Von Christoph Scharf
So drastisch wie erwartet, ist es nun doch nicht gekommen: Egal, ob die Holzwaren Simundt Kampfbahn in Bischofswerda, die Bautzener Müllerwiese oder jeder andere Sportplatz in Sachsen – das Rauchen ist weiterhin erlaubt. „Wir hätten auch gar nicht gewusst, wie das zu kontrollieren wäre“, sagt Gernot Kliesch, Vizepräsident der FSV Budissa Bautzen. Schließlich kommen mehrere Hundert Besucher zu den Heimspielen – ein Verbot wäre in der Realität kaum durchzusetzen.
Aber abgesehen von Freiluftveranstaltungen macht das neue Nichtrauchergesetz (siehe Kasten) bei den Sportstätten im Kreis keine Ausnahme. Wer sich ab Februar im „Sport Live“ Rammenau zum Bowlen trifft, muss zum Rauchen vor die Tür gehen. „Ich empfinde das als Diskriminierung“, sagt Geschäftsführer Jürgen Neumann. Im Sportbereich sei das Rauchen sowieso verboten, aber zum Beispiel nicht beim Bowling. „Das ist ein geselliger Sport, wenn sich da insgesamt acht Leute treffen, ist meist ein Raucher dabei.“
Der Rechtsanwalt hätte es lieber gesehen, wenn die Betreiber selber hätten entscheiden können, ob sie als Raucher- oder Nichtraucherlokal firmieren. „Die Regelung ist doch eine Beschränkung der wirtschaftlichen Selbstbestimmung.“ So bleibt dem „Sport Live“ nichts anderes übrig, als ein separates Raucherzimmer einzurichten. „Ich befürchte Umsatzeinbußen.“
Vereine auf Pacht angewiesen
Gunthart Symmank, Geschäftsführer des Kreissportbundes, bereitet das neue Gesetz ebenfalls Bauchschmerzen. Viele Vereine hätten ihre Heime an Wirte verpachtet und seien auf die Einnahmen angewiesen. „Wenn die Wirte wegen des Rauchverbots weniger Umsatz machen und die Pacht nicht mehr zahlen können, bekommen das auch die Vereine zu spüren“, sagt Symmank. Der eigene Verein – der SV Kubschütz – sei ebenfalls vom neuen Gesetz betroffen. „Wir prüfen im Vorstand, ob wir den Rauchern Nebenräume zur Verfügung stellen können“, sagt der Faustballer. „Schließlich muss man auch den Rauchern unter den Vereinsfreunden Möglichkeiten geben.“
Sehr rigoros ist dagegen schon jetzt die Raucherfrage beim größten Bautzener Sportverein geregelt. „Seit wir unser Heim nach dem Brand wieder aufgebaut haben, sind hier drin Zigaretten tabu“, sagt Rolf-Peter Fritsch, Vize beim Bautzener Mehrspartenverein MSV04.
Die strenge Handhabung sei vom Präsidium mit den einzelnen Abteilungen abgesprochen. „Ob bei Tischtennis oder Kegeln: Wer rauchen will, geht auf die Treppe – auch bei schlechtem Wetter.“ Selbst mit einem Rauchverbot auf dem Rasen könnte sich Fritsch anfreunden, dann würde eben eine Raucher-Ecke etabliert. Doch so weit geht das Sächsische Nichtrauchergesetz nicht. „Wir hatten einen Entwurf vorliegen, bei dem auch Stadien betroffen wären“, sagt Elke Lorenz, Pressesprecherin der Bautzen Stadtverwaltung. Doch selbst dann hätte man keine Mitarbeiter des Ordnungsamts zu den Vereinen geschickt, um Strafzettel zu verteilen. „Die Durchsetzung des Rauchverbots obliegt den Hausherren.“
Dass die scharfe Fassung vom Tisch ist, ist für Jürgen Neumann eine große Erleichterung. „Gegen ein Rauchverbot im Stadion würde ich mich vehement wehren“, sagt der Rechtsanwalt, der auch Präsident des Bischofswerdaer FV 08 ist. „Den Fans die Zigarette wegzunehmen, würde enormen Frust auslösen.“ Bei Hallenturnieren dagegen sei sowieso schon immer Rauchverbot, genauso wie im Bautzener Keglerheim: „Die Kegler haben einen separaten Raucher-Raum – daran ändert sich nichts“, sagt Brauhaus-Chef Karsten Herrmann.
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