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Der Weg aus der Krise im Kirnitzschtal

Nach Starkregen, Schlammlawinen, Baumfällungen bricht Corona über die Kirnitzschtalwirte herein. Und nun muss auch noch das Fest abgesagt werden.

Von Anja Weber
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Elisabeth König vom Lichtenhainer Wasserfall öffnet am Wochenende für den Straßenverkauf.
Elisabeth König vom Lichtenhainer Wasserfall öffnet am Wochenende für den Straßenverkauf. © Steffen Unger

Die Wochenendausflügler  haben nach der Lockerung der Ausgangsbeschränkung das Kirnitzschtal wieder für sich entdeckt. Bereits am Donnerstagmorgen waren die ersten Wohnmobile auf den Wanderparkplätzen zu entdecken, so unter anderem auch am Nassen Grund. Familie Detmer aus Berlin hatte es sich dort gemütlich gemacht. "Wir sind übers Wochenende hier und da man ja wieder reisen kann, ist das eine gute Gelegenheit mal auszuspannen", sagt Friederike Detmer. Auch im Depot der Kirnitzschtalbahn wird alles wieder flott gemacht. Denn ab Sonnabend verkehren die Bahnen wieder. 

Auf Gäste hoffen auch die Wirte im Kirnitzschtal, wenn sie denn wieder öffnen können. Denn das Tal wurde mittlerweile schon von mehreren Krisen gebeutelt. Erst kam der Starkregen, dann die Schlammlawinen. Danach mussten Bäume gefällt werden. Und jetzt eben der Coronavirus, der die Geschäfte in solchen Zeiten zunichtemacht. Elisabeth König, die Wirtin vom Lichtenhainer Wasserfall hat sich deshalb entschlossen, wenigstens an den Wochenenden für den Außer-Haus-Verkauf zu öffnen. Nachdem das Kirnitzschtal für mehrere Wochen faktisch für Touristen verschlossen war, können die jetzt wieder kommen. Ein Lichtblick, aber nicht die Lösung.

Elisabeth König kennt die Sorgen und Nöte der Kirnitzschtalwirte. " Für uns ist die Situation sehr schwer. Nach dem Hochwasser und nach den Geröllbergen wussten wir in etwa, was auf uns zukommt und wann es weitergehen würde. Doch diesmal ist es ungewiss", sagt sie. Selbst wenn es nun bald wieder losgehe, bleibe für die Wirte ein großes Problem. Der nächste Winter im Tal. "Der Ansturm im Sommer und Herbst wird uns nicht vor dem langen Winter retten trotz aller Mühen der Belebung der Nebensaison", sagt die Wasserfall-Chefin. Viele von den Wirten hätten gerade die letzten Zahlungen des Hochwassers 2010 erledigt und nun kommen die nächsten Kredite. Es könne nicht sein, dass man hier von Kredit zu Kredit geschleust werde. Eine richtige Hilfe sei die Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 auf  sieben Prozent für den Verkauf von Speisen im Restaurant. Dies gilt jedoch erst ab dem 1. Juli und ist bis zum 30. Juni 2021 befristet. Doch den Wirten geht es um noch mehr. "Hier muss was passieren, ansonsten werden nächstes Jahr die nachgeholten Feierlichkeiten beziehungsweise das Einkehren dramatisch teuer beziehungsweise nicht mehr möglich, da die Gasthäuser insolvent sind oder die Menschen gar nicht mehr das nötige Geld besitzen. Das sind alles Punkte, denen sich die Wirte im Tal derzeit stellen. 

Thomas Pfenniger, Geschäftsführer des Dehoga-Regionalverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge schätzt die Situation für die Gastronomie und Hotellerie generell als absolut dramatisch ein und das treffe auch ganz besonders für das Kirnitzschtal zu. Deshalb unterstütze die Dehoga auch die Forderungen der Branche nach konkreten Hilfsfonds und die Einführung der reduzierten Mehrwertsteuer von sieben Prozent ab Beginn der Wiedereröffnung. "Wenn die Bundespolitik hier nicht einlenkt dann wird es Unternehmensschließungen in noch nicht absehbarem Maße geben und gerade zum Ende der Saison zahlreiche Entlassungen. Den Unternehmen hier in unserer Saisonregion wird schlichtweg das Geld fehlen, um Ihr Personal über den Winter zu beschäftigen", sagt Thomas Pfenniger. 

Einige von den Wirten und ihren Mitarbeitern nutzen die unfreiwillige Freizeit mit auch mit Renovierungsarbeiten und berichten über Facebook darüber, wie zum Beispiel das Forsthaus. Nur nicht vergessen werden, scheint die Devise im Kirnitzschtal zu lauten. Die Wirte und Hoteliers werben auch dafür, dass die Gäste ihre bereits gebuchten Reisen nicht absagen, sondern ganz einfach umbuchen auf einen späteren Termin. 

Und ganz aktuell haben nun die Wirte des Kirnitzschtals und der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge beschlossen, dass das diesjährige Kirnitzschtalfest ersatzlos ausfällt. "Es ist sehr schade, doch die Umstände geben es nicht her. Wir werden es nächste Jahr feierlich zelebrieren", sagt Elisabeth König.

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