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Kleine Sprinter fürchten den Ball

Beim Training im Lößnitzstadion gibt es eigentlich einen Schutz für die Leichtathleten vor Treffern der Fußballer. Doch der fehlte jetzt.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Uns geht es vor allem um die Sicherheit“, sagt Eberhard Arnold, seit vielen Jahren Trainer bei den Leichtathleten vom SSV Planeta. „Was glauben Sie, was passiert, wenn ein scharfer Ball so einen kleinen Kerl von acht Jahren trifft.“ Glücklicherweise sei bisher noch kein schwerwiegender Unfall passiert.

Damit das so bleibt, drängen die Leichtathleten auf die Netzanlage. Die Netze befinden sich hinter den Fußballtoren an den Stirnseiten des Platzes. Auf einer Länge von jeweils 65 Metern, zwischen Alupfosten – fünf Meter hoch, ein Meter davon in der Erde. Seit zwei Jahren stehen die Netze dort, wenn Leichtathleten und Fußballer gemeinsam im Lößnitzstadion trainieren. Eine mobile Anlage, die jederzeit auf- und abgebaut werden kann. Anfangs einmal im Jahr. Doch nun ist eine dritte Sportart häufiger auf dem Platz, seitdem sie mit zwei Teams im Ligabetrieb spielt: Die American Footballer von den Suburbian Foxes. Die Netze passen nicht zu ihrem Spielbetrieb. Die Footballer benötigen fünf Meter freien Auslauf hinterm Tor. Also muss ab- und aufgebaut werden.

Wer aber übernimmt das? Die Leichtathleten, die das Netz am nötigsten brauchen, hatten sich anfangs zur Hilfe bereiterklärt, sagt Sportstättenchef Bernd Willomitzer. „Das war eine andere Ausgangssituation, als wir zugestimmt haben dabei zu helfen“, sagt Leichtathletik-Trainer Thomas Berndt. Jetzt könnte es im ungünstigsten Fall wöchentlich sein, dass die Netze weg müssen. Keine Aufgabe für die Kinder. Die Fußballer wiederum können auch ohne Netze leben. Nur dass sie die trotzdem gut finden, weil sie dann ihren Bällen nicht mehr so weit hinterher laufen müssen. Den American Footballern sind die Nylonnetze im Weg, bedeuten für sie Verletzungsgefahr.

Bernd Willomitzer: Dem Sportstättenbetrieb steht nur ein Platzmeister pro Schicht zur Verfügung. Der kann es allein nicht leisten. Denn vier bis fünf Leute haben bis zu zweieinhalb Stunden gut damit zu tun, die schweren Stangen und Netze hin- und her zu bugsieren.

So blieb der Schutzzaun im Mai im Stadionhof liegen. Trainer Thomas Berndt sprach das Thema im Stadtrat an. Allein 140 junge Leichtathleten vom SSV Planeta nutzen den Platz, 100 davon zwischen sieben und elf Jahren. Nicht selten trainieren 70 gleichzeitig. Die Fußballer, auch vom RBC, sind oft mit mehreren Mannschaften dabei. Die Erkenntnis: Da hilft nur eine gemeinsame Beratung mit allen Vereinen.

Diese Woche fand sie statt. Mit einer zumindest vorübergehenden Lösung. Sportstättenchef Willomitzer: Die American Footballer bauen die Netze freitags ab. Gemeinsam mit dem Platzmeister jeweils vor ihren Spielen am Sonntag. Sportstättenbetrieb und Ein-Euro-Jobber von der Beteiligungsgesellschaft bauen sie danach wieder auf. Zweimal noch bis zu den Sommerferien. Dann sind die Footballer sowieso allein auf dem Platz, weil die anderen Sportler Pause machen.

Die Regelung ab September bleibt offen und Thema für eine erneute Beratung. Was die nicht klären kann, ist die Frage, wie es mit den Sportstätten in Radebeul überhaupt weitergeht. Fakt ist: Es gibt zu wenige Möglichkeiten zum Trainieren und Spielen. Vor 20 Jahren hatte die Lößnitzstadt vier Sportplätze, erinnert Eberhard Arnold. Jetzt sind es nur noch zwei. Und die, die Sport treiben wollen, werden immer mehr. Auch eine Folge des erfreulichen Zuzugs. Doch wie den Widerspruch lösen?

Je mehr Sportler zur gleichen Zeit auf dem Platz sind, desto schwieriger wird es mit der Abstimmung zwischen ihnen, sagt Eberhard Arnold. Der Vorschlag, mit dem Training eher zu beginnen und so nicht gleichzeitig mit den Fußballern auf den Platz zu müssen, lässt sich Thomas Berndt zufolge nicht umsetzen. „Auch die Trainer müssen arbeiten.“ Und wie lange wird das Netz dem ständigen Auf- und Abbau standhalten? Diese Variante ist auch nur eine Notlösung, sagt Eberhard Arnold. „Die eigentliche Ursache für die Schwierigkeiten liegt im Sportplatzmangel.“ Dieses Problem zu lösen, dürfte eine Aufgabe für den neuen Stadtrat sein.