Von Stefan Lehmann
Ob die Toilettensitze wohl jemals in Benutzung sein werden, die derzeit in der Badausstellung des Riesaer Handelshofs zu sehen sind? Es darf zumindest bezweifelt werden. Schließlich handelt es sich um Kunst – auch wenn die „Leinwand“ mehr als nur ungewöhnlich ist. Gleich 19 WC-Sitze und -deckel, gestaltet von Kinderhand, sind dort zurzeit ausgestellt. Beteiligt haben sich Kindergärten aus Riesa und der näheren Umgebung.
Hinter der ungewöhnlichen Aktion steckt ein nicht weniger ungewöhnlicher Wettbewerb, den der Handelshof ausgerufen hat. „In der vergangenen Woche haben die Kindergärten uns die Sitze übergeben“, erklärt Stefan Rehn, Leiter der Badausstellung beim Handelshof. Ganz schön voll sei es gewesen, rund 200 Kinder hätten bei einer kleinen Feier ihre Kunstwerke beim Handelshof vorbeigebracht. Es seien schon eine Menge interessanter Motive dabei – passend zum Sommer vor allem aus der Natur: Seen mit Fischen und Fröschen, Grashüpfer oder Blumen zieren die sonst in so tristem Beige oder Weiß gehaltenen Deckel.
Seitdem sind die Sitze nun in der Badausstellung zu bewundern. „Bis 31. August werden wir die Sitze noch ausstellen“, sagt Rehn. So lange könnten alle Besucher der Badausstellung auch über ihren Favoriten abstimmen. Die drei Kindergärten mit den meisten Stimmen bekommen vom Handelshof einen Gutschein für Spielzeug. „Wir wissen ja alle, wie knapp die Kassen vieler Kindertagesstätten sind“, sagt Stefan Rehn. Natürlich hätte der Handelshof auch einfach etwas spenden können, sagt der Leiter der Badausstellung. „Aber wir wollten schon, dass die Kindergärten auch selbst aktiv werden müssen.“
Auf die Frage, wer im Unternehmen eigentlich auf die schräge Idee kam, ausgerechnet Klodeckel bemalen zu lassen, kann sich Stefan Rehn ein Lachen nicht verkneifen. „Die Idee kam von einer Kollegin aus Hamburg“, sagt er nur. Der Hintergrund der Aktion sei aber eigentlich gar nicht so verrückt, sondern eher „ganz nüchtern“, wie Rehn sagt: Denn das Unternehmen erhoffe sich durch die ausgefallene Ausstellung natürlich auch einen Werbe-Effekt für sich. „Es geht uns ein Stück weit auch darum, dass die Leute in die Badausstellung kommen“, sagt Rehn. Wenn Eltern oder Großeltern kämen, um für den Kindergarten ihrer Kinder oder Enkel abzustimmen, dann würden sie zumindest schon einmal wahrnehmen, dass es den Handelshof gibt – auch wenn sie dann wohl in den seltensten Fällen gleich etwas kaufen. Es gehe nun einmal darum, wahrgenommen zu werden. Der Schachzug scheint jedenfalls zu funktionieren, wenn man dem Leiter der Badausstellung glauben darf: „In den ersten drei Tagen kamen schon einmal 30, 40 Elternteile zur Abstimmung“, erzählt Rehn. Das könne sich sehen lassen.
Die Sieger des Wettbewerbs werden im Herbst gekürt, wenn der Handelshof seinen 25. Geburtstag feiert. Was danach mit den Kunstwerken der Kindergartenkinder geschieht, ist laut Stefan Rehn noch nicht entschieden. „Wir sind wirklich noch am Überlegen, haben auch schon ein paar Ideen.“ Verraten will Rehn die aber noch nicht. Neugierige müssen sich also noch ein wenig gedulden, wenn sie erfahren wollen, ob die bunten Sitze vielleicht doch im Sortiment des Handelshofs auftauchen werden.