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Kickern in der Mittagspause

Das Herdergymnasium hat einen Schulklub. Es ist der erste Schritt in Richtung Schulsozialarbeit. Der zweite soll nun folgen.

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Von Mareike Huisinga

Konzentriert schaut Louis auf den weißen Ball. Endlich, jetzt kollert er vor die Füße seines blauen Mittelspielers. In Sekundenschnelle kurbelt Louis an dem Kicker. Pfosten! Dumm gelaufen. Jetzt übernimmt Gegner Georg den Ball und schlägt ihn mit voller Wucht ins Tor. Gewonnen! Sofort steht die Revanche an. Die Jungs wechseln die Seiten.

Es ist die große Mittagspause im Herdergymnasium in Pirna. Georg und Louis aus der 7/1 haben eine Stunde Zeit, bevor sie wieder in den Unterricht müssen. Um sich auszutoben, besuchen sie den neuen Schulklub. „Es macht Spaß, hier zu spielen. Sonst würde ich wahrscheinlich in irgendeinem Zimmer abhängen“, meint Georg. Der 13-Jährige überlegt einen Moment und sagt: „Hier ist es eindeutig besser.“ Diesem Urteil kann sein Freund Louis nur zustimmen. „In dem Klub kann man sich super die Zeit vertreiben, sonst wäre mir langweilig“, berichtet er. Seit Gründung des Klubs gehören die beiden zu den regelmäßigen Besuchern.

Den Schulklub im Herdergymnasium gibt es seit November. Das Angebot richtet sich an alle Schüler. Viermal in der Woche haben sie die Möglichkeit, sich während der einstündigen Mittagspause in den Räumen im Erdgeschoss am Kicker zu messen oder Tischtennis zu spielen. Wer sich nicht sportlich betätigen will, kann aber auch einfach gemütlich in dem großen roten Sofa oder auf den Sesseln fläzen und sich mit anderen unterhalten.

Schulleiterin Marion Paßmann erklärt den Hintergrund. „Seit der Aufstellung der Container auf dem Gelände haben die Schüler weniger Platz im Außenbereich. Hier können sie sich austoben und ihrem Bewegungsdrang nachkommen“, sagt die Chefin des Hauses und schaut mit einem Schmunzeln auf die Jungen und Mädchen, die gerade bei der chinesischen Tischtennisrunde um den grünen Tisch jagen. Außerdem möchte das Herdergymnasium später einmal eine feste Stelle für einen Schulsozialarbeiter etablieren. „Der Schulklub ist quasi der Einstieg für das Projekt Schulsozialarbeit am Herder“, erklärt Marion Paßmann.

Sozialarbeiter noch ehrenamtlich

Bereits jetzt werden die Schüler im Schulklub professionell von zwei Sozialarbeitern vom Pirnaer Verein Hanno betreut, der Angebote für Jugendliche macht. Eine von ihnen ist Kristin Schimmel. „Bei Problemen können sich die Jungen und Mädchen an uns wenden“, sagt sie.

Bedarf scheint vorhanden zu sein, denn bisher suchten schon fünf Schüler Einzelfallhilfe bei den Experten. „Über die Freizeitschiene haben wir hier einen guten Zugang zu den Schülern. Wir besprechen die jeweilige Problemlage und suchen dann gemeinsam nach Lösungsstrategien“, erläutert Kristin Schimmel ihre Arbeit. Selbstverständlich werden alle Gespräche vertraulich behandelt. „Der Vorteil ist, dass wir nicht zur Schule gehören, sondern Außenstehende sind. So sind die Kinder offener uns gegenüber. Die Hemmschwelle ist niedriger“, überlegt Kristin Schimmel laut. Dann geht sie zu einem Jungen, der etwas abseits steht. Beide kommen schnell miteinander ins Gespräch.

Über das Ganztagesangebot der Schule wird der Schulklub finanziert. Die Eltern unterstützen das Projekt. Unter anderem haben sie einige Möbelstücke für die Klubräume gespendet. Nach den Sommerferien wollen Kristin Schimmel und Rocco Geißdorf vom Verein Hanno ihr Angebot ausbauen. Angedacht sind weitere Turniere an den Kickern, dem Airhockey-Tisch und beim Tischtennis. „Außerdem sollen auch noch Gesellschaftsspiele dazukommen“, sagt Schimmel.

Mittlerweile ist es 13.30 Uhr. Für Louis und Georg steht jetzt Mathematik auf dem Stundenplan. „Morgen sind wir wieder hier“, sagen beide übereinstimmend.