Kleingarten gesucht

Region Döbeln. Anfang April haben Eyk Fechner und seine Partnerin Linda die Parzelle in der Waldheimer Kleingartengruppe „Wachberg“ übernommen. So wie sie gibt es derzeit viele vor allem junge Leute, die nach einem Garten Ausschau halten.
„Bei uns liegt es aber nicht an der Corona-Krise, dass wir uns für einen Garten entschieden haben“, betont Eyk Fechner. Das junge Paar wohnt mit ihrer vierjährigen Tochter Feenja in der Nähe und will den Kleingarten zur Erholung, aber auch zur Selbstversorgung nutzen. Ausschlaggebend für die Wahl war auch, dass Eyks Eltern ebenfalls auf dem „Wachberg“ einen Garten haben.
Kurz nach dem „Einzug“ konnten Linda und Eyk auch das Gartengrundstück nebenan übernehmen. Dessen Pächter konnten sich nicht mehr darum kümmern. „Das hat den Vorteil, dass wir unsere Laube wegreißen können. Die ist doch schon etwa marode. Das Häuschen auf dem Nebengrundstück ist stabiler“, so Fechner.
Wie Christian Werner, Vorsitzender des Kreisverbandes der Kleingärtner Döbeln, sagt, haben derzeit viele Vereine große Nachfrage. „Es gibt fast täglich neue Anfragen“, so Werner. In der Region gibt es 77 Vereine mit knapp 3.700 bewirtschafteten Gärten. Jedoch sind auch etwa 200 freistehende Parzellen zu verzeichnen, die beräumt werden müssen. „Im Interesse der Gartengruppen wäre es gut, wenn die Nachfrage anhalten würde“, so Werner.
In der Gartengruppe „Wachberg“ sind seit März vier Gärten vergeben worden, sagt Schatzmeisterin Evelin Postelt. „Wir haben deutlich mehr Anfragen als in den vergangenen Jahren“, sagt sie. Ob dies mit den verringerten Reisemöglichkeiten aufgrund der Corona-Pandemie zusammenhänge, könne sie nicht beurteilen. Der Vorstand sei bestrebt, die Gärten in einem ordentlichen Zustand zu übergeben. „Wir achten aber auch darauf, dass potenzielle Pächter zu uns passen“, so Postelt.

Auch in Waldheims größter Kleingartenanlage auf dem Pfaffenberg ist die Nachfrage gestiegen. „Wir haben knapp zehn Bewerbungen vorliegen“, sagt Vereinschef Bertram Handschuh. Die werde man Stück für Stück abarbeiten. Insgesamt gibt es auf dem Pfaffenberg 270 Gärten, davon sind 238 bewirtschaftet. „Wir entwickeln aber auch ein Konzept für einen Rückbau, denn es gibt viele ältere Leute, die den Garten wohl mittelfristig abgeben werden“, so Handschuh.
Probleme, leerstehende Parzellen wieder zu vermitteln, gibt es in der Döbelner Sparte „Bergfrieden“ nach Auskunft des stellvertretenden Vorsitzenden Klaus Rüdrich nicht. „Im Jahr 2019 wurden in unserer Anlage 16 Gärten zurückgegeben, die konnten wir alle wieder vermitteln“, so Rüdrich. Derzeit ist von 203 Gärten gerade einer frei.
Rüdrich sagt aber auch, dass es früher 15 Parzellen mehr waren, die aber jetzt anderweitig genutzt werden. Ein großes Problem sei für viele Pächter der Rückbau der Lauben. „Wenn der Garten zurückgegeben werden soll, und die Laube ist in gutem Zustand, kann sie stehenbleiben. Die meisten Interessenten suchen ja ein Gartengrundstück mit Laube“, sagt Rüdrich.
Mit einem Werbebanner macht die Gartensparte „Am Wiesengrund“ in Döbeln auf sich aufmerksam. „Der Sommer im eigenen Garten? Wir haben freie Gärten mit Strom und Wasser“, heißt es darauf. In den vergangenen beiden Monaten sind drei Gärten neu vergeben worden. Von den 115 Parzellen in der Anlage sind 95 bewirtschaftet, sagt der stellvertretende Vorsitzende Heiko Thierbach.
Nur einige hundert Meter Luftlinie entfernt ist die Kleingartenanlage „Zschackwitzer Berg“ zu finden. „Wir haben in den letzten Monaten sieben Gärten vergeben“, sagt Vereinsvorsitzende Marina Harzbecker. Die Nachfrage hänge aber nicht nur mit der Corona-Krise zusammen, auch wenn dies sicher eine Rolle spiele.
Die Gartengruppe hat seit Oktober 2019 einen neuen Vorstand. „Wir wollen die Anlage wieder auf Vordermann bringen und sind deshalb auf der Suche nach Unterstützern“, sagt die neue Chefin.
In der Leisniger Sparte „Erholung“ ist der Vorstand mit der Entwicklung nicht unzufrieden. „Drei Gärten wurden abgegeben und sofort wieder vermittelt“, sagt Klaus Kaiser. Am Meinitzer Weg ist die Nachfrage dagegen gering. „Wir hätten gern mehr Zulauf“, sagt der Vorsitzende Klaus Kunze.
Klaus-Peter Hawerda von der Gartengruppe „Weinberg“ in Roßwein äußert diesen Wunsch ebenfalls. Von ehemals 176 Gärten werden noch etwa 130 genutzt. Etwa 25 Parzellen sollen deshalb beräumt werden, um das Gelände wieder an die Stadt zurückgeben zu können.
In der Gartensparte „Sternwarte“ Hartha sind in der jüngsten Vergangenheit drei Gärten neu vergeben worden, sagt Vereinschef Johann Kaszpari. Von 115 Parzellen stehen zehn frei. „Davon kann man aber nur drei guten Gewissens anbieten, die anderen sind in zu schlechtem Zustand“, so Kaszpari.
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