Von Carina Brestrich
Nick drückt nervös seine Stirn gegen die Wand. Schon wieder ein Verhaspler, schon wieder ein Texthänger, schon wieder die Erkenntnis: „Verdammt, am Montag ist Aufführung.“ Bis dahin gibt es für die fünfköpfige Theatergruppe vom Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasium noch viel Text zu lernen. Denn dann nehmen die zwei Mädchen und drei Jungen am Schüler-Welttheatertag des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters teil. Das Besondere an der Gruppe: Nick und die vier anderen Nachwuchsschauspieler werden nicht, wie andere Schultheatergruppen, von einem Lehrer betreut, sondern haben sich allein gefunden, um zusammen Theater zu spielen.
Der Auftritt am Montag wird ihr erster gemeinsamer sein. Dann zeigen sie einen Ausschnitt ihres selbst ausgedachten Stücks „Kopieren kann man das nicht!“. Genau das mussten die Fünf beim Schreiben des Stücks immer wieder feststellen. In der Komödie spielt Tom den alten Hausmeister eines Theaters. Im sächsischen Dialekt und mit dem Besen in der Hand erzählt er, wer schon alles auf „seiner“ Bühne stand. Doch das sind nicht etwa die Stars von heute. Vielmehr erinnert er sich an die Sketche von Rolf Herricht, Hans-Joachim Preil und Heinz Erhardt – die Komiker der alten Schule, deren Rollen Sarah, Anna-Luisa, Nick und Paul spielen.
Die Idee, alte Komikergrößen nachzuspielen, kam ursprünglich von Nick: „Die alten Sketche sieht man ja hin und wieder im Fernsehen. Und mir gefällt diese Art von Humor.“ Schnell konnte der 16-Jährige auch die anderen aus der Gruppe für Sketche wie „Die Briefmarke“, „Gartenfreund“, „Darf ich mal reinkommen?“ und „Doppelkonferenz“ begeistern. „Wir haben vorher genau überlegt, was nicht zu lang ist, nicht zu schwer zu verstehen oder zu spielen ist“, sagt Nick.
Trotzdem bleiben die vielen Wortspiele eine Herausforderung für die Jungschauspieler. Kopieren kann man das eben nicht. Aber genau das ist das Faszinierende: „Hinter diesen Sketchen steckt so viel Arbeit und Grips“, sagt Nick. Und das wollen die fünf Gymnasiasten mit ihrem Stück würdigen. Doch vor allem wollen sie am Montag das Publikum, das zumeist aus anderen auftretenden Schülern besteht, anstecken.
Bis dahin müssen die Texte sitzen. Erst vor knapp vier Wochen haben die Fünf angefangen, zu proben. Das liegt daran, dass die Theatergruppe noch ganz neu ist. Gegründet wurde sie von Nick. Er hat mit Tom und Paul, die heute in die elfte Klasse gehen, schon früher an der Schule in einer größeren Gruppe Theater gespielt. Ein Großteil von ihr musste allerdings voriges Jahr wegen des Abiturs aufhören und so blieben nur noch die drei Jungs übrig. Sofort kam die Idee, eine eigene Gruppe zu gründen. Per Aushang fanden sie Anna-Luisa und Sarah, die in die neunte Klasse gehen. Als auch der Schulleiter der zustimmte, dass Theaterspielen auch ohne Lehrer geht, konnten die Proben beginnen.
Nun trifft sich die Gruppe einmal pro Woche – ohne Lehrer. Ein Problem ist das nicht: „Wir geben uns gegenseitig Tipps, und sind auch nicht eingeschnappt, wenn es untereinander Kritik gibt“, sagt Paul. Schließlich haben alle Schauspiel-Erfahrung, denn alle belegen in der Schule das künstlerische Profil. Das bedeutet, der Schwerpunkt liegt auf dem Kunst- und Musikunterricht. Außerdem belegen sie das fach „Darstellendes Spiel“. Nick hat obendrein besonders viel Bühnenerfahrung. Er wurde als Kinderschlagerstar „Nicki Schwarz“ bekannt, hat auch heute noch Gesangsunterricht. Davon profitieren auch die anderen in Nicks Ensemble, denn er weiß, was am besten gegen Lampenfieber hilft: „Man muss von sich überzeugt sein.“