Von Cathrin Reichelt
„Das hat sich übelst rau angefühlt“, sagt Nico. Er war von Jessica mit verbundenen Augen an einen Baum herangeführt worden und hatte dessen Stamm ertastet. Allen Mädchen und Jungen macht diese ungewöhnliche Entdeckungsreise durch den Wald Spaß. Und jeder hatte einen Baum ertastet, der sich durch irgendetwas von seinem Nachbarn unterschied. Während Fabian ein kleines Loch in der Wurzel entdeckte, fand es Nancy ein bisschen eklig. Sie hatte einen feuchten Stamm erwischt.
Eigentlich haben die Zehnjährigen gestern ihren ersten Wandertag in diesem Schuljahr unternommen. Aber Lehrerin Ursula Staubitz hat das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Sie bestellte das Umweltmobil Planaria auf den Eichberg. Mitarbeiterin Anke Bezdiczka machte die Viertklässler auf eine ganz besondere Art mit dem Wald vertraut. Der ist zurzeit auch Thema im Sachkundeunterricht.
Stets mussten die Kinder selbst aktiv werden und dabei alle ihre Sinne einsetzen, so wie bei der Raupe. Allen Kindern, die in einer Reihe stehen und sich anfassen, werden die Augen verbunden, nur einem nicht. Dieses läuft an der Spitze und zieht die Kinderraupe hinter sich her. So ertasten die Schüler, ob sie über Laub, Äste oder normalen Boden laufen. „Das war komisch, man musste aufpassen, dass man nicht stolpert“, meint Jessica anschließend.
Und schon geht‘s weiter. Jeder bekommt einen Spiegel und hält ihn so, dass er darin die Baumkronen sehen kann. Nicht nur dabei entdecken die Schüler – jeder Baum hat sein eigenes Gesicht. Später sammeln die Viertklässler noch kleine Tiere, wie Regenwürmer oder Käferlarven, und betrachten diese unter dem Mikroskop. Außerdem beschäftigen sie sich dem Kreislauf der Blätter.
„Man kann den Kindern nicht klar machen, dass sie den Wald schützen sollen, wenn sie nicht wissen, was sie schützen“, erklärt Anke Bezdiczka die intensive Auseinandersetzung mit der Natur. Die Kinder danken ihr das Engagement mit großer Aufmerksamkeit und begeistertem Mitmachen.