Von Petra-Alexandra Buhl
Dresden ist kurz davor, Erfurt als Gastgeber für den evangelischen Kirchentag 2011 auszustechen. Das größte protestantische Laientreffen der Welt könnte 100 000 Besucher anlocken – wenn Dresden rasch Ja sagt, sich mit Land und Kirche einig wird und Finanzierungspläne vorlegt.
Fast 40 Millionen Euro Umsatz
„Die Signale aus Dresden sind sehr positiv, aber eine offizielle Einladung der Landeskirche steht noch aus“, bestätigt Kirchentagssprecher Rüdiger Runge die Pläne. Es sei politisch gewollt, den Kirchentag 2011 im Osten auszurichten. Nach Überprüfung der infrage kommenden Städte seien allein Dresden und Erfurt übrig. Leipzig ist aus dem Rennen, weil die alte Messe nicht mehr vorhanden ist. In Dresden fand das Kirchentagskomitee neben einem großen Messegelände rund 10 000 private Quartiere für die Besucher.
Die Initialzündung für diesen Plan gab die Weihe der Frauenkirche 2005. Spätestens seit ihrem Wiederaufbau hat sie enorme Ausstrahlungs- und Symbolkraft weit über Dresden hinaus. „Natürlich wird die Frauenkirche beim Kirchentag eine herausragende Rolle spielen – wenn es soweit kommt“, so Runge.
Aus der Staatskanzlei hören die Kirchenleute ermutigende Worte: „Der Freistaat wird das positiv begleiten und unterstützen, wenn sich die Landeskirche bewirbt und den Zuschlag dafür bekommt“, sagt der stellvertretende Regierungssprecher Andreas Beese. Derzeit finden Gespräche auf allen Ebenen statt, um das Großereignis nach Dresden zu holen. „Wir wollen sicherstellen, dass der Kirchentag wirklich in Dresden gewollt ist“, bestätigt Matthias Oelke, Sprecher der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Landesbischof Jochen Bohl habe sich intern bereits zustimmend geäußert. Doch um einen Kirchentag auszurichten, müssten Kirche, Land und Stadt an einem Strang ziehen, auch Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und der amtierende OB Lutz Vogel (parteilos) müssten sich dazu bekennen. „Da ist offiziell noch nichts entschieden. In Sachsen gibt es aber – glaube ich – wenige Hemmnisse“, sagt Oelke. „Für Dresden ist jede Großveranstaltung ein Gewinn. Bei uns stimmt die Einstellung zu solchen Ereignissen. Wir sind es gewohnt, mit vielen Touristen umzugehen“, sagt Stadtsprecher Sven Kindler.
Nun müssen sich nur noch alle über das Geld einig werden. Ein Drittel der Kosten für den Kirchentag finanzieren dessen Teilnehmer aus ihren Beiträgen. Der Rest wird von der gastgebenden Kirche, vom Land und vom Bundesinnenministerium bezahlt. Der Kirchentag in Hannover 2005 soll rund 13 Millionen Euro gekostet haben. Runge argumentiert, dass die Regionen davon profitieren. Zum einen stehe jede Stadt im Zentrum des politisch-gesellschaftlichen Dialoges und der Aufmerksamkeit der Medien. Zum anderen gebe es regionalwirtschaftliche Effekte. Rund 25 Euro Umsatz bringt jeder Kirchentagsbesucher täglich, haben Studien ergeben. Das wären 7,5 Millionen Euro pro Tag bei 100 000 Besuchern. Fünf Tage sind geplant.
Bekannt für Gesellschaftskritik
Es soll aber gar nicht um Geld gehen. National und international sorgen die Kirchentage für Aufsehen durch starke gesellschaftliche Bezüge und die Auseinandersetzung mit der Politik. Denkbar ist laut Oelke, dass sich der Kirchentag thematisch am Elbtal orientiert, und Themen wie deutsche Einheit oder Euro-Region behandelt.