Von Reinhard Kärbsch
Die Keramikerin und Malerin Marion Sperling tritt wie immer montags gegen 13Uhr durch die Tür: „Ich brauche Hilfe!“ Den Ruf kennen die etwa 20 wartenden Mädchen und Jungen, alle Zweit- bis Viertklässler, längst. Ihre Frau Sperling hat jedesmal zig Kisten im Auto. Die müssen rein.
Bunte Hasen zu Weihnachten
Und die sind voller Überraschungen: Sie bringt die Arbeiten der Kinder aus der vergangenen Woche zurück, die zwischenzeitlich durch den Brennofen der Sperlingschen Werkstatt gegangen sind. Das führt immer zu Veränderungen des Materials und der Farbgebung. Klar, dass sofort einige der Kinder nach unten stürzen, um dann behutsam die Kisten mit den kleinen Kunstwerken wie ein kostbares Gut in den Klassenraum tragen. Und sofort versucht jeder, seine Arbeiten zu finden. Es steht ja diesmal auch Weihnachten im Mittelpunkt.
Marie Wessela hat ihren Tonhasen gleich bei der Hand. Die Drittklässlerin aus Schmeckwitz hat ihn geformt als Erinnerung an ihren Blacky. Mit ganz großen Ohren und einem niedlichen Gesicht, wie Marie findet. „Wir haben ganz viele Hasen zu Hause, aber mein Blacky ist gestorben“, erzählt sie. Heute will sie den Keramikhasen bemalen. Sie weiß auch schon wie: „Besprenkelt soll das Fell sein. Lustige, helle Farben werde ich verwenden.“ Und wer soll den Hasen bekommen? „Ich werde ihn verschenken, zu Weihnachten.“ Mehr verrät Marie nicht. Nur, dass es ihr sehr viel Spaß macht, mit dem Ton umzugehen. „Da kann man formen, was man sich selbst vorher ausgedacht hat.“ Benjamin Krahl hingegen entschied sich mehr für das Praktische. Zwei filigrane Schalen fertigte und bemalte er – für die Mutti zum Weihnachtsfest. Die orangefarbene, die er stolz in der Hand hält, sieht in ihrer freien Form wirklich gelungen aus. Minuten später hilft Marion Sperling beim Einpacken. Das Material ist zu einer dünnen Schicht geformt und gebrannt worden. Da darf nichts kaputtgehen. Auch Patrick Bresan muss aufpassen. Er versteht sich auf Untersetzer mit besonderen Mustern. „Ich habe ein Stück Gardine aufgelegt, es mit dem Roller in die weiche Masse gedrückt, dann vorsichtig wieder abgezogen und die ovale Blattform geschnitten“, erklärt er den Vorgang. Solche Anregungen bringt natürlich Marion Sperling ein. „Ich versuche, den Kindern den Blick zu öffnen für die Dinge in ihrer Umgebung, in der Natur. Ich versuche, ihre Fantasie anzuregen. Blätter und Blüten lassen sich ebenso einarbeiten wie Gardinenmuster.“ Bianca Jahn aus der vierten Klasse greift auf solche Hilfsmittel nicht zurück. Sie formt die Verzierungen ihrer Vase selbst. Patrick anerkennt: „Sie ist die Beste von allen.“ Auch Marion Sperling lobt: „Bianca macht das schon gut.“
Demnächst inspiriert Krabat
Auch Maria Ziesch aus Wendischbaselitz versucht sich an den schwierigeren Aufgaben: Gestaltung einer etwa 20 Zentimeter hohen Figur. „Einer der drei heiligen Könige soll sie werden“, erklärt sie. Jetzt arbeitet sie an Teilen der Kopfbedeckung. Die Figur der biblischen Maria steht schon zu Hause. Auf was es beim Keramiken ankommt, weiß sie: „Eine gute Idee haben und sie gut machen. Vielleicht werde ich mal eine Kunstkeramikerin.“ Nachwuchssorgen muss sich Marion Sperling offenbar nicht machen. Um anregende Themen erst recht nicht: Demnächst ist Krabat Schulstoff. Die Sperlingsche Keramikfigur stand schon mal auf dem Tisch an diesem Montag.