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Kinderwagenschau in Pulsnitz eröffnet

Stadtmuseum. Lehrreiche Ausstellung mit 60Exponaten bietet vielWissenswertes.

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Von Lothar Schöppe

Das Stadtmuseum in Pulsnitz ist immer einen Besuch wert. Nicht nur, dass man sich in den Räumen mit dem Wirken der drei großen Söhne der Stadt, dem Bildhauer Ernst Rietschel, dem Landwirtschaftswissenschaftler Julius Kühn und dem Missionar Bartholomäus Ziegenbalg vertraut machen kann. Man erfährt auch viel Wissenswertes über die drei Standbeine des Handwerks wie die Pfefferküchler, den Blaudruck und die Töpferei. Darüber hinaus bietet das Museum jährlich mehrere interessante Ausstellungen.

Den Reigen der diesjährigen Ausstellungen eröffnet jetzt eine Kinderwagenschau, die in Zusammenarbeit mit dem Kinderwagenverein Görlitz entstanden ist und nicht nur Erinnerungen wach ruft, sondern auch viel Wissenswertes vermittelt.

60 Exponate auf zwei Etagen

Die Leiterin des Pulsnitzer Stadtmuseums, Cordula Reppe, informierte zur Eröffnung am Sonntagnachmittag darüber, dass auf zwei Etagen 60 historische Modelle der 200 Exponate des Görlitzer Vereins gezeigt werden. Diese bestehen aus verschiedenen Materialien, wie Holz, Korb, Leder und Plastik. Darunter befinden sich Kuriositäten, wie das älteste Modell aus dem Jahre 1860 aus England.

Ein genaues Datum der Erfindung des Kinderwagens gibt es nicht. Es steht aber fest, dass in England im Jahre 1853 das erste Patent für den Kinderwagenbau vergeben wurde. Damit ist England nicht nur das Mutterland des Fußballs, sondern auch des Kinderwagens. Die Wiege der Kinderwagen in Deutschland stand in Zeitz, wo Albert Naether von seinen Wanderungen durch Europa um 1870 die Idee des Kinderwagenbaus verwirklichte. In Pulsnitz werden Sportwagen gezeigt, Promenadenwagen, Panorama-Kinderwagen, Landauer, Kastenwagen Zwillingswagen, ja sogar ein Vierlingswagen, der 1958 als Sonderanfertigung in Holland gebaut wurde. Ein Luxusgefährt aus England aus dem Jahre 1962 bot seinem Insassen hingegen genau so viel Platz, wie die vier kleinen Holländer zusammen hatten.

Sich selbst ein Bild machen

Das Schöne an der Ausstellung ist, dass sich jeder Besucher selbst ein Bild machen kann. Nicht nur über das Herstellungsjahr des Fahrzeuges; fast für jeden Wagen haben die die Görlitzer Familienbilder mitgeliefert. Beim Besuch der Schau drängt sich der Gedanke auf, dass vielleicht in vergessenen Winkeln, auf dem Boden oder im Schuppen bei einigen Einwohnern unseres Kreises noch so ein Kleinkinderfahrzeug aus vergangenen Zeiten nutzlos herumsteht. Cordula Reppe würde sich freuen, wenn es künftig im Museum einen Ausstellungsplatz erhalten würde.

Je mehr man sich mit den Kinderwagen beschäftigt, umso mehr versteht man die Görlitzer Vereinsmitglieder, die mit ihrem Hobby ein Stück unserer Geschichte wieder beleben. Schon heute ist bekannt, dass sich auch andere Städte für die Exposition interessieren. So wird die Ausstellung im Sommer auch in Meißen zu sehen sein. Auch mit Leipzig wurde schon Kontakt aufgenommen.

Zur Eröffnung der Schau im Pulsnitzer Stadtmuseum waren auch der Kulturbürgermeister von Görlitz, Ulf Großmann, als Initiator der Kinderwagenschau und seine Gattin Barbara, die Vereinsvorsitzende des Görlitzer Kinderwagenvereins, gekommen. „Wir haben selbst sechs Kinder“, so Barbara Großmann. „Irgendwann kam uns die Idee, historische Kinderwagen zu sammeln. Begonnen haben wir damit 1995.“ Doch auch junge Leute fanden sich ein, zum Beispiel Raila Behr (16): „Mich interessiert das alles sehr, zumal meine Mutti Monika Behr selbst Puppenwagen und Puppen sammelt.“ Eine Ausstellung, die mit Recht großes Interesse hervorruft.