Von Felix Hahn
Skeptisch blickt Maik Pohle auf die andere Seite des Sees. Dort steht die riesige Ruine des alten Kieswerks. In direkter Nachbarschaft ragt ein orangefarbenes Rohr in den See, um Wasser für die Kieswäsche im neuen Werk abzupumpen. Das fließt auch wieder zurück – mit dem ausgewaschenen Schlamm. „Die Biberburg auf der anderen Seite ist schon verschwunden“, so der Betreiber des Kies- und Badesees Birkwitz. Grund dafür sei die zunehmende Verlandung.
Der See ist ein beliebtes Badegewässer. Folgerichtig ist dem Badestrand-Betreiber die Nutzung des Wassers für die Kieswäsche im benachbarten Werk ein Dorn im Auge. Als Folge dessen habe sich bereits eine Schlammschicht am Seeboden gebildet, schildert Maik Pohle. Die Grundwasserströmung sei gestört, der See könnte kippen. Gemeint sind die Verschlechterung der Wasserqualität und mögliche Probleme mit der Zunahme von Algen.
Schon in der Sitzung des Ortschaftsrates Birkwitz-Pratzschwitz am 14. Oktober 2013 war die Verschlechterung der Wasserqualität im Kiessee das Hauptthema. Damals erklärte das Landratsamt Pirna, dass sich die Wasserqualität nur in den Jahren 2002 und 2013 verschlechtert habe. Ursache waren nach Meinung der Behörde die Hochwasser und der dadurch gestiegene Grundwasserspiegel. Lutz Hammer von den Kieswerken Borsberg fügte hinzu, dass das Kieswerk nicht der Verursacher der Verunreinigung sein könne. In den Zeiträumen der Verschlechterung habe das Kieswerk nicht produziert.
Die Badesee-Betreiber befürchten ebenfalls, dass Wasser der Elbe bei Hochwasser in den See gespült wird. Der aktive Kies-Tagebau an der Pratzschwitzer Straße liegt niedriger als der Kiessee. Als Folge könnte Elbewasser in den Tagebau laufen, das im weiteren Verlauf der Kieswäsche und der Wiedereinleitung des Restwassers in den Badesee gelangen könnte. Lutz Hammer von den Kieswerken Borsberg gibt zu, dass der Tagebau während des Hochwassers geflutet wurde. Jedoch durchlaufe der Kies nach dem Abbau ein Entwässerungssieb. „Dort wird der Hauptanteil des Wassers herausgetrennt. Der Kies ist dann zwar noch feucht, aber im Kieswerk wird dieser weiter gewaschen.“ Er schließt aus, dass Elbewasser in den Badesee gelangt.
Auch wenn Landratsamt und Kieswerke abwiegeln; die Bedenken der Strandbetreiber scheinen keineswegs unbegründet. Vor einigen Wochen veranstaltete der Tauchklub Dresden Mitte sein alljährliches Orientierungstauchen. Zur Befestigung der Bojen und Orientierungspunkte benutzt der Tauchklub Bodengewichte aus Beton, die am Seeboden liegen. Ein Teil der Gewichte war komplett im Schlamm versunken und kaum noch auffindbar. Besonders der flachere Badebereich sei von tiefem Schlamm überzogen, erklärt Martin Vieweg vom Tauchklub.
Trotz der Probleme dürfen die Kieswerke weiter Seewasser für die Kieswäsche nutzen, sie haben dafür eine Genehmigung des Oberbergamtes Sachsen. Demnach darf das Kieswerk pro Jahr 900 000 Kubikmeter Wasser aus dem See entnehmen und Kies damit reinigen. Die maximale Wiedereinleitung darf pro Jahr bis zu 877 500 Kubikmeter betragen. Laut dem Oberbergamt trifft die Genehmigung keine Aussage über den Schwebstoffgehalt des zurückgeführten Wassers. Dies sei in derartigen Fällen nicht üblich und auch nicht erforderlich, da die in den See eingeleiteten Stoffe natürliche Bestandteile der ursprünglichen Kieslagerstätte waren. Sie würden lediglich an ihren Ursprungsort zurückgeführt. Eine Gefährdung des Sees sei aus der Kieswäsche nicht abzuleiten.
Damit scheint das Thema für die Behörden erledigt. Untersuchungen, ob der Schlamm am Seegrund von Grundwasser-Veränderungen herrührt oder tatsächlich eine Folge der Kieswäsche ist, gibt es nicht. Immerhin: Die Gesundheitsbehörden bescheinigen dem See nach wie vor eine ausgezeichnete Badewasserqualität.