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Kino Gröditz baut um

Ein Saal im Castello wird aufgemöbelt. Künftig weht dort auch ein Hauch von Semperoper.

Von Eric Weser
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Kinochef Mario Götze im Saal 3 des Castello: Die roten Sitze haben ausgedient. Dass der Umbau in die Corona-Zeit fällt, ist Zufall.
Kinochef Mario Götze im Saal 3 des Castello: Die roten Sitze haben ausgedient. Dass der Umbau in die Corona-Zeit fällt, ist Zufall. © Eric Weser

Gröditz. Der Saal 3 des Gröditzer Kinos Castello ist momentan eine Baustelle. Wo sonst Besucher in den Kinostühlen sitzen, steht jetzt ein Gerüstwagen. Die meisten der Sessel sind vom Boden abgeschraubt. Die demontierten Sitzpolster stapeln sich vor der großen Leinwand. An drei Saalwänden ist die einst rote Wandbespannung verschwunden, sodass der Blick auf das Dämmmaterial dahinter fällt. 

Gerade mal zwei Tage hat es gebraucht, um den Vorführraum so aussehen zu lassen, erzählt Kinochef Mario Götze beim Baustellenbesuch. Aber schon in wenigen Wochen soll es hier aber wieder schick sein.

Dafür müssen die alten Sitze verschwinden, der Teppich erneuert, die Wände neu bespannt und die 92 neuen Stühle installiert werden. Auch die Beleuchtung wird überholt. Wenn das im Juni geschafft ist, soll Saal 3 ganz ähnlich wie die Nummer 2 direkt nebenan aussehen, sagt Kinoinhaber Götze. Statt der dort gelb-orangenen Sitze sollen die neuen Sessel in Saal 3 aber einen grün-braunen Überzeug bekommen. Und die Wandbespannung soll Braun sein statt Blau.

Wiedereröffnung noch im Mai

Verantwortlich für die Bespannung ist laut Mario Götze ein Dresdner Raumausstatter, der in exklusiven Adressen wie der Semperoper, dem Zwinger oder dem Residenzschloss in Dresden Wände bespannt hat und Wert darauf lege, dass die Textilflächen keine Falte aufweisen. Von der Arbeit der Profis ist der Kinochef begeistert. "Wir sind zwar kein Opernhaus, aber es ist toll, dass die Firma so penibel ist."

Den zweiten der drei Vorführräume im Castello aufzumöbeln, das hatte Kinobetreiber Mario Götze schon länger geplant. Dass es nun quasi während der Corona-Krise passiert, ist eher Zufall. Seit 19. März und damit genau zwei Monate ist der Kinobetrieb jetzt zu. "Es war ja fast abzusehen, dass es so kommen würde", sagt Mario Götze rückblickend. 

Das Gröditzer Castello an der B 169 ist aufgrund seiner besonderen Architektur kaum zu übersehen. Im Gebäude befinden sich neben dem Kino unter anderem auch eine Versicherungsagentur und ein Restaurant.
Das Gröditzer Castello an der B 169 ist aufgrund seiner besonderen Architektur kaum zu übersehen. Im Gebäude befinden sich neben dem Kino unter anderem auch eine Versicherungsagentur und ein Restaurant. © Eric Weser

Für die zwei Vollzeitkräfte seines zehn Leute großen Teams habe er Kurzarbeit beantragt. Mit den anderen Mitarbeitern wurde das Kino gereinigt und aufgeräumt, um die Zeit zu überbrücken. "Plakate durchsortieren und so etwas – alles, was man sonst ein bisschen liegen lässt", sagt Götze. Kündigen habe er aber niemandem wollen, auch wenn das Jahr wirtschaftlich schwierig werden dürfte. Ein Drittel des Jahresumsatzes im Kino, schätzt der Unternehmer, könnte wegbrechen – während Kosten wie Miete oder Personal weiterlaufen.

Zum Problem könne zudem werden, dass viele aktuell geplante Filmstarts nach hinten verlegt worden sind. Durch die Ausdünnung jetzt sei möglich, dass gegen Jahresende mehr Titel anlaufen als sonst, so Mario Götze, "und man gar nicht weiß, was man zuerst spielen soll."  Doch der Unternehmen klingt nicht, als sei er verzagt. "Es wird nicht prall werden, aber es muss ja weitergehen – und es wird auch weitergehen." Konkret ist die Wiedereröffnung für den 28. Mai geplant, also nächsten Donnerstag.

Letzter Saalumbau muss warten

Wie es konkret läuft, wenn dann wieder Filme in Gröditz gezeigt werden? Mario Götze geht davon aus, dass erst einmal vor allem der große 250-Plätze-Saal genutzt wird. "Dort ist es am einfachsten, jede zweite Reihe wegzulassen und dann noch zwei Sitzplätze zum nächsten Nachbarn", so der Kinochef mit Blick auf die Hygiene- und Abstandsregeln, die vermutlich ab Wiedereröffnung gelten. Welche Auflagen es genau geben wird, müsse aber erst noch mit dem Gesundheitsamt geklärt werden. 

Was wegen Corona und der wirtschaftlichen Folgen wohl etwas auf sich warten lassen dürfte, wird der Umbau des großen Saals sein, lässt der Kinoinhaber durchblicken. Schließlich sind die Vorhaben jedes Mal finanzielle Kraftakte. Allein für den jetzigen Saalumbau fallen reichlich 80.000 Euro Kosten an, von der Filmförderungsanstalt gebe es zehn Prozent als Förderung. Quasi die gleichen Kostengrößen wie beim ersten Saal. Das jetzige Projekt wegen der Corona-Situation aufzuschieben, sei aber nicht infrage gekommen, sagt Mario Götze. Sessel und Teppich seien sowieso schon in Produktion gewesen. Und die Teile irgendwo einzulagern, sei keine Option gewesen.

Apropos Sessel: Wer einen der alten, roten Kinositze aus Saal 3 daheim haben möchte, der kann sich ans Castello wenden. Das Kino verkauft die gebrauchten Möbel für Preise zwischen 5 bis 20 Euro. 

Kontakt zum Kino über die Facebook- oder Internetseite.

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