Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Hören Sie mir auf mit Ferienarbeit!“ stöhnt Alexander Riedel. Andauernd rufen Schüler oder Eltern beim Junior-Geschäftsführer des Großenhainer Geflügelhofes an, um nach einem Schülerjob zu fragen. Denn es hat sich herumgesprochen, dass in der Farm in Kleinraschütz in den Ferien Schülerarbeit angeboten wird. Doch der Geflügelhof ist schon bis Ende der nächsten Sommerferien ausgebucht. Am liebsten nimmt Alex Riedel Schüler ab 16 Jahre, die er bereits kennt. Denn nicht alle Interessenten sind wirklich geeignet. Im Geflügelhof müssen sie in der Packstelle Eier sortieren. Gelegentlich wird auch jemand im Büro für leichte Tätigkeiten gebraucht. Da muss das Handy aber in der Tasche bleiben, so Riedel kategorisch.
Ein bis zwei Wochen kommen die Schüler und Studenten, um hier Geld zu verdienen. Und sie arbeiten sieben bis acht Stunden am Tag. Der Verdienst werde individuell festgelegt, sagt der Geschäftsführer. Eine genaue Summe lässt er sich nicht entlocken. So um die fünf Euro sind es. Von weiteren Nachfragen für Jobs bittet Alex Riedel aber dringend Abstand zu nehmen.
Dann schon eher im Naturerlebnisbad. Auch hier verdienen Schüler fünf Euro die Stunde. Doch eingesetzt werden sie nur, wenn Schwimmmeister Christian Thiel sie wirklich braucht. Drei 15-Jährige hat er derzeit auf Abruf für den Kassendienst. Kevin Mittasch war gestern das erste Mal im Einsatz. Der Achtklässler spart auf eine 125er-Motorcrossmaschine und auf den Führerschein. Mit dem Kassieren kommt der junge Großenhainer gut klar. „Ist total einfach“, sagt er und hofft, vier Wochen am Stück im Einsatz zu bleiben. Schwimmmeister Thiel ist auch mit ihm zufrieden.
Besser mit Auto und Führerschein
Dass insgesamt wenig Ferienarbeit für unter 18-Jährige angeboten wird, liegt vor allem am Jugendarbeitsschutz. Diese Bestimmungen schränken einen flexiblen Einsatz von minderjährigen Schülern ein (siehe Infokasten). Zahlreiche Gelegenheitsjobs wie Fahrdienste oder Promotiontätigkeit sind auch eher für Studenten geeignet, weil sie Führerschein und eigenes Auto voraussetzen. Studenten sind allerdings bei kurzzeitiger Beschäftigung nur dann sozialversicherungsfrei, wenn sie nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten.
Auch der Großenhainer Anhängerbauer Stema beschäftigt derzeit zwei Ferienarbeiter – allerdings Jungs von eigenen Mitarbeitern. Sie werden für Hilfsarbeiten, zum Beispiel im Lager, eingesetzt, sind ein bis zwei Wochen im Betrieb, täglich eine Schicht lang. Was sie verdienen, möchte Geschäftsführer Michael Jursch nicht sagen. Sein Saisongeschäft ist eigentlich im April und Mai, wo er zusätzliche Kräfte gebrauchen könnte. Jetzt ist auch eher bei den Anhängerbauern Sommerflaute.
In der Diakonie werden Aushilfskräfte im Sterntaler-Praktikum eingesetzt. Dafür bekommen die Schüler zwar keinen Lohn, aber pro Woche einen 30-Euro-Einkaufsgutschein. Im Pflegeheim Helene Schmieder in Großenhain könnten sie beispielsweise hauswirtschaftlich helfen und in Service oder mit Heimbewohnern spazieren gehen. Die Arbeitszeit beträgt nicht mehr als sieben Stunden pro Tag. In der Großenhainer Elbland-Reha werden ausschließlich Studenten bzw. über 18-Jährige mit medizinischen Grundkenntnissen gesucht. „Sonst muss man den Interessenten zuviel zeigen“, sagt Verwaltungsleiter Reinhold Linn. Die Ferienarbeiter können bis Oktober tätig werden, müssen aber im Drei-Schicht-System arbeiten und sich mit Hilfstätigkeiten zufriedengeben. Der Verdienst ist allerdings nach Tarif. „Wir müssen derzeit einige Vakanzen überbrücken“, gibt Reinhold Linn zu. So werden sogar Unis für Personal angeschrieben. Eigentlich ist auch das Regale-Auffüllen in Supermärkten eine dankbare Aufgabe für Ferienarbeiter. Doch im Kaufland Großenhain wurde das noch nie angeboten. „Wie haben genügend Pauschalkräfte, es dauert zu lange, Schüler anzuleiten“, heißt es auf Nachfrage.