias Seidel bemüht. Er beantragte beim Landratsamt ein Bodenordnungsverfahren. Dort heißt es: „Zurzeit können wir zum Verfahren und den rechtlichen Möglichkeiten noch keine Aussage treffen. Es sollten dazu alle Beteiligten einbezogen werden“, sagt Madlen Paul, Sprecherin der Kreisverwaltung.