Es müssen nicht immer Fischstäbchen sein

"Guck mal, ein Pirat", ruft der kleine Junge und zeigt auf die Serviette. Seine Freundin interessiert sich jedoch mehr für die große Muschel, die als Dekoration auf dem Tisch liegt. Dann schauen sich beide noch einmal gemeinsam die bunte Serviette an und entdecken die Piratenflagge. "So eine habe ich schon mal im Fernsehen gesehen", ruft der Junge.
Überhaupt war die Stimmung am Donnerstagmittag im Restaurant Schifftor in Pirna gut, nur etwas lauter als sonst. Die Mädchen und Jungen des katholischen Kinderhauses St. Josef waren zu einem Fischessen eingeladen.
Restaurantbesitzer und Küchenchef Marcel Bark legt sich für seine jungen Gäste so richtig ins Zeug. Das ist schon an den schön gedeckten Tischen mit den hübschen Servietten zu erkennen; alle Kinder bekommen handliches Kinderbesteck.
Bevor der Piratenschmaus beginnt, kommt aber erst mal Ehefrau Tina Bark mit einer Wasserschüssel herum und drückt jedem, der es möchte, ein Tattoo auf den Arm. "Guck mal, ich habe einen Fisch bekommen", ruft Antonia dem Praktikanten Nick Werner voller Stolz zu. Der bewundert das Bild und muss lächeln. Ganz offensichtlich haben auch die Erwachsenen ihren Spaß an der Aktion.
Kein Essen vom Caterer
Fisch will schwimmen, deshalb schenken die Serviererinnen kräftig Apfelschorle ein. Und dann bringt das Kellner-Team auch schon die Teller aus der Küche. Es gibt frischen Lachs, Spinat und Kartoffelstampf. Natürlich nicht aus der Tüte, sondern selbstgemacht.
Vor dem Essen wird noch ein Tischgebet gesungen, so wie es Brauch ist in dem katholischen Kinderhaus. Jetzt gibt es aber kein Halten mehr. "Der Kartoffelbrei schmeckt mir am besten", sagt die sechsjährige Runa, nachdem sie erst etwas skeptisch war. Carlotta nickt. "Eigentlich esse ich am liebsten Fischstäbchen, aber dieser rosa Fisch schmeckt mir auch", sagt sie und schiebt sich die nächste Portion in ihren kleinen Mund.
Insgesamt 85 Kinder besuchen das Kinderhaus St. Josef. Um alles gut zu organisieren, wurden sie in Gruppen an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingeladen. Mit von der Partie waren natürlich die Erzieher. "Wir sind wirklich sehr dankbar für die Einladung. Die Aktion passt ganz prima in das Konzept, denn unsere Einrichtung legt viel Wert auf gesunde Ernährung", erklärt Erzieherin Manuela Seidel.
Das Kinderhaus wird nicht von einem Caterer beliefert, sondern es gibt eine Küche, in der täglich frisch gekocht wird. Dafür sind zwei Festangestellte verantwortlich. "Frisches Gemüse und Salat stehen bei uns oft auf dem Speiseplan", sagt die Pädagogin. Außerdem habe ein Besuch im Restaurant auch immer etwas mit Esskultur zu tun.
Esskultur wie nebenbei erlernen
Und das ist ihr Stichwort. Denn just in diesem Moment muss sie einen ihrer Zöglinge ermahnen, dass die Serviette nicht zum Spielen da sei, sondern dafür, um sich den Mund abzuwischen. Unterdessen hat Carlotta aufgegessen. Manuela Seidel erklärt ihr die 20-nach-4-Stellung. "Wenn du das Besteck so hinlegst, weiß die Serviererin, dass sie deinen Teller abräumen kann."
Unterdessen kommt Marcel Bark aus der Küche und guckt sich das fröhliche Durcheinander lächelnd an. Warum die Aktion? Dafür hat er gleich mehrere Gründe. "Ich wollte den Kindern zeigen, dass es nicht immer Fischstäbchen sein müssen, sondern auch frischer Fisch sehr gut schmecken kann", sagt der Pirnaer. Außerdem gehen seine Tochter und sein Sohn in das katholische Kinderhaus, das übrigens vor 100 Jahren gegründet wurde. "Unsere Kinder fühlen sich in der Einrichtung sehr wohl, und so wollten wir gerne etwas zurückgeben", meint Marcel Bark. Er freut sich, dass die Kinder sein Essen so gut annehmen. Aber auch von den Eltern hat er schon viel Lob und Dank gehört.
Was darf nach einem guten Mahl nicht fehlen? Richtig, der süße Nachtisch. Als Dessert für die Kleinen gibt es Eis aus der großen Piratenschatztruhe. Schließlich bedanken sich alle und Runa meint zum Abschied: "Wir kommen gerne wieder." Mehr Lob kann es fast nicht geben.