Von Thomas Möckel
Susan Kretzschmar kann seit Wochenbeginn wieder etwas ruhiger schlafen. Denn die Sprecherin der Cottaer Elterninitiative weiß, dass die Schulkinder aus dem Dohmaer Ortsteil von nun an noch sichereren Fußes vom Hort der Grundschule Neundorf nach Hause kommen.
Der Grund ihrer Freude war schnell ausgemacht: Der Linienbus 209 (Pirna-Cotta) dreht seit gestern zwar nur eine kleine Zusatzrunde, die für Susan Kretschmar aber von großer Bedeutung ist.
Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres halten jetzt alle Busse der Linie 209 an der Haltestelle am Autohaus Huth in Neundorf. In auswärtiger Richtung fahren die Busse nun mit einer Schleife über den Wendeplatz, bevor es nach Cotta weiter geht. Somit werde die Sicherheit auf dem Schulweg für die Grundschüler und Hortkinder aus Neundorf wesentlich verbessert, begründet die Verkehrsgesellschaft Sächsische Schweiz (VSS) ihre Entscheidung. Die alte Haltestelle am Frisiersalon, an der es kein Wartehäuschen gab, hat damit ausgedient und wird demnächst liquidiert.
Für die Cottaer Elterninitiative erfüllen sich mit der neuen Linienführung gleich zwei Wünsche. Zum einen müssen die Hortkinder nicht mehr über die viel befahrene Straße zur Haltestelle sprinten. Zum anderen finden sie am Wendeplatz einen regensicheren Unterschlupf, wo sie auf den Bus warten können.
Für Susan Kretzschmar gleicht die Entscheidung der VSS „einem kleinen Wunder“. Erst sei gar nichts passiert und auf einmal ging alles ganz schnell, sagt sie.
Die Cottaer Elterninitiative nahm bereits zu Beginn des Schuljahres im vergangenen Sommer den Kampf für diese neue Linienführung auf – zunächst allerdings ohne Erfolg. In einem Brief vom 26. September an die VSS schrieben die Eltern alles auf, was ihnen dabei auf den Nägeln brannte: dass die Kinder täglich die vierspurige Straße überqueren müssen; dass sich die Autofahrer nicht an das Tempolimit von 30 Stundenkilometern im Haltestellenbereich halten; dass der Lkw-Verkehr in Richtung Deponie Cotta immer mehr zunimmt; dass es an der Straße kein Wartehäuschen gibt. Doch mit einem Schreiben vom Landratsamt, in dem die Antwort der VSS mitgeteilt wurde, folgte die Ernüchterung. Nach Prüfung aller Möglichkeiten, war darin zu lesen, sei „aus fahrplantechnischen Gründen eine Linienführung über den Buswendeplatz Neundorf nicht möglich“. Zudem würde es zu Platzproblemen mit der Linie „N“ kommen.
Bei den engagierten Cottaer Eltern keimte erst wieder Hoffnung, als sie sich mit den Verantwortlichen zu einem Ortstermin am 12. Dezember verabredeten. Doch die Vorfreude darauf schlug nach dem Treffen in Enttäuschung um. Denn wieder beantwortete die VSS den Vorstoß der Erziehungsberechtigten mit einem „Nein, das geht nicht“, machte aber gleichzeitig eine kleine Einschränkung: Gebe die Polizei ihren Segen dafür, dass die Busse Richtung Cotta künftig am Wendeplatz halten dürfen, werde man über eine veränderte Linienführung nachdenken, verkündete die VSS damals.
Die Elternsprecherin warf der Gesellschaft daraufhin vor, sie sei unflexibel. Erst nach einem zweiten Ortstermin nahmen die Dinge ihren Lauf.
Die VSS will heute allerdings von ihrer anfänglichen Ablehnung der geforderten Linienänderung nichts mehr wissen. Wir haben den Vorschlag schon immer befürwortet und haben sofort darauf reagiert. Wir waren nie dagegen, dass die Busse der Linie 209 stadtauswärts am Wendeplatz Neundorf halten“, behauptete gestern ein VSS-Mitarbeiter. Weil die Verkehrsdichte zugenommen hat, lasse man nun zugunsten der Sicherheit von Schulkindern die Busse eine kleine zusätzliche Schleife am Autohaus Huth drehen.
„Wir haben nun erreicht, was wir wollten“, frohlockt Susan Kretzschmar. Die Elterninitiative sei deshalb der VSS, dem Landratsamt und dem Polizeipräsidium dankbar für das Entgegenkommen und die Zusammenarbeit. „Für uns war der Kampf um die Haltestellenverlegung ja eher kurz“, so die Elternsprecherin.
Eine Kindergärtnerin hatte das Vorhaben schon einmal vor 23 Jahren angeschoben.