Von Diana Kümmel
Auch drei Jahre nach der Landesgartenschau macht die Stadt Großenhain ihrem Namen als grüne Stadt alle Ehre. Mehr als 250 Einwohner folgten am Sonnabend der Einladung zum nunmehr vierten „Großenhainer Frühjahrsputz“. Und das trotz des Großbrandes in Quersa. Die große Anzahl der Helfer war für Einsatzleiterin Karla Thiel vom Ordnungsamt der Stadt nicht der einzige Grund zur Freude. „Wie in den vergangenen Jahren haben wir auch dieses Mal wieder wunderschönes Wetter“, freute sie sich.
Unter strahlend blauem Himmel wurden Besen, Harken und Hacken an die Helfer ausgegeben, die sich pünktlich neun Uhr am Rathaus versammelt hatten. Karla Thiel drückte den fünf Gruppen noch Stadtpläne in die Hand, auf denen die verschiedenen Routen eingetragen waren. Alle markanten Punkte der Innenstadt sollten vom Winterdreck befreit werden. „Bei dieser Aktion geht es darum, nach dem Schnee einen Grundputz vorzunehmen. Die Mitarbeiter des Bauhofs können dies nicht allein bewältigen, denn gerade bei den kleinen Abfällen kommen täglich welche dazu.“
Und so müht sich Karla Thiel mit ihrer Kollegin Marion Kuhl redlich ab, Kronkorken und Glassplitter aus den Pflastersteinen hinter der Kirche zu pulen. Auch Taschentücher und Papier holen sie aus den Ecken. Vieles wird erst sichtbar, wenn man zwei Mal hinsieht. Und während sie versucht, aus dem zum Teil noch gefrorenen Boden den Unrat zu entfernen, sinniert Karla Thiel über das Umweltbewusstsein der Großenhainer. „Vielleicht gelingt es uns ja, die Bürger dazu zu bewegen, vor ihrer Tür selbst Hand anzulegen und nicht zu warten, bis die Stadt etwas macht.“
Kippen der Raucher räumen
Einige Schritte weiter auf dem Hauptmarkt müht sich Silvio Ihle mit den Baumscheiben ab. Die werden von Rauchern besonders gern als Aschenbecher genutzt und quellen deshalb geradezu über mit Kippen. „Das habe ich mir ehrlich gesagt einfacher vorgestellt“, sagt Silvio Ihle, der ebenfalls bei der Stadt angestellt ist. Platte für Platte hebt er ab und kehrt mit einer Kollegin den Dreck heraus. Und auch der Brunnen darf sich über den Frühjahrsputz freuen. Bevor er in dieser Woche wieder befüllt wird, wurde er noch mal gründlich gekehrt.
Gegenüber vom Werner-von-Siemens-Gymnasium schwirren zur gleichen Zeit fleißige Bienchen in schwarz-gelb herum. Eine kleine Abordnung des Großenhainer Handballklubs rückt dem Dreck am Topfmarkt auf den Leib. „Die anderen sind zu Spielen unterwegs“, bedauert Jugendleiter Günter Köster. Doch ein paar Mädchen der B-Jugend waren noch vor Ort und meldeten sich spontan zum Putz. „Ich bin zum dritten Mal dabei“, erzählt Karolin Richter. „Ich mache mit, weil es für einen guten Zweck ist und ich der Stadt helfen kann.“ Mit ihren Mitspielerinnen holt sie Flaschen, Fahrradreifen und alte Kleidungsstücke aus dem Gestrüpp.
Jetzt noch das Schilf schneiden
Unterdessen hat Schwimmmeister Christian Thiel im Naturerlebnisbad viele Kräfte um sich geschart. „Acht Rettungsschwimmer, 22 Badegäste und das Personal sind hier im Einsatz“, freut er sich. Wenngleich es noch viel mehr sein könnten. „Naja, ob nun drei oder 20 Leute die Liegewiesen kehren, das ist schon ein Unterschied.“ Im Naturteich schreitet Stammgast Karsten Wendt in grüner Gummilatzhose durch das Wasser. Um den Hals hat er sich eine überdimensionale Heckenschere gehängt. „Er schneidet das Schilf, weil es sonst modert“, erklärt Christian Thiel. Dabei liegt ihnen die Zeit im Nacken.
In zwei Wochen treibt das Schilf aus und wäre dann kaum noch per Hand zu beherrschen. An den Sandsteinen am Spielbach ist Steinmetz Konrad Bittner dabei, die Bohrlöcher zu versiegeln. „Durch das Wasser, das dort reinkommt, wird der Stein porös“, erklärt er. Einige Splitter haben sich schon gelöst. Das Problem muss behoben sein, bevor im Mai die ersten Gäste erwartet werden.
In Sichtweite des Bades drehen unterdessen die verbliebenen Kameraden der Feuerwehr, alle anderen waren ja in Quersa im Einsatz, die Würstchen für die Helfer auf dem Grill. Wer gut arbeitet, darf auch gut essen, und so warten 250 Bratwürste und 250 Brötchen auf die hungrigen Grünpfleger. Gegen 13 Uhr trifft auch Karla Thiel ein und ist zufrieden: „Es gab keine riesigen Müllberge, aber viel kleinen Müll. Ich freue mich, dass sich wieder viele Vereine, die Sparkasse und auch die Schulen an der Aktion beteiligt haben.“